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0078 - Im Geisterreich der Wikinger

0078 - Im Geisterreich der Wikinger

Titel: 0078 - Im Geisterreich der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Mademoiselle!«
    Die Männer wandten sich ab, schossen wieder auf die Wikinger, die gerade einen neuerlichen Versuch starteten, die Festung zu stürmen.
    Der Angriff wurde blutig abgeschmettert. Nicole erkannte, daß sich Col tatsächlich besonders hervortat. Er schoß mit der Genauigkeit eines Meisterschützen. Zwei, drei Nordmänner, die er aufs Korn nahm, brachen zusammen und blieben reglos auf der Straße liegen.
    Nicole fing selbst an, an sich zu zweifeln. Ja, sie hatte Schmerzen.
    In der Aufregung der letzten Viertelstunde hatte sie gar nicht darauf geachtet. Aber jetzt, nachdem der Fischer das Stichwort gegeben hatte, spürte sie ihren Körper. Die Schulter tat ihr weh, der rechte Fuß, die Rippenpartie. Wahrscheinlich waren sogar ein paar Rippen gebrochen.
    Und der Kopf tat ihr weh, sehr weh sogar. Eine Gehirnerschütterung?
    Vielleicht hatte sie wirklich Halluzinationen gehabt. Vielleicht hatte sie sich wirklich nur eingebildet, Col und den Rotbärtigen mit dem stählernen Blick zu sehen. Im Grunde genommen war es ja auch lächerlich. Col im Wikingerdreß – das konnte ja gar nicht sein.
    Wo sollte er die Maskerade an- und wieder abgelegt haben? Ja, die Männer hatten wahrscheinlich recht. Sie hatte sich das alles nur eingebildet. Col stand auf der richtigen Seite, mußte auch auf der richtigen Seite stehen, denn er war ein Mensch aus dem zwanzigsten Jahrhundert, kein blutiger Wikinger aus der Zeit vor tausend Jahren.
    Und er schoß auf die Nordmänner, töte sie. Wie konnte er da vorher mit ihnen plaudern und lachen? Purer Unsinn, ja!
    Sie riß sich zusammen, war bemüht darum, ihre Glaubwürdigkeit wiederzugewinnen.
    »Wo ist Professor Zamorra, Monsieur Col?« fragte sie beherrscht.
    Er antwortete ihr, ohne sich umzudrehen. »Zamorra? Ich weiß nicht. Irgendwo im Ort. Wir haben uns alle sofort getrennt, nachdem wir zurückgekommen waren.«
    Nicole setzte sich auf den Boden, neben die Mädchen, die die Gewehre nachluden.
    Der Chef war im Ort, und sie wußte nicht, wo. Ob er überhaupt noch lebte? Ob er dem furchtbaren Gemetzel dort draußen entgangen war?
    Die Angst zog in ihr Herz ein. Wie es aussah, konzentrierten sich die Aktivitäten der Nordmänner ausschließlich nur noch auf dieses Haus hier. Nirgendwo sonst schien sich Widerstand zu regen. Das konnte im Grunde genommen nur eins bedeuten: Alle anderen waren ermordet oder gefangengenommen worden. Auch der Chef?
    Tränen traten Nicole in die Augen. Und wieder wollte sie am liebsten sterben. Ohne ihn hatte das Leben für sie keinen Zweck mehr. Alles war sinnlos, vollkommen sinnlos.
    Oh, Chef!
    Abrupt wurde Nicole aus ihren wehmütigen Gedanken gerissen.
    Draußen auf der Straße ertönte eine Männerstimme, die so laut, so donnernd, so gewalttätig war, daß sie regelrecht zusammenzuckte und auf die Füße sprang.
    Wer brüllte dort so furchtbar, daß beinahe die Hauswände zitterten?
    Auch die Betenden am anderen Ende des Raums fuhren erschreckt zusammen.
    »Das ist der Teufel selbst!« rief der Geistliche schrill. Er erhob sich vom Fußboden und eilte zum Fenster.
    Nicole blickte ebenfalls durch die Ritzen hinaus auf die Straße.
    Dort stand er – der mächtige Wikinger, von dem sie schon gedacht hatte, daß er doch nur ihrer Einbildung entsprungen war.
    Wie ein Sinnbild der fleischgewordenen Gewalt stand er da mitten auf der Straße. Größer und breiter als alle anderen Nordmänner mit einem mächtigen Brustkasten, muskelschwellenden Armen, Beinen wie Säulen. Der kantige, wie aus Stein gehauene Schädel war trotzig erhoben, das Gesicht mit dem flammenden Bart vor Zorn entstellt.
    Nicole sah, daß er Handschuhe trug, die aus Eisen gefertigt zu sein schienen. Die rechte Faust umspannte eine eigenartig geformte Waffe. Jetzt sah sie diese Waffe genauer. Es war ein Hammer, gleichfalls aus Eisen geschmiedet, schätzungsweise mindestens zehn Kilogramm schwer.
    Mehrere Sekunden lang schienen die Männer von St. Briand so beeindruckt von der schieren Kraft des riesigen Wikingers zu sein, daß sie zu schießen vergaßen. Dann jedoch hatten sie sich wieder gefaßt.
    Sie feuerten, was ihre Gewehre hergaben. Kugel auf Kugel jagte dem Koloß entgegen.
    Zum Entsetzen der Männer – und zum Entsetzen Nicoles – wankte der Wikinger jedoch kein bißchen. Die zahllosen Treffer, die sich in seinen mächtigen Körper bohrten, hinterließen nicht die geringste Wirkung. Er steckte sie weg, als würden lediglich Fliegen gegen ihn prallen.
    Und dann ging er zum

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