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0080 - Ich und die Zeitungshyänen

0080 - Ich und die Zeitungshyänen

Titel: 0080 - Ich und die Zeitungshyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und die Zeitungshyänen
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Gatter zu treten.
    Ich glitt hinter dem Träger hervor.
    »Stopp!«, rief ich. »Hoch mit den Händen!«
    Er erstarrte zur Salzsäule, aber er nahm die Hände nicht hoch, sondern hielt weiter seine Aktentasche.
    Von unten drang ein Pfiff scharf herauf. Lender musste meinen Ruf gehört haben. Er pfiff seine Leute zusammen.
    Ich drehte den Kopf zur Seite.
    »Hau ab, Lender!«, rief ich über das Geländer. »Es ist gefährlich.«
    Die Pistole genau auf den Mann gerichtet, ging ich langsam auf ihn zu.
    Er öffnete den Mund und rief: »Was willst du?«
    »Wir haben noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen, nicht wahr? Sie sind der Mann, der mir zu einem Boxkampf verhelfen hat, ohne an eine Gage zu denken.«
    Ich war ihm auf zehn Schritte nahe gekommen, als er mit einer heftigen Bewegung die Aktentasche nach mir schleuderte. Fast gleichzeitig warf er sich herum und rannte auf den Gleisen davon.
    Ich bückte mich instinktiv. Die Tasche flog zwei Handbreiten über meinen Kopf und fiel über das Geländer in die Tiefe. Ich stürzte dem Mann nach, als ein greller Lichtschein, gefolgt von einer krachenden Explosion mich lahmte. Die Brücke wankte für einen Augenblick. Steine und Erde wirbelten bis zum Brückenniveau hoch.
    Ich begriff. Er hatte eine kräftige Sprengladung mit einem Aufschlagzünder in seiner Aktentasche herangeschleppt. Die Ladung sollte Lender in die Luft blasen, und ich wusste nicht, ob es ihm nicht doch noch gelungen war.
    Aber jetzt wollte ich ihn mir kaufen. Noch hatte er keinen nennenswerten Vorsprung gewonnen.
    In weiten Sätzen raste ich über die Schienen, aber ich hatte noch keine drei Sprünge getan, als die Brücke zu zittern begann. Wie das unterirdische Grollen eines Erdbebens näherte sich ein Donnern, das rasch anschwoll. Von Queens her raste ein Zug auf die Brücke.
    Vor mir rannte in seinem eleganten, flatternden Mantel der Mann. Hinter mir tobte der Zug heran.
    »Runter von den Schienen!«, brüllte ich. Ich schrie es aus Leibeskräften, aber entweder verstopfte die Panik seine Ohren oder das Dröhnen des heranschießenden Zuges übertönte meine Stimme. Schon fühlte ich die Lokomotive in meinem Nacken wie den heißen Atem eines angreifenden Tieres.
    Ich warf mich in einem verzweifelten Satz nach rechts in die Brückenverstrebung, klammerte mich an ein kaltes, schmutziges Stahlstück.
    Einen Yard von meinem Rücken entfernt heulte der Zug vorüber. Die Wucht seiner Fahrt schüttelte mich. Das Toben der Räder marterte mein Trommelfell. Das Zischen des Fahrtwindes schien mir die Kleider vom Leibe zu reißen.
    Aber über diese Orgie von Lärm hinweg stieß der Schrei, der letzte Schrei eines Menschen, schrill und spitz in mein Ohr.
    Ich löste mich von dem Träger, ging langsam, dann schneller über die Gleise.
    Fragen Sie mich nicht, was ich fand. Es war nicht viel.
    Ich überlegte kurz. Hier hatte ich nichts mehr verloren. Die Explosion musste Menschen alarmiert haben. In wenigen Minuten würde die Polizei hier sein. Ob Lender davongekommen war, konnte ich jetzt nicht feststellen, wenn er aber der Explosion entgangen war, dann gab es einen Ort, an dem er auftauchen würde, und wenn er dort auftauchte, dann tat er es, um einiges zu unternehmen, was ich verhindern musste.
    Ich setzte mich in Trab, turnte, sobald ich den Damm erreichte, vom Bahnkörper herunter und beeilte mich gewaltig, um eine belebte Gegend zu erreichen, in der ich ein Taxi finden konnte.
    Ich bekam einen Wagen der wahrscheinlich gerade ein Liebespaar auf Wards Island abgesetzt hatte.
    »Zur 57. Straße, Nummer 684«, befahl ich. Das war die Adresse von James Cooleys Privatwohnung.
    ***
    Cooley wohnte in einem zwanzigstöckigen Mietshaus, in dem es nur teuere Wohnungen für feine Leute gab. Ich lehnte mich zehn Schritte vom Eingang entfernt gegen die Wand, steckte mir eine Zigarette ins Gesicht und wartete.
    Ich brauchte nicht lange zu warten. Nur knappe zehn Minuten später fuhr ein schwarzer Mercury vor. Drei Leute stiegen aus. Criss Lender und seine Leibgardisten, der Gummikauer und der Lange. Ein vierter Mann blieb am Steuer sitzen.
    Sie gingen sofort auf den Eingang zu, aber ich schob mich an der Mauer entlang und erreichte den Eingang zwei Schritte vor ihnen.
    Der Gangsterboss stoppte den Schritt.
    »Verschwinde!«, zischte er.
    »Wollen Sie Bekannte in diesem Haus besuchen, Lender?«, fragte ich.
    Er war so voller Wut, dass er beinahe platzte. Ganz nahe trat er an mich heran.
    »Geh!«, sagte er leise. »Wenn du

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