0082 - Wir liquidierten die Erpresser-AG
Erpresser würde, gleich welchen von den drei Eingängen er benutzen wollte, wie eine Ratte in der Falle sitzen.
Wir hatten einen ganz leisen Hoffnungsschimmer dass er doch noch kommen würde. Deshalb verzichteten wir auf keine der vereinbarten Vorsichtsmaßregeln, als wir den Park von der 42. Straße aus betraten.
Selbst wenn der Erpresser kommen würde, war die Sache damit allein noch nicht abgetan. Die Falle war zwar zugeschnappt. Aber damit war der Verbrecher noch lange nicht in unseren Händen. Wir hatten die Möglichkeit einkalkuliert, dass der Verbrecher, sobald er merkte, dass er in einer Falle saß, Mrs. Kenton als Schutzschild benutzen könnte. Um nicht in diese dann sehr verzwickte Situation zu kommen, wollten Phil und ich die Hauptaufgabe der Aktion übernehmen.
Funkstreifenwagen standen in einer Entfernung von einer halben bis zu einer ganzen Meile vom Park in Bereitschaft. Das war der äußere Ring. Die Beamten, die zu Fuß waren und Funksprechgeräte trugen, hatten wir im Park nach einem genauen Lageplan stationiert.
Uns war nur damit gedient, wenn wir den Erpresser auf frischer Tat ertappten. Wir hätten nicht jeden harmlosen Bürger, der den Park durchquerte, um zu seiner Wohnung zu gelangen, festnehmen können. Deshalb mussten wir ' den Erpresser bis an die Bank passieren lassen, unter der Mrs. Kenton den Karton abstellen sollte. Sie selbst sollte ja daneben stehen bleiben und auf die Übergabe warten. Erst wenn das geschah, konnten wir eingreifen.
Nun befand sich neben dieser Bank ein etwa zehn Yard hohes bronzenes Denkmal von Abraham Lincoln. Der Sockel war aus Beton und etwa zwei Yard hoch wie breit.
Hinter dem Denkmal, das eine vorzügliche Deckung bot, bezogen Phil und ich Posten. Gegen ein Uhr bekamen wir Gesellschaft. Es war Johnny Wynter, der ein Funksprechgerät trug und den ich für diese Zeit herbeordert hatte. Dadurch standen wir in steter Verbindung mit den Streifenwagen und den anderen im Park verstreuten Beamten.
Die Zeiger der Uhr rückten nur langsam vorwärts. Eine Minute kann verdammt lang sein, wenn man auf etwas wartet.
Um 2 Uhr 06 bekam Johnny die Meldung, dass Mrs. Kenton soeben in die 42. Straße eingebogen sei. Sie wurde am Karton, den sie unter dem Arm trug, erkannt.
2 Uhr 12 Mrs. Kenton lenkt ihre Schritte zum Eingang des Norfolk Parks.
Dann hörten wir ihre Schritte. Sie kam langsam näher. Sie blieb an der dritten Bank stehen, setzte sich und schob den Karton wie vereinbart unter die Bank. Dann stand sie wieder auf und lief unruhig hin und her. Drei Schritte hin, drei Schritte zurück.
Es war 2 Uhr 25. Unsere Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Ob sie wohl wusste oder ahnte, dass wir nur einige Yard von ihr entfernt standen und fiebernd darauf warteten, den Erpresser zu überwältigen?
Vielleicht ahnte sie es nicht, denn sie wurde in zunehmendem Maße unruhiger, so dass ich schon für das Gelingen der Aktion fürchtete. Wenn sie nur die Nerven behält, dachte ich. Sie tat mir sehr Leid in diesem Augenblick. Am liebsten wäre ich zu ihr hingegangen und hätte ihr Mut zugesprochen. Es wurde 2 Uhr 40, es wurde 2 Uhr 50, Um 2 Uhr 51 bekamen wir die Meldung, dass sich ein Mann dem Park von der Seite des Eisenbahngeländes aus näherte.
2 Uhr 56. Wir sahen im Schein der trüben Parklaternen einen Schatten auftauchen, der sich rasch dem Denkmal näherte.
Keinen Augenblick zu früh durften wir eingreifen, sonst war alles umsonst.
Wir hielten den Atem an. Er ging jetzt am Denkmal vorbei. Wir konnten ihn jetzt genau erkennen. Es war offenbar ein Arbeiter, der schleunigst heimwärts strebte. Er war wohl etwas angetrunken, denn er hatte einen unsicheren Gang. Er hatte den Blick auf den Boden gerichtet und bemerkte Mrs. Kenton gar nicht, die zur Salzsäule erstarrt an der Bank stand.
Fehlanzeige.
Der Mann war unseren Blicken entschwunden. Ich erfuhr später, dass es sich tatsächlich um einen Streckenarbeiter gehandelt hatte. Es war gut, dass wir die Nerven behalten hatten.
Um 3 Uhr 15 schickten wir Mrs. Kenton nach Hause.
Der Erpresser war nicht erschienen.
***
Als ich am nächsten Morgen kurz vor acht Uhr das Office betrat, legte Phil gerade eine Spule auf das Bandgerät.
»Vom Erpresser«, erklärte er. »Der Kerl sprach heute Morgen um halb sieben mit Mrs. Gardener. Das Band ist eben gebracht worden.«
Ich hockte mich erwartungsvoll auf die Schreibtischkante, während Phil das Gerät einschaltete.
Dann begann das Zwiegespräch.
»Ella Gardener,
Weitere Kostenlose Bücher