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0078 - Im Geisterreich der Wikinger

0078 - Im Geisterreich der Wikinger

Titel: 0078 - Im Geisterreich der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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führte.
    Weit kam er jedoch nicht. Schon einen knappen Kilometer hinter La Rosy wurde er gestoppt. Polizei mit Blaulicht und leuchtenden Haltekellen.
    Bill hielt an und kurbelte die Scheibe nach unten.
    Ein Polizist steckte seinen Kopf ins Innere des Fahrzeugs.
    »Passierschein!« forderte er ultimativ.
    Der Amerikaner erklärte, daß er ein solches Papier nicht besitze.
    »Dann können Sie hier nicht weiterfahren«, erklärte ihm der Beamte klipp und klar, in ausgesprochen barschem Tonfall.
    Nach mehr als zwölf Stunden Autofahrt war Bill gerade in der richtigen Stimmung, sich abwimmeln zu lassen.
    »Hören Sie, Monsieur«, sagte er laut in seinem fast akzentfreien Französisch, »ich muß mir diese Barriere ansehen! Da sind Freunde von mir eingeschlossen.«
    Der Polizist grinste beinahe bösartig. »Den Trick kenne ich, Freundchen. Also kehren Sie schon um!«
    Bill wollte weiter mit dem Mann argumentieren, aber der hatte sich bereits abgewandt und hörte gar nicht mehr zu. Der Amerikaner unterdrückte den Impuls, auszusteigen und ihm eine Maulschelle zu verpassen. Er ließ den Wagen ein paar Meter vorrollen, so daß er wieder auf gleiche Höhe mit dem Beamten kam. Der Mann ahndete dieses Tun damit, daß er demonstrativ seine Hand auf die Pistolentasche legte. Damit er nicht auf falsche Gedanken kam, bremste Bill wieder.
    »Sagen Sie mir wenigstens, wo ich so einen verdammten Passierschein kriegen kann«, rief er aus dem Fenster.
    »La Rosy!« knurrte der Hüter des Gesetzes dreisilbig, ließ dabei jedoch die Hand nach wie vor auf der Pistolentasche ruhen.
    Zähneknirschend setzte Bill zurück und vollführte das geforderte Wendemanöver. Dann fuhr er zurück in die Ortschaft.
    Er hielt vor dem nächstbesten Gasthof. Hier würde man ihm sicherlich Näheres sagen können.
    Man konnte. Bill wurde an das Hotel ›Louis XIV‹ verwiesen. Dort sollte es Passierscheine geben.
    »Theoretisch, aber nicht praktisch«, sagte der Einheimische, den er angesprochen hatte. »Ich würde mir da nicht allzu viel Hoffnung machen, Monsieur. Ganz La Rosy wimmelte von Leuten, die auch einen haben wollen.«
    Bill ließ sich durch diese frustrierenden Worte nicht entmutigen.
    Er fuhr zu dem genannten Hotel, bei dem es sich auch nur um einen Gasthof handelte. Um einen ziemlich großen allerdings.
    Als Bill das Lokal betrat, stand er gleich im Schankraum. Der Laden war so voll, als würde Gratiswein ausgeschenkt. Nahezu sämtliche Stühle an den kleinen Holztischen waren besetzt. Bill merkte sofort, daß es sich weitgehend um Leute handelte, die nicht in La Rosy wohnten. Kleidung und Sprache ließen das deutlich erkennen. Er konnte englische, amerikanische, deutsche Laute aus dem Stimmengewirr herausfiltern. Den meisten konnte man ihre Profession an der Nasenspitze ablesen: Reporter.
    Bill verstand jetzt auch, was der Polizist mit dem Satz ›Den Trick kenne ich‹, gemeint hatte. Gott, dachte er, wenn die alle einen Passierschein haben wollen…
    Er ging zu dem flachen Tresen hinüber, an dem ein dicker Mann und mehrere jüngere Frauen alle Hände voll zu tun hatten. Der Dicke blickte auf, als ihn der Amerikaner ansprach und sich nach der Passierscheinausgabe erkundigte.
    Ein fetter Daumen wies auf eine geschlossene Holztür im Hintergrund des Raums.
    Bill bedankte sich und marschierte auf die Tür zu. Eine ganze Reihe von Augenpaaren begleiteten seinen Weg. Mehrere der Männer grinsten.
    An der Tür hing ein Schild: Einsatzleitung. Bill klopfte an und trat nach einem knappen ›Herein‹ ein.
    Der Raum, sonst wohl ein Hinterzimmer für geschlossene Gesellschaften, wurde von mehreren Uniformierten bevölkert. Angehörigen des Militärs, nicht der Polizei, wie Bill feststellte. Sie saßen an zusammengerückten Tischen, die über und über mit Papieren, Plänen und Karten bedeckt waren. St. Bürokratius hatte hier voll zugeschlagen.
    Bill trat näher.
    Ein Mann mit zackigem Haarschnitt auf dem eckigen Kopf und Korporalsepauletten auf den Schultern klappte ein DIN-A-4-Heft zu und musterte den Historiker.
    »Ja?«
    »Ich möchte einen Passierschein, um…«
    Der Korporal klappte das DIN-A-4-Heft wieder auf und schob es Bill hinüber.
    »Da, tragen Sie sich ein. Name, Hotel, vertretene Zeitung…«
    »Ich bin kein Reporter«, sagte Bill. »Ich bin aus einem persönlichen Grund hier.«
    Der Korporal schloß das Heft wieder. »Verwandte drin?« erkundigte er sich.
    »Freunde.«
    »Verstehe«, nickte der andere. »Trotzdem… Tut mir leid, aber

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