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0082 - Die Horror-Nacht

0082 - Die Horror-Nacht

Titel: 0082 - Die Horror-Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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weiterzufahren.
    Ich wollte die Leute kennenlernen.
    Charisse stoppte seinen Austin wenig später vor dem Wirtshauseingang. Wir betraten das Lokal. Neben der Tür hingen Knoblauchbündel.
    An den Tischen saßen Männer mit ernsten Gesichtern. Sie hatten sich unterhalten. Als sich die Tür geöffnet hatte, war die Unterhaltung jedoch jäh verstummt.
    Jack Garland stand hinter der Theke. Seine Miene drückte Kummer und Leid aus. Neben der italienischen Espressomaschine lehnte ein hagerer Mann, dessen Wangenknochen weit hervortraten, wodurch die Augen in finsteren Höhlen lagen.
    »’n Abend, Inspektor«, sagte der Hagere.
    »Guten Abend, Mr. Tokar.« Delmer Charisse wandte sich an mich. »Rob Tokar ist weit über die Grenzen unseres Ortes hinaus bekannt. Er kann hellsehen. Aber er ist nicht einer von den Hellsehern, die mit irgendwelchen billigen Tricks arbeiten und die Leute so hinters Licht führen. Seine hellseherischen Fähigkeiten sind wissenschaftlich nachgewiesen.«
    »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen, Mr. Tokar«, sagte ich.
    »Das ist Oberinspektor John Sinclair«, erklärte Delmer Charisse. »Ein Mann von Scotland Yard. Seine Abteilung befaßt sich ausschließlich mit übernatürlichen Fällen. Sinclair hat bereits eine erkleckliche Zahl von Geistern, Dämonen, Werwölfen und Vampiren zur Strecke gebracht. Er ist auf meine Bitte hin nach Swanage gekommen, um Graf Morloff das Handwerk zu legen.«
    Tokar musterte mich interessiert. »Sie scheinen tatsächlich aus einem besonders harten Holz geschnitzt zu sein, Oberinspektor.«
    »Sinclair hat bereits eine Begegnung mit dem Blutgrafen hinter sich«, berichtete Inspektor Charisse.
    Stille im Wirtshaus.
    Man hätte eine Stecknadel zu Boden fallen hören können.
    Jetzt schauten mich alle an. Es grenzte für sie an ein unvorstellbares Wunder, daß ich noch am Leben war.
    Rob Tokar nahm einen Schluck von seinem Schwarzbier. »Auch ich habe mich entschlossen, dem Vampir den Kampf anzusagen.«
    Delmer Charisse schüttelte unwillig den Kopf. »Das sollten Sie lieber bleiben lassen, Mr. Tokar. Sie sind zwar ein hervorragender Hellseher, aber Sie verstehen es nicht, gegen einen Sendboten der Hölle zu kämpfen.«
    Rob Tokar lächelte hintergründig. »Ich werde Sie vom Gegenteil überzeugen, Inspektor.«
    Charisse schaute mich an. »Sinclair, reden Sie’s ihm aus.«
    Rob Tokar hob abwehrend die Hand. »Geben Sie sich keine Mühe, Oberinspektor. Ich lasse mich auch von Ihnen nicht von meinem Vorhaben abbringen. Ich werde diesen verfluchten Spuk auf meine Weise bekämpfen. Keine Sorge. Ich werde Ihnen nicht in die Quere kommen, Sinclair…«
    »Graf Morloff könnte Sie töten«, warf ich ein.
    »Ich muß mich gegen ihn stellen«, knirschte der Hagere. »Ich kann seinem Treiben nicht mehr länger tatenlos zusehen. Er hat meinen besten Freund umgebracht. Ich bin es Jim schuldig…«
    »Sie werden so enden wie Jim«, sagte Charisse, »wenn Sie nicht Vernunft annehmen.«
    »Ich werde mich vorsehen«, erwiderte Rob Tokar.
    Ich erkannte, daß es keinen Zweck hatte, den Mann umstimmen zu wollen. Er würde trotzdem tun, was er für richtig hielt.
    Ich konnte ihm nur alles Glück dieser Welt wünschen, wenn es tatsächlich zwischen ihm und dem gefährlichen Vampir zu einer nächtlichen Begegnung kommen sollte.
    Jack Garland beteiligte sich nicht an unserem Gespräch. Ich wandte mich nun direkt an ihn. »Es tut mir leid, was Ihrer Tochter zugestoßen ist, Mr. Garland.«
    Der kräftige Wirt senkte den Blick. »Jill war das schönste Mädchen von Swanage.«
    »O ja, das war sie«, bestätigte Delmer Charisse. »Wir mochten sie alle sehr.«
    »Ich hasse diesen Teufel, der dort oben auf seinem Schloß wohnt und sich von unserem Blut ernährt!« knurrte Garland.
    »Ich kann Sie verstehen«, sagte ich.
    »Wir mußten sie pfählen«, preßte Jack Garland heiser hervor. »Es war schrecklich.« Der Wirt erzählte, wie sich die furchtbare Prozedur abgespielt hatte. Meine Kopfhaut zog sich spürbar zusammen. »Seither«, fuhr Garland fort, »ist Edwige, meine Frau, nicht mehr ansprechbar. Möchten Sie sie sehen, Oberinspektor?«
    Ich nickte.
    Garland, Charisse und ich verließen den Gastraum.
    Wir betraten ein düsteres Zimmer, in dem nur eine Kerze brannte. Als ich Edwige Garland sah, gab es mir einen Stich.
    Sie hockte in einem Schaukelstuhl. Ihr Haar war zerzaust. Sie stierte vor sich hin, nahm das, was um sie herum geschah, nicht mehr wahr. Ihr Gesicht hatte einen stupiden

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