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0084 - Das Buch der grausamen Träume

0084 - Das Buch der grausamen Träume

Titel: 0084 - Das Buch der grausamen Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schaute ich nach rechts. Dorthin, wo das Dorf lag und der Fackelschein leuchtete.
    Abrupt blieb ich stehen. Ich hatte das Gefühl, der Fackelschein würde sich nähern.
    In der Tat. Sie kehrten zurück. Sogar die Hunde hatten sie mitgebracht. Ihr Kläffen drang an meine Ohren. Ich wußte, was die Kerle vorhatten. Sie wollten mit der Hexenprobe beginnen, aber den Spaß würde ich ihnen versalzen.
    Geduckt schlich ich weiter, bis ich mich mit den Leuten ungefähr auf einer Höhe befand. Hinter einem Erlengesträuch wartete ich ab.
    Die Dorfbewohner gingen nicht mehr parallel zum Fluß weiter, sondern bewegten sich jetzt auf das Gewässer zu. Sie steuerten ihren Platz an.
    Die Hunde bellten lauter. Wahrscheinlich hatten sie mich schon gewittert, und meine Chancen, das Mädchen sowie Suko zu befreien, sanken auf ein Minimum. Hier am Ufer konnte ich wirklich nichts unternehmen. Die verdammten Köter hätten mich zerrissen.
    Ich hörte die Stimmen, konnte jetzt verstehen, was gesagt wurde. Der Bürgermeister keifte besonders schlimm.
    »Er muß noch hier in der Nähe sein!« schrie er. »Seht doch nur, wie sich die Hunde gebärden. Die sind ja wie toll.« Er lachte. »Wir kriegen ihn, da bin ich ganz sicher, Freunde.«
    Ich verschluckte einen Fluch. Jetzt hatte ich keine Möglichkeit mehr, sie vom Land her zu packen. Es blieb nur noch eine Chance. Ich mußte zurück ins Wasser. Langsam watete ich zurück in den Fluß…
    ***
    Sie hatten zwei Bretter geholt.
    Jedes war etwa zwei Yards lang und dick wie eine Handbreite. Der Zwerg tanzte, als er die Bretter sah. Seinen Mißerfolg hatte er schon wieder vergessen.
    »Los, schnallt sie fest!« keifte der Bürgermeister. Die Männer taten nichts lieber als das.
    Zuerst war Suko an der Reihe. Das Brett wurde neben ihn auf den Boden gelegt. Anschließend hoben vier Männer den Chinesen hoch und legten ihn mit dem Rucken zuerst auf das Brett. Die Männer gingen nicht gerade sanft mit dem Chinesen um. Suko mußte manchen Schlag und Stoß hinnehmen, doch er verzog nicht einmal das Gesicht. Er konnte ungeheuer viel einstecken. Ein anderer Mann hielt bereits die Stricke in der Hand. Auf ein Zeichen hin wurde er sie los, und die Männer begannen damit, Suko auf das Brett zu fesseln.
    Julia de Fries schaute zu. Sie war zwar noch jung, hatte in ihrem Leben jedoch ziemlich viel gelesen. Auch Bücher, die sich mit der Vergangenheit auseinandersetzten. Sie war über die Historie gut informiert, kannte auch die Zeit der Hexenverfolgungen und wußte Details über diese grausamen Vorgänge. Dazu gehörte auch die Hexenprobe.
    Im Prinzip war es ganz einfach, und dem Opfer blieb keine Chance. Es wurde erst einmal auf ein Brett gefesselt und dann zu einem Teich oder Fluß gebracht. Hier begann dann die eigentliche Probe. Brett und Opfer wurden ins Wasser geworfen. Ging das Opfer unter, so war es keine Hexe, und es ertrank. Blieb es aber an der Oberfläche, so war es eine Hexe und konnte sich nur durch die Kraft des Teufels auf dem Wasser halten. Das Opfer wurde dann herausgeholt und landete in den meisten Fällen auf dem Scheiterhaufen.
    So also sahen die grausamen Hexenproben aus. Diese schlimme Tradition war in Horlin leider noch nicht ausgestorben. Mitten im zwanzigsten Jahrhundert wurden hier Hexenproben durchgeführt. Unvorstellbar, aber doch wahr. Die Menschen, die hier lebten, waren entweder verbohrt oder so zurückgeblieben, daß sie in eine Anstalt gehörten. Sie glaubten wirklich daran.
    Mit Suko waren die Männer fertig. Stramm gefesselt lag er auf seinem Brett. So stramm, daß er nicht einmal den kleinen Finger rühren konnte.
    Dann näherten sich die Männer der Holländerin. Julia de Fries leistete keinen Widerstand. Sie wußte, daß es zwecklos war.
    Kräftige Fäuste hoben sie hoch. Einer packte ihre Füße. Sekunden später lag sie auf dem Brett. Dann kamen sie mit den Stricken.
    Julia de Fries spürte jede einzelne Schlinge, die um ihren Körper gelegt wurde.
    Sie schrie nicht und beklagte sich nicht. Julia blieb stumm. Ihr erging es nicht besser als dem Chinesen. Sie wurde so stramm gefesselt, daß sie kein Glied mehr rühren konnte. Zufrieden traten die Peiniger zurück.
    Und jetzt tauchten auch Frauen auf. Alte, geifernde Weiber, die in die schmale Gasse stürzten, primitive Holzkreuze in den Händen hielten, Julia bespuckten und einen seltsamen Singsang intonierten.
    Es war irgendein altes Hexenlied aus dem Mittelalter. Julia verstand kaum ein Wort.
    Die Weiber tanzten um sie

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