0082 - Wir liquidierten die Erpresser-AG
nicht beantwortet haben. Wo steckt John Martin jetzt?«
»Ich habe schreckliche Angst«, flüsterte sie mit blutleeren Lippen und kroch noch mehr in sich zusammen.
»Vor wem?«, fragte ich schnell.
»Vor John und vor Mister Cowler«, murmelte sie. »Mister Cowler ist so furchtbar jähzornig.«
Ich überlegte nur kurz.
»Wir können Sie in Schutzhaft nehmen, Blacky« schlug ich vor. »Wenn wir die Bande gestellt haben, gehen Sie wieder nach Hause. Sie können sicher sein, dass weder Cowler noch Ihr - hm ehemaliger Freund am elektrischen Stuhl vorbeikommen werden.«
Sie kämpfte mit sich.
Ich stieß nach.
»Denken Sie an die Mütter, Blacky. Halten Sie sich das vor Augen, versetzen Sie sich in diese Lage dieser bedauernswerten Frauen…«
»… die um das höchste Gut bangen, dass es für sie gibt, nämlich um ihre Kinder«, sprang Phil mir bei.
Da hatte in Blacky die weibliche Natur, der Mutterinstinkt Oberhand genommen.
Sie gab uns tatsächlich die heiß ersehnte Adresse. Sie konnte zwar nicht dafür bürgen, dass sich der Portier dort auch wirklich aufhielt, aber es war ein Fingerzeig.
***
Nachdem wir die Tänzerin in einem Streifenwagen verfrachtet hatten, der sie zum FBI-Hauptquartier befördern würde, konnten wir uns um die nächste Aufgabe kümmern.
Phil und ich setzten uns in meinen Jaguar, um zur 84. Straße zu fahren. Ich machte einen kleinen Umweg und kurvte durch weniger belebte Straßen. Dadurch kamen wir bedeutend schneller zum Ziel.
Die Adresse, die uns die-Tänzerin angegeben hatte, war nur zum Teil eine Überraschung für uns gewesen. Wir konnten uns nicht gut vorstellen, dass wir da jemand vorfinden sollten. Die Anschrift lautete: Ray McDewey, 84. Straße, 108.
Der Portier hatte seiner Freundin diese Adresse für den Fall gegeben, dass er mal für eine Zeit lang verschwinden musste. Er hatte also schon damit gerechnet.
Dass wir uns keine großen Hoffnungen machten, in der Wohnung des Mr. McDewey jemand anzutreffen, erklärt die Tatsache, dass eben dieser Mr. Ray McDewey der dritte im Bund der ungetreuen Bankangestellten war.
Nun war es ja so, dass die Fahndung nicht nur nach Mike Cowler, John Martin und Barbara Price lief, sondern sich selbstverständlich auch auf die Bankangestellten erstreckte, die zweifellos die Erpresser-Gang mit dem Adressen-Material sowieder Höhe der jeweiligen Bankkonten der Witwen versorgt hatten. Es waren insgesamt sechs Personen, nach denen gefahndet wurde. Cowler, Martin und die Tänzerin Barbara Price waren gleich gestern nach dem Feuerüberfall in der Clida-Bar spurlos verschwunden. Eine bis zwei Stunden später mussten die G-men, die die Bankangestellten Anthony Gibson, Oliver Hawkins und Ray McDewes beschatteten, melden, dass die genannten Personen es ebenfalls verstanden hatten, sich ihren-Verfolgem durch geschickte Flucht zu entziehen. Leider hatte zu dieser Zeit nicht die Möglichkeit bestanden, die Bankangestellten zu verhaften.
Es bestand kein Zweifel daran, dass sich die gesamte Erpresser-Bande noch in der Stadt aufhielt. Der nächste Schlag sollte gegen Mrs. Ella Gardener geführt werden.
Ich war mir bewusst, dass heute Nacht zwischen New York und Philadelphia die Entscheidung fallen musste. Ich spürte instinktiv, dass die Erpresser Mrs. Gardener nicht ebenso versetzen würden, wie sie es im Norfolk Park mit Mrs. Kenton gemacht hatten.
Sechs »Mitarbeiter« der Erpresser-Firma waren verschwunden. Und der siebente, den ich für den »Direktor« der Gesellschaft hielt, hatte vorhin dem Mixer Frank erklärt, dass die Bar trotz der Schäden den Betrieb offen halten würde. War dieser Mr. Clifford Davis wirklich nur ein schrulliger Anwalt und Barbesitzer oder war er auch noch zusätzlich nebenberuflich das Haupt der Erpresser-AG?
Diese Gedanken rasten mir durch den Schädel, als wir zur 84. Straße preschten. Nun, wir würden ja bald diesem undurchsichtigen Mr. Davis gegenübersitzen. Ich beschloss, ihn genau unter die Lupe zu nehmen.
Als wir die 84. Straße erreichten, lie ßen wir den Wagen an der Ecke stehen und gingen die etwa 20 Häuser zu Fuß weiter. Die Straße war mäßig belebt. Als wir das Haus mit der Nr. 108 betraten, tastete ich unter meiner linken Achsel und spürte beruhigend den kalten Stahl meiner Pistole.
Wir schlichen auf leisen Sohlen in den ersten Stock, in dem die Wohnung Ray McDeweys lag.
Wir nahmen unsere Waffen in die Hand. Ich drückte auf den Klingelknopf. Schritte waren zu hören.
Phil blickte mich überrascht
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