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008 - Der schlafende König

008 - Der schlafende König

Titel: 008 - Der schlafende König Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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existiert.«
    »Was weißt du über ihre Religion?« fragte Matt.
    »Nichts.« Achmaz zuckte die Achseln. »Das ist ja das Merkwürdige. Sie zeigen kein Interesse daran, irgendjemanden zu ihrem Glauben zu bekehren. Sie verkünden nur eins: dass der schlafende König eines Tages erwachen wird, um die Herrschaft über die Welt anzutreten und dass es bis dahin nicht mehr lange dauert.« Achmaz lächelte. »Aber das behaupten sie schon seit Urzeiten.«
    »Interessant.« Matt kratzte sich am Kinn. Für einen guten Mythos war er schon immer zu haben gewesen, aber mehr als alles andere interessierte ihn natürlich, wie die Garde des
    »schlafenden Königs« in den Besitz funktionierender Schusswaffen aus dem 21. Jahrhundert gelangt war. Im Gegensatz zu ihrem Götzen schienen sie sehr ausgeschlafen zu sein.
    Achmaz winkte Aruula und ihm noch einmal zu, dann gab er Machometh einen Wink. Der Tuurka ließ die Peitsche knallen und die Karawane setzte sich in Bewegung. Die Frekkeuscher, schwer mit tuurkischen Köstlichkeiten und Kiff beladen, zockelten langsam über die einzige Straße des Dorfes und verschwanden außer Sichtweite. Es ging nach Norden, in Achmaz' Heimat.
    Matt nickte Aruula zu, dann schlenderten sie zwischen zwei schiefen Hütten hindurch in Richtung See. Dort ließen sie ihre Blicke wandern. Auf dem mehrere Kilometer breiten und noch längeren Gewässer fuhren zwei Fischerboote dem Landungssteg entgegen. Sie hatten offenbar in den frühen Morgenstunden reiche Beute gemacht.
    Die Sonne ließ das Wasser geheimnisvoll schillern. Fast gegen seinen Willen versank Matt in Gedanken, die um den ominösen
    »schlafenden König« kreisten. Hatte er mit den Waffen zu tun? Warum »schlief« er? Was war sein Geheimnis?
    Die Neugier ließ Matt nicht los, und so gab er Aruula mit einer Geste zu verstehen, dass sie ihm folgen solle. Sie kehrten in ihre Kammer zurück und schulterten ihr Gepäck. Da Achmaz so freundlich gewesen war, sie für ihre Dienste mit einem Beutelchen Kiff zu belohnen, war die Bezahlung kein Problem. Als Raynee mit einer primitiven kleinen Waage ankam und zehn Gramm des hart gepressten braunen Stoffes abwog, schien er Matts Fauxpas schon vergessen zu haben.
    Da sich Matt während der Zeit bei der Karawane fast nur von Trockenfisch ernährt hatte, sehnte er sich nach gebratenem Fleisch.
    Also suchten sie in den Wäldern am See nach Spuren. Zu ihrem Pech dümpelte jedoch in der Nähe ein Fischerkahn, der 'seinen Fang schon gemacht hatte. Das dumpfe Knarren der Ruder und das Gerede der Besatzung verscheuchten jedes Wild.
    Am frühen Nachmittag kehrten sie ins Dorf zurück und erstanden eine Mahlzeit, die sie an der Mole zu sich nahmen. Matt kam mit einem alten Knaben ins Gespräch, der gerade ein Boot geflickt hatte, und kaufte es ihm für vierzig Gramm Kiff ab.
    Als sie auf den See hinaus ruderten, ging gerade die Sonne unter, und bald darauf lag undurchdringliche Finsternis über dem verfilzten Uferdschungel. Die unirdische Schönheit der Nacht verwandelte das Ufer in eine Märchenlandschaft. Die Luft war vom würzigen Duft wilder Blumen erfüllt. Schmarotzerpflanzen ragten zum stemüberbesäten Himmel empor. Fremdartige Bäume streckte ihre Zweige aus. Sie wirkten wie winkende, in der Stille erstarrte Hände. Kein Lüftchen regte sich. Matt hörte Laute aus dem Dickicht, die sich in seinem Geist zu Bildern von fremdartigen bizarren Tieren formten.
    Früher war die Vegetation dieser Breiten unspektakulärer gewesen. Dass heute nördlich der Alpen Dschungel wucherte, deutete auf eine Verschiebung der Klimazonen hin die wiederum, so mutmaßte Matt mit einer Neuordnung der Pole zusammenhängen musste.
    Er hatte schon bald gemerkt, dass die Ausrichtung seines Karten nicht mehr mit dem Kompass harmonierte. Die Erdachse musste sich durch den Kometeneinschlag verschoben haben! Europa lag nun viel näher am Äquator.
    Lautlos glitt das Boot unter den Bäumen her. Ihre Äste ragten weit auf den See hinaus. Über ihnen erklang ein Klatschen. Ein Batera, ein großer Fledermausvogel, fegte über die Wipfel dahin. Das Nachttier ernährte sich hauptsächlich von Insekten.
    Kurz darauf vernahm Matt ein leises Rascheln. Mehrere Wesen, die Aruula Gerule nannte, liefen geduckt durch das Dickicht des Dschungels. Es waren kaninchengroße Säuger mit überproportional großen Hinterläufen. Ihre Vorderläufe erinnerten an die Greifhände von Primaten. Matt sah stumpfe, feucht glänzende Schnauzen und spitze Zähne. Ihr Fell

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