008 - Im Bann der Hexe
Jim Sanders in der Hand. Ja, ihn konnte sie um Hilfe bitten. Ihm waren solche Vorfälle bestimmt nicht fremd.
Sie wählte die Nummer.
„Mr. Sanders? Sie erinnern sich wahrscheinlich nicht mehr an mich. Ich bin Beth Mitchell …“
„Die junge Dame, die die südamerikanischen Samenperlen suchte. Haben Sie sie bekommen?“
Seine Stimme klang gut am Apparat.
„Ja, aber ich habe jetzt ein anderes Problem.“
Sie erzählte ihm, dass ihr ihr Geld gestohlen worden sei, und entschuldigte sich, dass sie ihn anrief, wo sie ihn doch kaum kannte.
„Sie hätten gar nichts Besseres tun können“, meinte er. „Warten Sie in dem Drugstore. Ich hole Sie ab.“
In knapp zehn Minuten war er da, und sie seufzte vor Erleichterung, als sie zu ihm in den Wagen stieg.
„Wie kann ich Ihnen dafür nur danken?“
„Wie wäre es, wenn Sie mit mir essen gingen? Das wäre eine reizende Art.“
Obwohl sie eigentlich nicht gern wollte, konnte sie die Einladung nicht gut ablehnen, nachdem er ihr aus der Patsche geholfen hatte.
Er kannte ein kleines Spezialitätenrestaurant, in dem es sehr appetitlich roch, und Beth stellte fest, dass sie nach ihrem Abenteuer ziemlich hungrig war. Während sie aßen, erzählte sie Jim von dem Mann im Treppenhaus.
Als sie geendet hatte, sah er sie besorgt an. „Es ist sehr wichtig für Sie, diese Effie zu finden?“
Sie nickte. „Sie müssen wissen, dass ich nach dem Tod meines Mannes lange krank war. Effie hat die Sorge für meine Tochter übernommen.“
Sie hoffte, er würde taktvoll genug sein, und nicht weiter nach ihrer Krankheit fragen. Was er dann sagte, überraschte sie allerdings.
„Ich bin selbst Witwer, aber mir ist kein Kind geblieben.“
„Waren Sie lange verheiratet?“ fragte sie, da sie das Gefühl hatte, er wollte gern von sich erzählen.
„Fünf Jahre. Die meiste Zeit davon waren wir auf Reisen. Wir hatten ein Haus, aber wir waren fast nie zu Hause. Ich arbeite für einen Importeur und bin ständig damit beschäftigt, neue Artikel für Sammler auszukundschaften.“
„Deshalb wussten Sie auch, wo ich die Perlen finden würde.“
„Ja. Jane, meine Frau, hat mich immer auf meinen Reisen begleitet. Sie war die geborene Forscherin und sie hasste es, daheim zu bleiben.“ Er sah nachdenklich vor sich hin. „Wenn wir ein Kind gehabt hätten, hätte ich wohl nie angefangen, mich mit übersinnlichen Dingen zu beschäftigen.“
„Sie meinen, mit einem Kind hätten Sie keine Zeit für ein Hobby gehabt?“
Er schüttelte den Kopf. „Es ist eigentlich nicht ein Hobby. Es beschäftigt mich wirklich. Am Anfang wollte ich daran glauben, und in meinem Schmerz war das leicht. Später konnte ich nicht mehr davon loskommen. Deshalb versuche ich mir einzureden, dass es ein Hobby ist.“ Zum ersten Mal an diesem Abend blickte er Beth so forschend an, wie in dem Laden am Hafen. „Bei Ihnen ist es dasselbe, nicht wahr? Sie versuchen auch, nicht zu glauben.“
„Ja. Ja, reden Sie weiter! Wie hat es angefangen? Und warum glauben Sie, dass ein Kind Sie davor bewahrt hätte?“
„Wenn wir ein Kind gehabt hätten, wäre ich nicht so völlig verloren gewesen, als Jane starb. Ich hätte mich darum kümmern können und bestimmt nie versucht, ihr über das Grab hinaus zu folgen.“
„Über das Grab hinaus?“
„Sie bekam in Himalaja ein eigenartiges Fieber, eine Krankheit, die es nur dort in der Gegend gab. Ich musste sie allein forttragen. Niemand von meiner Expedition wollte mitkommen. Sie waren alle abergläubisch wegen des Fiebers. Wir rasteten an einem kleinen Wasserfall. Ich verließ sie einen Moment, um Wasser zu holen. Als ich zurückkam, war sie tot.“
Draußen war es inzwischen dunkel geworden. Durchs Fenster sah man die Straßenlampen und die Neonreklamen. Der Kellner brachte Kaffee.
„Sobald ich wieder zu Hause war, passierten die merkwürdigsten Dinge. Eine Jalousie, die ich heruntergelassen hatte, war plötzlich wieder hochgezogen oder ein Lieblingsbuch von ihr lag auf einmal an einer anderen Stelle. Es war fast so, als ob sie das Haus nach ihrem Tode bewohnen wollte, nachdem sie im Leben so wenig davon gehabt hatte. Ich hielt nach ungewöhnlichen Geschehnissen ständig Ausschau, bis mir ein Freund riet, mich an ein Medium zu wenden. Natürlich war ich anfangs ein gefundenes Fressen für jeden Scharlatan. Der Zauber hat mich viel Geld gekostet. Manchmal dachte ich schon, es geschafft zu haben, aber ich habe sie nie gefunden.“ Er lächelte ihr verlegen über seine
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