0081 - Raumschiff der Ahnen
Kommandanten zu tun. Nein, wir müssen die für den Konverter Fälligen opfern, damit der Rest von uns leben kann. Daran ist nichts zu ändern."
„Ich habe verstanden", nickte T-39. Er verspürte plötzlich einen würgenden Kloß im Hals, aber er bemühte sich, den zweiten Offizier nichts merken zu lassen. „Nichts darf geschehen, was die Aufmerksamkeit der Wächter erregen könnte. Die bestehende Routine darf nicht unterbrochen werden..."
„... noch nicht!" sagte O-2 mit eigenartiger Betonung und erhob sich. „Ich darf mich nun verabschieden.
Tun Sie Ihre Pflicht - und Sie werden zugeben müssen, es ist eine schönere und bessere Pflicht als jene, die wir bisher kannten. Das Leben und die Zukunft liegen frei und gefahrlos vor uns."
T-39 sah, wie sich die Tür schloß. Ihm war, als sei er plötzlich allein auf der Welt oder in diesem Schiff. Er hatte sich nie zuvor derart einsam und hilfsbedürftig gefühlt.
Wo sollte er beginnen? Natürlich bei seinen Leuten. Er würde sie aufklären und auf den großen Augenblick vorbereiten, in dem der Widerstand gegen die Wächter begann. Dann würde es sich entscheiden, ob ihr Volk es wert war, ein neues Leben zu beginnen. Schritte...
T-39 horchte auf und erblaßte jäh. Draußen auf dem Gang waren Schritte. Regelmäßige und metallisch klingende Schritte. Wächter! Mindestens sechs Wächter...! Das Blut des Technikers stockte in den Adern, als er die Bedeutung seiner Wahrnehmung erkannte. Zwar bestand immer noch die Möglichkeit, daß sie jemand aus seiner Abteilung holen kamen, nicht gerade ihn. Aber wer wohnte schon noch auf diesem Korridor? Nur noch T-18, der erst vor wenigen Wochen sein Amt angetreten hatte, um eines Tages ...
Es kam T-39 in dieser Sekunde zu Bewußtsein, daß T-18 sein Nachfolger war. Der Gedanke war ihm noch nie gekommen, als er den jungen Mann ausbildete und zu seinem Assistenten machte. Sein Nachfolger... Die Schritte stoppten abrupt. Hart klopften metallene Knöchel gegen die Tür. Es war soweit!
T-39, mit der Hoffnung auf ein weiteres, friedliches Leben im Herzen, sah sich plötzlich einer grausamen Enttäuschung ausgesetzt. Das Todeskommando ahnte noch nichts von der kurz bevorstehenden Revolution und tat nur das, was es schon seit Jahrtausenden getan hatte. Nichts konnte es davon abhalten.
T-39 war unfähig, einen Laut über die erstarrten Lippen zu bringen. Er stand inmitten seines Raumes, der ein Leben lang seine Heimat gewesen war. Eine kärgliche und armselige Heimat, aber er hatte es nicht anders gekannt. Das Leben war trotzdem begehrenswert gewesen, wenn es auch ohne einen Sinn geblieben war.
Welchen großartigen Sinn hatte es doch, eines natürlichen Todes zu sterben, dachte er gehetzt. Er kam nicht als grausamer Beender des Lebens, sondern als Erlöser. Wenn der Mensch alt genug geworden war, ging er schlafen. Für immer. Das war es, nicht mehr und nicht weniger. Hier und jetzt aber ... Die Tür öffnete sich. Einer der Wächter trat ein. Die anderen standen auf dem Korridor und riegelten jeden Fluchtweg ab. Das war nicht nur reine Routine, denn es gab Kandidaten, die sich gegen das Unvermeidliche wehrten und mit Gewalt zum Konverter geführt werden mußten.
„Nein ...!" rief T-39 und wich zurück, bis er mit dem Rücken gegen das Bett stieß. „Nein! Jetzt noch nicht...!"
Der Wächter blickte ihn mit seinen blitzenden Linsen ausdruckslos an. Er war ein Roboter und kannte keine Gefühle. Er war für diese Aufgabe konstruiert worden, und sie bedeutete für ihn nichts als stoische Pflichterfüllung.
„Der Kommandant hat Ihre Elimination befohlen", sagte er mechanisch. „Sie werden aufgefordert, mit uns zu gehen."
T-39 versuchte fieberhaft, einen Ausweg zu finden. Würde O-2 ihn retten können, wenn er davon wüßte? Oder der Kommandant?
„Warum wurde ich vorher nicht unterrichtet", sagte er so ruhig, wie es ihm nur möglich war. Ein plötzlicher Hoffnungsschimmer gab ihm die verlorene Ruhe und Gelassenheit zurück, wenn in seinem Innern der Sturm der Verzweiflung auch weitertobte. „Ich kann die laufenden Projekte nicht sich selbst überlassen, ohne die Gemeinschaft zu gefährden. Wichtige Anweisungen müßten gegeben werden ... kann ich mit dem Kommandanten sprechen?"
„Der Kommandant ordnete Ihren Tod an", erwiderte der Robot kalt „Er wird schon dafür gesorgt haben, daß er keine Lücke hinterläßt. Kommen Sie mit!"
„Er mag es übersehen haben ..."
„Der Kommandant ist unfehlbar!"
Ja, dachte T-39 bitter,
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