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0081 - Raumschiff der Ahnen

Titel: 0081 - Raumschiff der Ahnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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er auch nur neugierig.
    „Meine Fragen betreffen die alltäglichsten Dinge unseres Lebens, Kommandant. Sie werden nicht nur von mir gestellt, sondern sie beschäftigen Tausende von Menschen, die in diesem Schiff geboren, aufgezogen und schließlich eliminiert werden. Alle diese Fragen lassen sich zu einer einzigen zusammenfassen: Warum leben wir, Kommandant?"
    Der weißhaarige Herrscher über Leben und Tod sah dem Psychologen starr in die Augen. Seine beide Hände lagen vor ihm auf der Tischplatte, und Ps-5 konnte bemerken, daß die Finger nervös zuckten. Das war ein ermutigendes Zeichen.
    „Warum wir leben? Eine sehr merkwürdige Frage, Ps-5, wenn Sie mir die Bemerkung gestatten. Aber Ihr Spezialberuf entschuldigt die Neugier, die Sie diese Frage stellen läßt. Was mich wundert, ist, daß auch R-75 mit einer solchen Frage zu mir kommt -, daß er es wagt, damit zu mir zu kommen. Sie als Psychologe sollten sich Gedanken darüber machen ..."
    „Sie haben mir noch nicht geantwortet", unterbrach ihn der Psychologe brüsk. Sein Arm hing lose am Körper herab, und er fühlte die beruhigende Nähe der gefährlichen Energiewaffe in der Tasche. „Weichen Sie mir nicht aus, Kommandant."
    Diesmal zeigte der Kommandant seine Verblüffung ganz offen. Den bestehenden Gesetzen nach war er absoluter Herr aller Lebewesen der Metallwelt; sein Wort genügte, die härteste Strafe sofort vollstrecken zu lassen. Und Ungehorsam wurde stets mit dem Tode geahndet. Dies hier war mehr! Es war glatte Meuterei.
    „Also gut, Ps-5, Sie sollen eine Antwort haben. Jeder von uns lebt, damit er eines Tages durch seinen Tod der Gemeinschaft dient. Der Zerfall seines Körpers im Konverter gibt den Maschinen des Schiffes neue Energie. Die Lebenden müssen atmen, trinken und essen, die Generatoren müssen gespeist und der Kurs des Schiffes muß gehalten werden."
    „Und warum? Für wen, wenn wir alle doch sterben?"
    Aber diesmal ging der Kommandant nicht darauf ein.
    „Jeder von uns, der nur an sein eigenes, kleines und unbedeutendes Schicksal denkt, begeht ein Verbrechen gegen unsere Gemeinschaft. Der einzelne zählt nicht. Wer sich nicht fügt, muß seine stoffliche Energie früher abgeben, als ihm zugestanden ist. Niemand von uns lebt nutzlos. Wir alle dienen dem höchsten Ziel."
    „Was ist dieses Ziel?"
    „Das Ziel des einzelnen ist es, im Konverter zu enden. Das Ziel unseres ganzen Volkes ist unbekannt."
    „Ich will es ergründen, darum kam ich zu Ihnen."
    Der Kommandant betrachtete Ps-5 mit einem langen und nachdenklichen Blick, dann schüttelte er den Kopf.
    „Selbst wenn ich wollte, so könnte ich Ihnen dabei doch nicht helfen. Das endliche Ziel kenne ich selbst nicht. Ich erfülle die Aufgabe, die das Schicksal mir übertrug - mehr kann ich nicht tun. Nicht mehr lange, und mein Nachfolger wird an dieser Stelle sitzen. Ich weiß nicht, ob er so geduldig wäre. Sie noch eine Sekunde länger anzuhören."
    Der Psychologe spürte, daß die Unterredung in ein kritisches Stadium trat. Es würde nun gut sein, die Karten auf den Tisch zu legen, um eine Entscheidung herbeizuführen.
    „Wenn Ihr Nachfolger Ihr Amt übernimmt, sterben Sie. Erwarten Sie diesen Augenblick mit besonderer Freude oder Genugtuung, Kommandant?"
    Die Antwort kam erst nach einer Minute.
    „Ich stehe dem unvermeidlichen Ereignis kalt und teilnahmslos gegenüber. Als ich mein Amt vor einer Generation antrat, kannte ich meine Bestimmung bereits. Ich brachte meinen Vorgänger selbst zum Konverter. Mir wird es genauso ergehen. Ich suchte mir im Sektor der Nachkommenschaft den intelligentesten Jungen heraus, machte ihn zum O-Eins und damit zu meinem Nachfolger. Zum Dank wird er mich töten, sobald er das Zeichen von mir erhält."
    „Und mit keinem Gedanken denken Sie daran, dieses Ereignis hinauszuzögern, weil Sie gern leben möchten?" fragte Ps-5 zweifelnd. „Sie wollen uns erzählen, daß Sie dem sicheren Tod ohne Gemütsbewegung entgegensehen? Das glaube ich Ihnen nicht!"
    „Es geht mir nicht anders als Ihnen", gab der Kommandant zurück. „Als Sie sich entschlossen, mir diese Fragen zu stellen, haben Sie sich auch damit abgefunden, noch am gleichen Tag zu sterben. Oder glauben Sie etwa, daß Sie das Ende des heutigen Tages noch erleben werden?"
    „Ja, daran glauben wir alle drei, Kommandant. Wir werden sogar noch länger leben als bis heute oder morgen oder bis zu jenem Tag, da Sie es für richtig halten, uns zum Konverter bringen zu lassen. Wir werden solange

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