008 - Im Bann der Hexe
Sie glauben an Geister.“
Beth lachte verkrampft. „Nein, bestimmt nicht.“
„Doch!“ fuhr Linda unbeirrt fort. „Erinnern Sie sich, dass ich Ihnen gesagt habe, ich würde Ihre schwache Stelle herausfinden. Jetzt habe ich sie, wenn Sie nicht zur Party kommen, um das Gegenteil zu beweisen.“
Beth lief ein Schauer über den Rücken. Es würde ein mehr als unangenehmes Erlebnis werden, aber sie konnte nicht den Rest ihres Lebens damit verbringen, vor Gesellschaftsspielen davonzulaufen.
Ihre Hände waren kalt und feucht, als sie sagte: „Vergessen Sie nicht, mich auf Ihre Gästeliste zu setzen.“
Pechschwarz, mitten im Galopp erstarrt, mit bösartigem Blick. Das Zeichen dazwischen stellte einen Skorpion oder eine Spinne dar, und die Lefzen über den vergilbten Zähnen waren zu einem hämischen Grinsen erstarrt.
Niemand – weder Peter noch Effie, noch die dreijährige Starla – hatte gegen den Kauf des ausrangierten Karussellpferdes opponiert. Nur Beth.
„Wir wollen das schmutzige alte Ding nicht haben“, sagte die hartherzige Mutter, während drei Augenpaare sie anblickten: Starla flehend, Effie vorwurfsvoll und Peter mit gemischten Gefühlen.
Beth verlor natürlich. Wie kam es, dass sie immer allein zu stehen schien? Was für Barrieren waren zwischen ihr und ihrem Mann und ihrer Tochter entstanden?
Vielleicht war ihr Geist schon damals nicht mehr ganz klar gewesen. Drei Jahre hatten ihre Abneigung gegen Effie verstärkt. Drei Jahre, in denen sie ihr Heim mit einer anderen Frau geteilt hatte. Tage, an denen sich das dunkle Köpfchen an Effies Busen geschmiegt und Lebenskraft aus ihrem Körper gesaugt hatte. Effie hatte über Starla gegluckt, sie gewiegt und für sie gesungen, während das Baby in ihren Armen gejuchzt und gelächelt hatte.
Beths Glück war schal geworden. In Effies Armen hatte Starla nie geweint.
„Geben Sie sie mir, Effie!“
„Jetzt nicht, Mrs. Mitchell. Sie ist fast eingeschlafen.“
„Dann wenn sie schläft, damit ich sie ins Bett bringe.“
„Lieber nicht. Es ist weniger wahrscheinlich, dass sie wieder aufwacht, wenn ich es tue.“
Wenn sie nur verstanden hätte, was Effie sang. Es klang wie eine Litanei, leise und eintönig. Die Lieder waren Geheimnisse, die die Amme dem Kind mitteilte. Auf Beths Schoß war Starla unruhig, auf Effies war sie anschmiegsam und wie ausgewechselt. Wie sie Effie um diese seltsame Intimität beneidet hatte.
Aber damals war ihr noch nicht in den Sinn gekommen, dass Effie eine Hexe war und mit ihrer Hexenmilch ein Band schuf, das stärker sein würde als das mütterliche Blut.
Nein, sie dachte damals noch nicht an Hexerei, und als ein Tag nachdem die Amme eingezogen war Milch sauer wurde, erinnerte Beth sich nicht an den Wechselbalg von Wiltshire. Sie machte die Sonne auf dem Fensterbrett für das Verderben der Milch verantwortlich.
Und als eine Woche später die Katze auftauchte, war es eben eine streunende Katze, die Hunger hatte. Allerdings war sie gleich erschrocken, als sie das große, getigerte Tier mit dem weißen Gesicht aus dem Gebüsch auf sie zukam. Im Allgemeinen hatte sie Katzen gern, aber diese war abstoßend gewesen. Das Tier steuerte direkt auf das Haus zu, sprang auf die Veranda, setzte sich neben die Tür, leckte sich die Pfoten und tat so, als ob es zu Hause wäre.
Beth hätte der Katze wohl etwas zu fressen geben müssen, ließ es aber bleiben. Ohne Futter würde das Biest wieder abziehen, dachte sie. Sie wollte sie nicht haben. Doch die Katze blieb. Sie freundete sich mit Peter an, der sie hinter den Ohren kraulte, und mit Effie, die sie fütterte, aber nie anzurühren schien, und sie suchte sich einen Platz in Effies Wohnung.
Was sie dort reizte, wusste Beth nicht. Sie selbst war noch nie in Effies Bereich vorgedrungen und hatte bisher auch nicht den Wunsch verspürt, dort herumzustöbern. Aber auf einmal fing sie an, sich zu überlegen, welche Geheimnisse ihr Effies Besitztümer wohl verraten würden. Was hatte diese Frau vorher gemacht? Wo kam sie her? Was verbarg sich hinter der starren Miene?
An Effies wöchentlichem freien Tag fühlte Beth sich manchmal versucht, auf Entdeckungsreise zu gehen, aber eine unbestimmte Furcht hielt sie immer wieder davon ab, bis ein Frühlingsregen ihre Unentschlossenheit beendete.
Beth freute sich immer von einer Woche zur anderen auf Effies freien Tag, denn das waren die einzigen Stunden, in denen sie ihr Kind ganz für sich allein hatte. Effie verließ schon immer in
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