008 - Der schlafende König
kostbare Fracht im Auge behielten.
Matt und Aruula begaben sich in ihre Kammer. Kaum dass Aruula ihre Waffen abgelegt hatte, sank ihr Kopf auf ein Kissen und sie schlief ein.
Matt gelang es noch, sich aus den Kleidern zu schälen. Er legte sich neben Aruula und schaute kurz an die Decke, dann war auch er schon weg und schwebte internem Jet über den Wolken. Auch die anderen waren da; er hörte ihre Stimmen im Kopfhörer: Irvin Chester, schwarz, muskulös und trotz der ernsten Lage mit einem Grinsen auf den Lippen; der Draufgänger Hank Williams; die hübsche Kanadierin Jennifer Jensen; Dave McKenzie, der Astrophysiker. Und hinter Matt selbst saß Professor Dr. Jacob Smythe. Die Nervensäge. Der Mann, der größten Wert darauf legte, dass man seinem Titel nicht vergaß, wenn man ihn ansprach.
Smythe war verrückt geworden und hatte sich in eine Monstergrube gestürzt. Auch ehester war tot, in einer Arena in Rom ums Leben gekommen. Von dessen Kopiloten Hank Williams wusste Matt nur, dass er sich nach Norden abgesetzt hatte. Der Jet von Jensen und McKenzie schien nicht in dieser Gegend niedergegangen zu sein. Vielleicht hatte er es bis zur Basis bei Berlin geschafft. In der Hoffnung, dass auch Williams den Stützpunkt als Treffpunkt anvisieren würde, war Matt nach erfolgloser Suche dorthin aufgebrochen…
***
Als er am Morgen erwachte, fühlte er sich noch immer erschöpft und ausgelaugt, wie nach einer langen Krankheit. Erst das deftige Frühstück brachte ihn wieder ins Leben zurück. Als er mit Aruula ins Freie trat, hatten Machometh und seine Leute die Frekkeuscher schon wieder beladen. Sie waren abmarschbereit.
Achmaz verließ in Begleitung Tubels den Gasthof, und als er die beiden erblickte, winkte er ihnen zu. Der Hausdiener schleppte einen Beutel des Händlers und warf einen neugierigen Blick auf Matts Gürtel, in dem die Brünna steckte, die er in der Steppe gefunden hatte. Tubels Miene besagte eindeutig, dass ihm der Anblick solcher Waffen nicht neu war.
Er schien sich nur zu wundern, sie an Matts Gürtel zu sehen. Und so nahm Matt ihn beiseite und erkundigte sich, ob er etwas über die Menschen wusste, die derartige Totmacher bei sich trugen.
»Die Ordensbrüder«, nuschelte Tubel undeutlich und wies am See entlang nach Westen. »Sie leben in einem Tempel und nennen sich Broglianer.«
»Broglianer? Wie sehen sie aus?« fragte Matt verdutzt in der Sprache der Wandernden Völker, die er mittlerweile gut genug beherrschte, um sich verständigen zu können.
Zwar hatte jede Region ihre eigenen Dialekte, doch die Nomadensprache schien ein universelles Bindeglied zu sein, das fast jeder verstand.
»Es sind Menschen wie du und ich«, entgegnete Tubel, »aber sie halten sich für etwas Besseres. Sie nennen sich ›Garde des schlafenden Königs‹, und sie predigen, dass er dereinst erwacht, um über alle Menschen zu herrschen.«
Matt und Aruula warfen sich einen Blick zu, und Achmaz, der gerade seinen Frekkeuscher bestieg, tippte sich an die Stirn.
»Die Garde des schlafenden Königs?« echote Matt.
Tubel nickte. »Sie sagen, er liegt in einem Eisblock und schläft.« Er drehte sich um und schlenderte zum Gasthof zurück.
»Danke, Tubel«, sagte Matt.
Tubel drehte sich herum. »Ich heiße nicht Tubel. Ich heiße Raynee. Tubel heißt Dummkopf.«
Matt wäre am liebsten vor Verlegenheit im Boden versunken. Aruula drehte sich um und hob eine Hand vor den Mund, um ihr Lachen zu verbergen. Achmaz grinste.
Raynee setzte seinen Weg fort kopfschüttelnd über die Dummheit des Fremden.
»Als ich in deinem Alter war«, sagte Achmaz und packte die Zügel seines Reittiers, »habe ich auf einer Reise nach Züri vom Mythos des schlafenden Königs gehört. Er soll eine Art Gottheit sein.«
»Wieso schläft er?« fragte Matt.
Achmaz wiegte den Kopf. »Ich weiß nicht. Die Leute hier am See sind nicht sehr redselig, und wenn sie in Anwesenheit von Fremden mal etwas sagen, hört man meist nur Gopferdammi oder Gopffriedstutz. Frag mich nicht, was es bedeutet. Wenn man nach dem schlafenden König fragt, kriegt man meist nur Seich zu hören, was so viel wie Blödsinn heißt.« Machometh, der den ersten Frekkeuscher bestiegen hatte, winkte Achmaz zu und fragte, wann er endlich aufzubrechen gedenke. Achmaz beugte sich im Sattel vor. »Ich weiß nur, dass es in dieser Gegend eine Ordensgemeinschaft gibt, die behauptet, im Dienst des schlafenden Königs zu stehen und dass sie angeblich seit über sechzehn Generationen
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