0080 - Augen des Grauens
Verbrecherin.
»Und jetzt werden Sie mich zu meiner Frau führen, Miß Adamic«, sagte Bill Conolly.
Er stand eine Stufe tiefer als sie und hob sein rechtes Bein, um vorzugehen.
Ada machte Platz. Sie trat zur Seite und erwiderte kalt lächelnd: »Bitte sehr!«
Bill schüttelte den Kopf. »Nach Ihnen, Madam. Lassen Sie sich nur nicht einfallen, Ihre Leibwächter auf mich zu hetzen. Es würde ihnen schlecht bekommen.« Bill schob seinen Jackettschoß zurück und zeigte seine Luger.
Ada hob nur die Augenbrauen. Sonst blieb ihr Gesicht glatt. Sie ließ sich auch nicht von der Waffe einschüchtern.
Ada Adamic schritt vor.
Bill folgte der Frau in einem Schritt Abstand. Die Blinden blieben zurück. Der Reporter hatte ihnen mit seinen Abwehrmaßnahmen doch einigen Respekt eingeflößt.
Sie gingen durch einen matt erleuchteten Gang. Bill blieb einen halben Schritt hinter der Frau. Er fühlte sich in ihrer Nähe unwohl. Diese Ada Adamic bereitete ihm körperliches Unbehagen.
Vor einer doppelflügeligen Tür blieb Ada stehen.
»Was ist?« fragte Bill.
»Wollen Sie wirklich weitergehen?« erkundigte sich die Frau.
»Was soll der Quatsch?« knurrte Bill unwirsch.
»Sie werden Ihre Frau sehen!«
»Das hoffe ich.«
»Okay«, sagte Ada Adamic. »Auf Ihre Verantwortung, Mr. Conolly!« Sie legte die rechte Hand auf die gußeiserne Klinke, drückte sie nach unten und stieß die Tür mit einem heftigen Ruck auf.
Bill betrat den dahinterliegenden Raum.
Nach zwei Schritten blieb er geschockt stehen.
Er sah einen langen rechteckigen Tisch mit hochlehnigen Stühlen zu beiden Seiten. Dahinter, an der gegenüberliegenden Querseite, lief ein Vorhang von Wand zu Wand. Links befanden sich kleine Fenster, durch die man nach unten in den Hof schauen konnte.
Doch all dies hatte Bill Conolly nicht aus der Fassung gebracht. Er sah nur Sheila, seine Frau.
Sie starrte ihn an, ohne ihn zu sehen.
Sheila Conolly hatte ihr Augenlicht verloren!
***
»Shit!«
Der Fluch sprang mir förmlich über die Lippen, und mir tat es gut, ihn auszustoßen, denn was mir Jane Collins telefonisch berichtet hatte, war wirklich nicht dazu angetan, Freudenschreie zu produzieren.
Bill Conolly hatte sich klammheimlich aus dem Staub gemacht.
Ich hielt den Hörer noch in der Hand. »Wie konnte das nur passieren?« fuhr ich Jane barsch an.
»Tut mir leid, John, aber ich habe fest mit Bills Loyalität gerechnet. Wie du übrigens auch.«
»Sorry!« Meine Stimme klang wieder normal. »Aber es ist auch für mich ein Schock.«
»Das kann ich verstehen.« Jane räusperte sich die Kehle frei, bevor sie fragte: »Wie soll es jetzt weitergehen? Wie ich Bill einschätze, dreht er durch und benimmt sich wie ein Elefant im Porzellanladen.«
»Das ist zu befürchten.«
»Bleibt es trotzdem bei unserem Plan?« fragte sie.
Ich bejahte.
»Okay, John. Dann komme ich mit meinem Wagen zum Eaton Square. Wir treffen uns dort an der großen Plakatwand.«
Ich war einverstanden.
Wenig später erschien Suko. Er trug seine Motorradkluft und war auf seiner Harley gekommen.
»Mann«, sagte er, »ich bin geflogen.« Suko zog den Reißverschluß seiner Lederjacke auf, dann schaute er mich an, sah meinen Gesichtsausdruck und fragte sofort: »Gibt es Ärger?«
Ich nickte.
»Wieso?«
Ich erzählte Suko von Bills eigenmächtigem Handeln, und der Chinese war ebenfalls sauer.
»Dieser Himmelhund kann mehr kaputt machen als tausend Elefanten«, schimpfte er, hob aber die Schultern und meinte: »Andererseits ist es zu verstehen. Du weißt, John, wie ich reagiert habe, als Shao als Zwergin in einer anderen Dimension verschwunden war. Deshalb will ich nicht so hart urteilen.«
Ich gab meinem Partner recht. Anschließend verließen wir das Büro. Wir fuhren in die zum Yard gehörige Garage, wo mein Bentley stand. Suko konnte seine Harley dalassen. Im Yard wurde sie sicher nicht gestohlen.
»Wir treffen Jane am Eaton Square«, erklärte ich dem Chinesen, während wir der Ausfahrt entgegenfuhren.
Suko nickte.
»Hast du alles dabei?« fragte ich ihn.
»Sicher. Die Kameraden können ruhig kommen. Wir werden ihnen einen entsprechenden Empfang bereiten.«
Suko hatte sicherlich recht. Nur besaß die Gegenseite zwei Druckmittel gegen uns, die nicht ohne waren.
Sheila und Bill Conolly. Denn daß Bill etwas erreicht hatte, daran glaubte ich nicht. Der Reporter hätte sich sonst bei mir gemeldet.
Ich kann nicht gerade behaupten, daß ich mit einem guten Gefühl diesem Blindenheim
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