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0080 - Augen des Grauens

0080 - Augen des Grauens

Titel: 0080 - Augen des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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der Hand, schnappte nach oben, aber die Tür war offen.
    »Mummy!« flüsterte Johnny, »Mummy, ich komme. Warte auf mich, bitte, Mummy…«
    Seine Fingerchen fanden den Türspalt, und Johnny schaffte es, die Tür aufzuziehen.
    Er verließ das Zimmer.
    Auf nackten Füßen tappte der Kleine in den Flur.
    Auch hier war es dunkel, doch Johnny, dieser aufgeweckte Kerl, kannte sich auch im Haus aus.
    Er passierte das Schlafzimmer seiner Eltern und ging unwillkürlich leiser. Danach lief er wieder schneller, bog um eine Ecke und tappte auf die Hintertür zu.
    Dort blieb der Kleine erst einmal stehen.
    Diese Tür führte zum Garten. Es war nicht die einzige, denn von der Doppelgarage aus gab es ebenfalls noch einen Ausgang ins Freie.
    Die Conollys schlossen die Türen nachts nicht ab, und so war auch die Hintertür offen.
    Nur ließ sie sich nicht so leicht öffnen wie die Zimmertür. Der Kleine hatte seine Schwierigkeiten.
    Beim ersten Versuch sprang die Klinke wieder zurück in die alte Lage. Johnny probierte es ein zweites Mal.
    Nach dem fünften Versuch war die Tür schließlich offen. Johnny hatte nicht aufgegeben. Die Sehnsucht, seine Mutter zu sehen, war zu groß.
    Der Kleine zog die Tür auf, strengte sich dabei sehr an und huschte ins Freie.
    Rechts von ihm lag die Terrasse. Der aufgehende Mond streute sein fahles Licht auf die Fliesen. Längst standen die Gartenmöbel im Schuppen, die Nächte waren zu kühl, um noch draußen zu sitzen.
    Ein paar Blätter wurden vom Wind über die Terrasse gefegt und raschelten gegeneinander.
    Ansonsten war es still.
    Johnny spürte die Kälte des Bodens an seinen nackten Füßen, und plötzlich bekam er Angst.
    Der Kleine weinte.
    Er wollte wieder zurück, doch die Tür besaß an der Außenseite einen Drehknauf, den Johnny nicht bedienen konnte. Er wußte dies, deshalb ging er weiter in den Garten hinein.
    Er kam an seinem Kettcar vorbei, das neben seinen beiden Dreirädern mit den großen Ballonreif en stand.
    Johnny blieb stehen.
    Besonders die Dreiräder stachen ihm ins Auge. Wenn er damit fuhr, brauchte er nicht mehr mit seinen nackten Füßen über die kalte Erde zu laufen.
    Die Gedanken des Kleinkindes bewegten sich schon in die logische Richtung.
    Johnny bückte sich, umfaßte die beiden Griffe an der Lenkstange und schob das Dreirad vor. Dann ließ er sich auf den roten Kunststoffsitz fallen, streckte die Beine aus und legte beide Füße auf die kleinen Gummipedalen.
    Dreiradfahren konnte er. Er kurvte mit dem Gefährt herum wie ein Rennfahrer über die Piste. Zudem gab es genügend Wege auf dem Grundstück, die er benutzen konnte, und Johnny kannte sie alle.
    In seinem kleinen Kopf hatte sich der Gedanke festgesetzt, mit dem Dreirad zu seiner Mummy zu fahren.
    Er wischte sich die Tränen aus den Augenwinkeln und fuhr los. Hinter dem Haus gab es keine Kieswege, sondern normale Gartenpfade. Zum Teil war die Erde festgestampft, zum anderen wiederum waren die Wege mit Platten belegt.
    Johnny fuhr über einen solchen Plattenweg.
    Er strampelte, und der Weg führte ihn parallel an der Rückseite des Bungalows entlang. Der Pool lag etwas tiefer. Auf der Wasseroberfläche schwammen Blätter.
    Johnny fuhr weiter.
    Er hatte Sehnsucht nach seiner Mutter und wünschte sich nichts andere, als zu ihr zu gelangen.
    Urplötzlich stoppte er.
    Johnny hatte eine Gestalt gesehen, die mitten im Garten stand.
    Es war der Henker!
    Die Augen des Kleinen wurden groß und rund, füllten sich mit Tränen, und Johnny begann vor lauter Angst zu weinen.
    Da wandte, sich der Henker um…
    ***
    Irgend etwas störte mich.
    Vielleicht war es mein sechster Sinn für Gefahr oder irgendeine innere Uhr, auf jeden Fall wurde ich wach.
    Ich schlug die Augen auf.
    Nichts hatte sich verändert. Noch immer lag ich in dem Gästebett, halb angezogen, denn ich hatte die Hose anbehalten.
    Und doch hatte mich etwas geweckt.
    Was war geschehen?
    Ich schaute mich um, veränderte dabei meine Lage und legte mich auf die rechte Seite.
    So konnte ich zur Zimmertür schauen.
    Da sah ich das Auge.
    Es lag auf dem Boden, und deutlich sah ich das matte Leuchten der hellen Pupille.
    Im ersten Moment war ich durcheinander. Ich hatte das Auge doch in meine Jackentasche gesteckt. Wie aber kam es auf den Fußboden? Hatte jemand mein Zimmer betreten und das Auge aus der Tasche genommen, während ich, schlief.
    Eine Frage, auf die ich keine Antwort wußte. Ich mußte mich mit den Tatsachen abfinden.
    Rasch setzte ich mich auf.

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