0082 - Die Falle im Todesschloß
Gegner zusammenzuckte, überschlug sich sein Geheule beinahe vor Freude.
»Tu's nicht, Zamorra! Nimm keine Rücksicht auf mich! Denk an die Aufgabe, die du zu erfüllen hast. Vernichte diese Kreatur!« sagte Nicole fest und bestimmt. Die Worte mußten sie ungeheuere Überwindung gekostet haben.
Trotz der angespannten Situation stahl sich ein winziges Lächeln auf Zamorras Gesichtszüge.
Nein, er würde Nicoles Leben nicht aufs Spiel setzen. Er wollte nicht Schuld am Tod des Mädchens sein, das er über alles liebte.
Zamorra hatte seine Nerven wieder fest in der Hand. Er hatte sich auf die Gefahrensituation eingestellt.
Bis sich eine Chance zum Angriff ergab, war es jedenfalls das beste, das zu befolgen, was der Wolfsmensch befahl.
»Überlege es dir schnell! Ich warte schon darauf, meine Zähne in den weichen, zarten Hals zu schlagen! Ich brauche ihr Blut, und auch das deine, Zamorra!« knurrte das Monster ungeduldig.
Vor dem Parapsychologen hatten sich drei Wölfe in breiter Linie aufgebaut. Sie beobachteten jede seiner Bewegungen.
Plötzlich wurde Zamorra bewußt, daß er noch den Stein, mit dem er zuerst auf den Wolf eingeschlagen hatte in der Hand hielt!
Das ist die Chance! durchzuckte es ihn blitzschnell. Es muß mir gelingen, den Teufel zu täuschen!
Fieberhaft versuchten seine Finger den Haken, der das Amulett mit der Kette verband, zu lösen.
»Ich zähle jetzt bis drei, Zamorra, dann ist es um sie geschehen!« heulte der Werwolf zornig.
»Eins…«
Zamorra trat der kalte Angstschweiß auf die Stirn. Es lag in seiner Hand, alles vielleicht doch noch zum Guten zu wenden.
»Zwei…«
Plötzlich hatte er es geschafft. Der Talisman war von der Kette getrennt.
»Drei!«
»Halt ein, Creux!«
Zamorra streckte seine rechte Hand mit dem Amulett und der Silberkette aus.
Dann streckte er die Linke vor und legte den Kieselstein unauffällig ebenfalls in seine rechte Hand, nahm ihn und die Kette auf, rollte und wand die Silberkette um den Stein und warf das Ganze seitlich von sich.
Jetzt hielt er den Atem an. War sein Schwindel gelungen?
»Zufrieden, Creux?« rief er zu der Kreatur hinüber, die den Griff um Nicole nicht gelockert hatte.
»Ja, Zamorra, das hast du gut gemacht!« fauchte der Verfluchte.
Der Professor nahm die scheinbar leere rechte Hand zurück, in der er noch immer das kostbare Amulett hielt.
Zamorra machte sich nun wieder berechtigte Hoffnungen, den nächsten Morgen noch zu erleben!
»Du gehst jetzt schön langsam auf die Kapelle zu, ich und das Mädchen folgen dir. Es wird nämlich noch ein Weilchen bis zu deiner Exekution dauern. Mitternacht ist noch nicht nahe genug und die Gruft noch zu wenig tief!«
Der Parapsychologe tat, wie ihm geheißen. Folgsam, Schritt für Schritt, marschierte er auf die bizarren Umrisse der spitztürmigen Kapelle zu, die sich dunkel gegen den hellen Nachthimmel abzeichnete.
Die Meute setzte jaulend hinterher.
Zamorra verwarf jeden Fluchtgedanken, zumal Nicole noch immer in der Gewalt des Monsters war.
Eine steile Steintreppe führte zum Eingangsportal hoch.
Als Zamorra das Ende der Treppe erreicht hatte, stellte er fest, daß die Tür einen Spalt breit geöffnet war.
In diesem Augenblick trat ihn der Werwolf mit aller Kraft in den Rücken.
Der Professor, der auf den Tritt nicht vorbereitet war, knallte gegen das Tor, stieß es auf und schlug auf den Steinboden.
Zamorra rollte sich instinktiv ab, zog den Kopf ein und streckte die Hände nach vorne.
Eine Wand stoppte unsanft seinen Flug.
Noch bevor er sich hochgerappelt hatte, kniete bereits Nicole neben ihm.
Quietschend zog der Werwolf die Tür von draußen ins Schloß und schob den ehernen Riegel vor.
Es war stockdunkel in der Kapelle, die in letzter Zeit nicht mehr ihre Funktion als Aufbahrungshalle erfüllt hatte. Man hatte beschlossen, sie im Zuge der Friedhofsrenovierung abzureißen.
»Ist dir auch wirklich nichts passiert, Nicole?« fragte Zamorra nochmals besorgt, nachdem er schon einmal eine verneinende Antwort von seiner Sekretärin erhalten hatte.
Seine Hand tastete nach der ihren.
»Ich hätte eigentlich viel mehr Grund, dich das zu fragen. Der Sturz sah ja schlimm aus!« flüsterte Nicole.
Zamorras Zunge fuhr befeuchtend über seine staubigen Lippen. Der schale Geschmack von Blut machte sich breit. Der Parapsychologe betastete vorsichtig seine Stirn. Erst jetzt wurde ihm der brennende Schmerz einer Platzwunde bewußt.
»Ein paar blaue Flecken, nichts weiter!« antwortete
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