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0078 - Im Geisterreich der Wikinger

0078 - Im Geisterreich der Wikinger

Titel: 0078 - Im Geisterreich der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Alptraum vorstellen konnte.
    Instinktiv fuhren Zamorra und die anderen mit den Köpfen herum. Die Gefahr, von Mordpfeilen getroffen zu werden, ließen sie in diesem Augenblick völlig außer acht. Ihre Blicke gingen in die Richtung, wo das schauerliche Geheul seinen Ursprung hatte.
    Und dann sahen sie es.
    Es war ein Tier. Aber was für ein Tier…
    Groß wie ein mittleres Einfamilienhaus, wuchtig wie eine lebendig gewordene Dampfwalze, grau wie die Morgendämmerung eines regnerischen Tages.
    Ein riesiger Wolf!
    In dem klobigen, vorne spitz zulaufenden Schädel saßen Augen, die glühten wie das Höllenfeuer selbst. Aus dem weitaufgerissenen Rachen ragten Zähne hervor, die schärfer und spitzer waren als das Blatt einer Baumfällersäge.
    Mit der Geschwindigkeit einer D-Zug-Lok kam das Ungeheuer auf sie zugerannt. Die gewaltigen, krallenbestückten Tatzen wirbelten, brachten mit jedem Ausgreifen mehr als zehn Meter hinter sich.
    Aber trotz der augenscheinlichen Schwere des furchterregenden Rumpfes sanken die Tatzen nicht in den schwammigen Boden ein.
    Kein Tropfen Wasser spritzte hoch, keine Erd- oder Grasklumpen wurden zur Seite geschleudert. Das Untier schien wie ein Luftkissenfahrzeug über die Wiese hinwegzufliegen.
    Noch wenige Sätze, dann war es heran.
    Die Männer erwachten aus ihrer vorübergehenden Erstarrung. Lejeune stieß einen gellenden Entsetzensschrei aus und preßte sein Gesicht in den Wiesengrund. Anscheinend konnte er den schrecklichen Anblick nicht länger ertragen. Jean Marre kauerte sich zusammen wie ein Hund, der Angst vor dem Gewitter hatte. Roger Legrand unternahm verzweifelte Anstrengungen, wegzukriechen, was ihm jedoch nicht gelang. Col tat gar nichts. Mit unbewegter Miene blickte er dem nahenden Inferno entgegen – lächelnd.
    Zamorra hingegen handelte. Er riß seinen rechten Arm hoch, zielte ganz kurz und feuerte. Genau in die glosenden, tellergroßen Augen der irrwitzigen Bestie.
    Obgleich er sich ganz sicher war, voll ins Schwarze getroffen zu haben, war der Erfolg gleich null. Ebenso gut hätte er versuchen können, mit den Revolverkugeln einen Panzer zum Stehen zu bringen. Ungebrochen jagte das gewaltige Tier heran.
    Zum zweitenmal innerhalb weniger Augenblicke sah der Professor sein letztes Stündlein gekommen.
    Und zum zweiten Mal ging der bittere Kelch des Todes an ihm vorüber.
    Geschwindigkeit setzte die Alptraumgestalt über ihn und seine Weggenossen hinweg. Geifer quoll dabei aus seinem Rachen, tropfte in den Morast, wo er zischend verdampfte. Ein kehlezuschnürender Hauch von Aas und Pestilenz drang Zamorra in die Nase, brachte ihn fast zum Erbrechen.
    Das Ungeheuer hatte es nicht auf sie abgesehen gehabt, hatte sie verschont.
    Er stürmte ohne Aufenthalt weiter, den bogenbewaffneten Heckenschützen entgegen.
    Diese sahen das Unheil kommen. Vielstimmiges Angstgebrüll klang auf.
    Das Angstgebrüll war nur zu berechtigt!
    Professor Zamorra hatte sich aufgerichtet, konnte genau die furchtbaren Szenen verfolgen, die sich jetzt dort drüben abspielten.
    Die Männer in den grauen Wämsern hatten ihre Bögen erhoben und auf die heranstürmende Bestie angelegt. Die Pfeile surrten von den Sehnen, und wohl jeder einzelne von ihnen traf. Aber damit erreichten die Männer nicht das geringste. Im Vergleich zu dem riesigen Wolf waren die Pfeile nicht mehr als Zahnstocher, völlig wirkungslos, beinahe lächerlich.
    Dann war das Untier unter den Männern. Und diesmal hetzte es nicht weiter, diesmal verschonte es die Menschen nicht.
    Die mächtigen Tatzen mit den nadelspitzen Krallen zuckten vor wie Schlangenköpfe, unheimlich schnell und ohne jedes Erbarmen.
    Einige der Männer wurden, wie von ungeheuren Keulenhieben getroffen, zur Seite geschleudert, wo sie reglos liegenblieben. Andere wurden von den Pranken hochgerissen und starben.
    Nach wenigen Sekunden nur war alles vorbei.
    Das schreckliche, mordgierige Wüten war beendet. Die alptraumhafte Bestie fand kein Opfer mehr.
    Animalisches Triumphgeheul entrang sich der blutrünstigen Kehle des Riesenwolfs, der sich dabei auf den Hinterpratzen niedergelassen hatte und den hochgereckten Schädel dem Himmel zudrehte.
    Dem Professor lief es eiskalt den Rücken hinunter. Diese Siegespose erschien ihm beinahe noch grauenhafter als die schaurige Blutorgie selbst.
    Kurz darauf war der gestaltgewordene Horror wieder auf allen vieren. Er drehte sich um, richtete seine riesigen, feurig glänzenden Augen auf Zamorra und seine Begleiter. Aus dem Stand

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