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0082 - Die Horror-Nacht

0082 - Die Horror-Nacht

Titel: 0082 - Die Horror-Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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Scheinwerfer blendeten mich.
    »Fahren Sie nach Swanage?« wollte ich wissen.
    »Allerdings.«
    »Nehmen Sie mich mit?«
    »Das kommt ganz darauf an…«
    »Worauf?«
    »Würden Sie mal die Hände hochheben?«
    »Wozu?« fragte ich.
    »Wenn Sie’s nicht tun, setze ich die Fahrt ohne Sie fort«, sagte der Unbekannte.
    Ich hob die Hände, regte mich nicht. Der Mann öffnete den Wagenschlag. Er stieg aus dem Fahrzeug. Ich hörte seine Schritte.
    Und dann tauchte seine rechte Hand im Scheinwerferlicht auf. Die Hand hielt mir ein hölzernes Kruzifix entgegen.
    Als ich darauf nicht mit panischem Entsetzen reagierte, trat der Mann ins Licht und sagte: »Entschuldigen Sie mein sonderbares Benehmen.«
    »Sie haben mich getestet.«
    »Stimmt«, sagte der Mann. Er war so groß wie ich und hatte in hartes Gesicht, in das die gutmütigen Augen nicht paßten.
    »Ich besitze keine langen Eckzähne«, sagte ich lächelnd.
    »Darüber bin ich froh«, erwiderte der Fremde. »Es ist ziemlich gefährlich, nachts allein durch diesen Wald zu streifen. Hat Ihnen das niemand gesagt?«
    »Ich habe diesen Ausflug nicht freiwillig unternommen«, gab ich zurück und erzählte dem Mann, wie es dazu gekommen war, daß ich mich um diese Zeit im Wald herumtrieb.
    Als ich erwähnte, daß ich vor wenigen Augenblicken Graf Morloff begegnet war, stieß der Unbekannte die Luft geräuschvoll aus.
    »Und das haben Sie überlebt?« sagte er beeindruckt. »Mann, da hatten Sie aber verdammt viel Glück.«
    »Ihr Scheinwerferlicht hat ihn verscheucht.«
    Der Fremde blickte sich suchend um. »Kann sein, daß er hier noch irgendwo auf der Lauer liegt. Steigen Sie ein. Ich bringe Sie nach Swanage zurück. Ich bin übrigens Inspektor Delmer Charisse.«
    Ich grinste breit. »Angenehm«, sagte ich und reichte dem Inspektor die Hand. »Ich bin Oberinspektor John Sinclair.«
    Charisses Augen weiteten sich. »Der von Scotland Yard? Der Geisterjäger?«
    Ich nickte. »Genau der.«
    Delmer Charisse schüttelte erfreut meine Hand. »Noch nie war mir jemand so sehr willkommen wie Sie, Oberinspektor.«
    Ich stieg in Charisses Wagen. Der Inspektor setzte die Fahrt fort. Er hatte privat in Dorchester zu tun gehabt. Deshalb hatte ich ihn zu Hause nicht angetroffen.
    Delmer Charisse freute sich ehrlich darüber, daß ich so schnell nach Swanage gekommen war.
    »Wir haben hier dringend die Hilfe eines Fachmannes nötig«, sagte er grimmig. »Viele Jahre war Ruhe in unserem Ort. Die Menschen waren fröhlich und hatten keine Angst. Wir alle glaubten schon, Graf Morloff habe sein blutrünstiges Treiben aufgegeben. Doch eines Tages tauchten wieder die ersten Vampiropfer auf. Seither ist Swanage eine Geisterstadt. Graf Morloff ist mit einem Vulkan zu vergleichen. Er kann viele Jahre Ruhe geben. Doch irgendwann bricht er dann doch wieder aus…«
    Wir sprachen von Garco, dem Verwalter des Schlosses. Der Inspektor beschrieb den Mann, und ich wußte sofort, daß ich ihm im Wirtshaus schon mal begegnet war.
    Ich erinnerte mich an das Gespräch, das ich mit den Deutschen gehabt hatte. Wenn Garco es mitbekommen hatte, hatte er erfahren, aus welchem Grund ich nach Swanage gekommen war.
    Hatte er Gegenmaßnahmen getroffen?
    War er es gewesen, der mich niedergeschlagen und in den Wald verschleppt hatte?
    Delmer Charisse meinte, daß das nicht auszuschließen war. »Garco ist dem Blutgrafen hündisch ergeben«, sagte der Inspektor. »Er selbst ist kein Vampir, aber er tut alles, um seinem Herrn ein guter Diener zu sein. Wenn er weiß, daß Sie Graf Morloff vernichten wollen, haben Sie ihn zum erbitterten Feind.«
    Wir erreichten Swanage. Inspektor Charisse zählte die Opfer auf, die sich der Vampir geholt hatte. Das bisher letzte Opfer war demnach die Tochter des Wirtsehepaares Edwige und Jack Garland.
    »Wenn es Ihnen nicht gelingt, dem blutigen Treiben des Vampirs ein Ende zu bereiten, wird Swanage einer Katastrophe zusteuern«, behauptete Delmer Charisse.
    »Wieso?« wollte ich wissen.
    »Es existieren Pläne, das Schloß des Grafen in eine Luxusherberge umzubauen. Sollte es tatsächlich dazu kommen, und sollte Graf Morloff bis dahin noch nicht für immer zur Hölle gefahren sein, können Sie sich denken, was das für Folgen hätte. Dann würde es in dieser Gegend bald nur so von Vampiren wimmeln…«
    »Eine erschreckende Vision«, sagte ich schaudernd.
    Der Inspektor wollte mich vor meinem Hotel aussteigen lassen, doch ich bat ihn, zu Edwige und Jack Garlands Gasthaus

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