0082 - Die Falle im Todesschloß
an.
Zamorra knallte mit voller Wucht auf den Werwolf. Der Anprall war so stark, daß die Bestie zu Boden gerissen wurde. Zamorra hatte aber auch keine Chance, seinen Sturz abzufangen.
Er kam auf dem Werwolf zu liegen, der ihn jedoch gleich von sich stieß.
Zamorra bekam die ungeheure Kraft und Schnelligkeit dieses Teufels zu spüren. Er vermeinte, sämtliche Knochen im Leib würden brechen, als ihn der hünenhafte Gigant hochzerrte und dann kraftvoll auf die Erde zurückstieß.
Der Professor wunderte sich selbst darüber, daß er wenig später bereits wieder wankend auf den Beinen war.
Der Werwolf wollte schon seine Flucht fortsetzen, da erblickte er die Schaufel, mit der er das Grab ausgehoben hatte.
Zamorra streckte sein Amulett vor, murmelte mühsam einen alten Bannspruch.
Der Sturm riß ihm die Worte von den Lippen.
Nicole Duval, die ihrem Chef unbedingt helfen wollte, eilte auf ihn zu. In ihrer Hand hielt sie einen Steinbrocken, den sie auf das Monster zuschleuderte.
Es krachte dumpf, als das Geschoß den Brustkorb traf. Die Kreatur zeigte keine Regung.
Plötzlich sah Nicole, wie sich das Monster abduckte, zur Seite wegschnellte. Gleichzeitig aber sah sie auch die Schaufel aus dem Erdreich ragen.
»Achtung! Zamooorrraaa!« brüllte sie, so laut sie konnte.
Keine Sekunde zu früh, denn der Wolfsmensch hatte die Schaufel mit einem kräftigen Ruck aus der weichen Erde gezogen und schwang sie in weitem Bogen auf Zamorra zu.
An diesem war der vorherige Kampf nicht spurlos vorübergegangen. Benommen versuchte er auszuweichen, doch es blieb nur bei einem Versuch.
Trotzdem rettete ihm Nicoles Warnung das Leben.
Zamorra spürte den scharfen Luftzug der Schaufel wegen des Windes nicht. Er sah nur etwas auf sich zurasen und wußte in Sekundenbruchteilen, daß er nicht mehr voll ausweichen konnte.
Dann traf ihn die Ohnmacht wie ein Blitz, fällte ihn.
Zamorra fühlte gar nicht mehr, wie er auf das weiche, lehmige Erdreich aufschlug.
Der Professor war in eine schwarze, unendliche Leere gestürzt, die ihn wie eine fremde Dimension aufnahm!
***
Noch einem wesentlichen Umstand verdankte Professor Zamorra das Leben! Er hatte ungeheures Glück, daß der Werwolf sich nicht gleich nach dem Schlag um ihn kümmerte, sondern heulend auf das Friedhofstor zurannte.
Die Angst vor Zamorras Amulett war viel zu groß, seine Panik kannte keine Grenzen.
Sein gespenstisches Leben mußte erhalten werden, um dem Fluch genüge zu tun!
Als er keuchend auf der Straße stand, begannen sich seine Gedanken langsam wieder zu ordnen.
Es wurde ihm bewußt, daß er soeben einen groben Fehler gemacht hatte. Der Professor lag hilflos neben dem Grab, und er rannte weg, anstatt seinen Todfeind für immer zu vernichten.
Der Werwolf konnte sein Zögern und seine Unsicherheit selbst nicht begreifen. Es mußte irgendwie mit dem Mond zusammenhängen!
Ja, das wird es sein! dachte Louis Creux, während er einen Blick zu dem Erdtrabanten warf, der geisterhaft hinter einer Wolkendecke wieder zum Vorschein kam.
Unsere volle Kraft und Stärke erlangen wir Werwölfe erst bei Vollmond!
Aber es würde noch zwei Tage dauern, bis aus der eckigen, leuchtenden Scheibe eine runde, volle werden würde.
Creux hatte sich in dieser Nacht zum erstenmal verwandelt. Nach seinem Tode wurde der Fluch, der ihn seit seiner Jugend verfolgt hatte, wirksam.
All das drängte sich für Sekunden in sein Gedächtnis, dann rannte er auf den Friedhof zurück.
Er nahm es nur im Unterbewußtsein wahr, daß ihm sein getreues Rudel winselnd folgte.
Und plötzlich war er wieder da! Dieser unbändige Blutrausch, dieses Dürsten nach dem kostbaren Saft, der ihm neben dem Mond die nötige Lebenskraft gab!
***
»Um Himmels willen, Zamorra!« stieß Nicole Duval kreidebleich hervor.
Mechanisch setzte sie einen Fuß vor den anderen, ohne den Blick von der am Boden liegenden Gestalt zu nehmen.
»Zamorra?« Ihre Stimme drückte all die Furcht und Besorgnis um den sympathischen Gelehrten aus, den sie mehr als alles andere liebte.
Sie bückte sich, ihre Finger tasteten zitternd nach Zamorras Hand, suchten seinen Puls.
Zunächst fühlte sie keinen Herzschlag.
»Zamorra!« brüllte sie in panischer Angst auf. Dann wanderte ihre Hand weiter, und sie spürte den schwachen Herzschlag.
Nicole atmete auf.
»Gott sei Dank!« stieß Nicole hervor, während sie mit aller Kraft versuchte, den großen Mann umzudrehen.
Schließlich, nach einigen Versuchen, hatte sie es
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