0080 - Augen des Grauens
begannen und raketenartig davonzischten.
Gleichzeitig verschwand auch Destero. Dort, wo er noch eben gestanden hatte, fuhr die Luft fauchend zusammen, und weg war er.
Ich schüttelte den Kopf und konnte einfach nicht begreifen, was geschehen war.
Hatte ich nur geträumt?
Nein, ich schaute an mir herab, sah meine nackten Füße und wußte, daß es kein Traum gewesen war.
Bill rannte auf mich zu. Er trug den kleinen Johnny auf seinen Armen. Das Kind hatte sein Gesicht gegen Bills Brust gepreßt und schluchzte. Immer wieder rief es nach seiner Mummy.
Auch Jane kam. Atemlos und die Astra in der rechten Hand. »Bist du verletzt, John?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nichts passiert. Nicht einmal ein Kratzer. Du weißt doch, Unkraut vergeht nicht.«
Bill nickte. »Wie wahr.«
Jane schaute sich um. Dann hob sie die Schultern. »Er ist einfach verschwunden, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Verstehst du das, John?«
Ich hob die Schultern, weil ich fröstelte, Die Kälte drang von den Füßen hoch, schließlich trug ich keine Schuhe. »Können wir nicht ins Haus gehen?«
Wir gingen.
Ich hielt mich heben Bill und streichelte den Kopf des kleinen Johnny.
Bill sagte mit rauher Stimme: »Wenn du nicht gewesen wärst, John, dann…«
»Vergiß es.«
»Nein, nein, du hast Johnnys Leben gerettet.« Er wiegte das Kind hin und her.
Seine Worte machten mich verlegen. Jane hakte sich bei mir ein und legte den Kopf an meine Schulter. Wir alle waren froh, mit dem Leben davongekommen zu sein, denn wenn der rote Henker, den ich unter dem Namen Destero kannte, richtig losgelegt hätte, wäre es böse für uns geworden.
Wir betraten das Haus auf dem gleichen Weg, auf dem es Johnny Conolly verlassen hatte. Meinen Schuh hatte ich mitgenommen. Ich ging in mein Zimmer und streifte die Schuhe über.
Jane Collins folgte mir. An der Tür blieb sie stehen und lehnte sich gegen das Holz. Mit einer fahrigen Bewegung wischte sie sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
Ich hatte die Schuhe zugeschnürt und nahm das Auge auf. Die Pupille leuchtete nicht, wenigstens war im Licht der Deckenlampe nichts zu erkennen.
Jane Collins sah ebenfalls erschöpft aus. Die letzten Stunden hatten an unseren Nerven genagt.
»Was sagst du dazu, John?« fragte sie.
»Keine Ahnung.« Ich schaute auf das Auge in meiner rechten Hand. »Da werden wir wohl einen Teil der Rätsellösung buchstäblich in der Hand liegen haben.«
Jane trat näher und besah sich das Auge. »Sieht völlig normal aus«, meinte sie.
»Und doch muß eine magische Kraft in ihm wohnen. Hast du mitbekommen, was mir dieser Destero sagte?«
»Zum Teil. Ich bin nach den Schüssen sofort nach draußen gelaufen. Als ich ankam, war er verschwunden.«
»Er erzählte, daß der Eigentümer des Auges unter seinem Schutz stände.«
»Und warum wollte er dich umbringen?«
»Weil ich nicht der Eigentümer bin.«
»Du hast das Auge doch bei dieser Stripperin gefunden«, murmelte Jane. »Da frage ich mich allerdings, weshalb der Schutz bei ihr nicht gewirkt hat?«
»Ich auch«, erwiderte ich. »Aber denk dran, Jane, diese Stella wollte aussteigen.«
»Du meinst, die andere Seite hätte davon erfahren.«
»Es wäre zumindest möglich.«
»Was willst du mit dem Auge machen?«
Ich lächelte. »Behalten und es zu gegebener Zeit präsentieren.« Ich steckte es in die Hosentasche. »Komm, wir gehen zu Bill.«
»Er gefällt mir gar nicht«, sagte Jane.
»Denkst du mir?«
Jane Collins schaute mich ernst an. »Verstehst du es, daß Sheila so einfach verschwunden ist?«
»Sie ist nicht so einfach verschwunden. Jemand muß sie dazu gezwungen haben. Ich hoffe, daß wir morgen früh noch eine andere Spur finden. Wenn nicht, sehe ich schwarz.« Ich hielt Jane die Tür auf.
»Wenn nur Bill nicht durchdreht«, sagte sie.
»Ich gebe schon auf ihn acht.«
Wir gingen in den Livingroom. Dort hatte Bill drei Longdrinkgläser gefüllt. Johnny lag im Sessel. Er schlief bereits wieder.
»Ich lasse den Kleinen nicht mehr aus den Augen«, erklärte uns Bill Conolly.
»Würde ich an deiner Stelle auch nicht«, sagte Jane und griff nach einem Glas. »Was ist das?«
»Bill’s Muntermacher«, erklärte der Reporter. »Oder wollt ihr noch schlafen.«
Das hatten wir nicht vor.
»Außerdem zieht es mir zu sehr«, meinte ich grinsend. »Die Scheibe muß ich dir noch ersetzen.«
Bill Conolly schaute mich an, als wollte er mich töten.
Wir tranken.
Das Zeug war wirklich ein Muntermacher. Ich hatte das
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