Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0082 - Die Horror-Nacht

0082 - Die Horror-Nacht

Titel: 0082 - Die Horror-Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
Vom Netzwerk:
ein Mann, der sein Leben dem Kampf gegen die Ausgeburten der Hölle gewidmet hatte, sollte selbst zur Bestie werden.
    Der Gedanke allein war mir unerträglich.
    Wie von Sinnen kämpfte ich um meine Freiheit. Ich spannte meine Muskeln an, um die Fesseln zu dehnen.
    Die Anstrengung verzerrte mein Gesicht, als ich mich aufbäumte und vom Stamm wegdrückte. Nichts ließ ich unversucht.
    Es mußte mir gelingen, freizukommen.
    Wenn mir das nicht gelang, war es vorbei mit John Sinclair, dem Geisterjäger!
    Ich schaffte es, die Fesseln um wenige Millimeter zu lockern. Sie saßen nicht mehr ganz so fest. Aber Grund zum Jubeln hatte ich deswegen noch lange keinen.
    In der undurchdringlichen Dunkelheit des Waldes brach ein Ast. Es hörte sich wie ein Startschuß für den Vampir an.
    Beunruhigt starrte ich in die Finsternis hinein, doch ich konnte niemanden entdecken. Natürlich mußte dieses Geräusch nicht unbedingt Graf Morloff verursacht haben, aber es bestand durchaus die Möglichkeit, daß er es gewesen war.
    Ich war fast sicher, daß er früher oder später auf seinem nächtlichen Streifzug hier vorbeikommen würde.
    Sonst hätte man mich nicht gerade an diesen Baum gebunden.
    Hier führte Morloffs Weg vorbei!
    Ich atmete tief aus. Dadurch erreichte ich, daß die Stricke, die um meinen Körper geschlungen waren, leicht durchhingen.
    Mühsam schaffte ich es, meinen rechten Arm freizubekommen. Mir war, als würde mein Herz hoch oben im Hals schlagen.
    Endlich war ich so gut wie frei.
    Der Rest war nur noch ein Kinderspiel. Ich streifte nach und nach sämtliche Fesseln ab und massierte dann meine tauben Gelenke.
    Da vernahm ich wieder ein leises Knacken. Meine Augen bohrten sich in die Dunkelheit. Niemand war zu sehen. Aber mit einemmal glaubte ich, die Nähe des Unholds fühlen zu können.
    Meine Hand zuckte zur Beretta, die in der Schulterhalfter steckte. Ich atmete erleichtert auf, als ich den Kolben mit den Fingern berührte. Der Kerl, der mich niedergeschlagen hatte, dachte bestimmt, daß ich mit meiner Kanone keinen Schaden mehr anrichten konnte.
    Deshalb hatte er sie mir gelassen. Ich dankte ihm im Geist dafür und zog die Waffe. Sie vermittelte mir ein gutes Gefühl.
    Kein Vampir ist in der Lage, geweihtes Silber zu verdauen, wenn man es ihm in den Leib schießt. Ein Treffer hätte auch Graf Morloff zur Strecke gebracht. Er wäre zu Staub zerfallen. Binnen Sekunden.
    Knacks!
    Ich wirbelte herum. Zwischen alten, dickstämmigen Bäumen schien eine Gestalt durch die Schwärze der Nacht zu huschen.
    Es konnte sich aber auch um eine Einbildung handeln. Ich wollte jemanden sehen. Hatte ich deshalb die phantomhafte Erscheinung erblickt?
    Reglos stand ich da. Meine Nerven fingen leicht zu vibrieren an. Es wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein, wenn es mir gelungen wäre, dem Vampirspuk von Swanage gleich in der ersten Nacht ein Ende zu bereiten.
    Im allgemeinen ließ mich die höllische Gegenseite nicht so schnell zum Erfolg kommen. Hin und wieder machten mir die Wesen aus dem Schattenreich das Leben sogar mehr als sauer.
    Ich wartete.
    Doch nichts geschah. Das Phantom ließ sich nicht mehr blicken. Es gab kein verräterisches Geräusch mehr.
    Trotz des Mißtrauens, das ich diesem gläsernen Frieden entgegenbrachte, entspannte ich mich langsam wieder.
    Ich überlegte, ob es einen Sinn hatte, hierzubleiben und auf den Vampir zu warten, oder ob es vernünftiger war, nach Swanage zurückzukehren.
    Ich entschied mich für letzteres, denn ich wußte nicht, wann der Blutsauger sich hier zeigen würde. Das konnte bis zum Morgengrauen dauern, und so lange wollte ich nicht untätig bleiben.
    Also machte ich mich auf die Suche nach einer Straße, die nach Swanage zurückführte. Ich stolperte über den unebenen Waldboden.
    Farne und dorniges Gezweig verfingen sich um meine Beine. Wurzeln, die ich nicht sehen konnte, brachten mich mehrmals aus dem Gleichgewicht.
    Ich fing mich aber immer wieder, blieb ab und zu kurz stehen, um zu lauschen, setzte meinen Weg fort.
    Plötzlich wischte ein heller Lichtfinger durch die Dunkelheit. Ich vernahm das gedämpfte Brummen eines Automotors.
    Dort vorn mußte eine Straße sein.
    Das Scheinwerferlicht sägte waagrecht durch den Wald, änderte die Richtung. Folglich mußte sich in der Richtung, in die ich unterwegs war, eine Straßenbiegung befinden.
    Die Lichter entfernten sich. Das Motorengeräusch wurde leiser. Es war wieder dunkel und still.
    Wirklich still?
    Ich wurde das Gefühl nicht los,

Weitere Kostenlose Bücher