0084 - Das Buch der grausamen Träume
Dämonen beschworen, und dann war ihm der Schwarze Tod erschienen. Mit dem Buch. Dieser mächtige Dämon suchte einen sicheren Ort für das Buch der grausamen Träume, denn darin waren einige Geheimnisse der Hölle verewigt, und es stand auch in diesem Buch zu lesen, wie er, der Schwarze Tod, besiegt werden konnte. Wenn dieses Buch in die Hand eines Feindes fiel, war es um den Schwarzen Tod geschehen. In seinem eigenen Reich hatte er schon immer Gegner gehabt, die zwar freundlich taten, jedoch darauf aus waren, ihm den Rang abzunehmen. Deshalb mußte das Buch verschwinden. Der Magister McKenzie sollte es an sich nehmen. Dafür versprach ihm der Schwarze Tod das ewige Leben. Und so überdauerte McKenzie die Jahrhunderte. Niemand wußte, welches Geheimnis er in seiner Hütte barg. Er täuschte die Menschheit so sehr, daß er sogar zu einem Feind der Schwarzblütler wurde und vor allen Dingen Jagd auf Hexen machte. Diese Hexenjagd fand in Horlin großen Anklang. Viele unschuldige Menschen starben, aber auch eine richtige Hexe. Nur wurde sie zu Stein, und sie sann auf Rache. Die Zeit kam.
Und die Menschen gehorchten Ziita. Auch Gerald McKenzie. Er hatte nichts dagegen, daß der Hexe Opfer gebracht wurden, damit sie ihre Macht stärken und in die Dimensionen der Finsternis eingehen konnte. Sieben Opfer brauchte sie. Dann war sie wieder so stark wie früher. Jetzt wollte sie noch das Buch.
McKenzie war nicht dumm. Er ahnte, warum Ziita so sehr dahinter her war. Sie wollte den Schwarzen Tod vernichten. Einen besseren Einstand konnte sie in der Dämonenwelt gar nicht geben. Aber woher wußte sie, daß McKenzie das Buch besaß?
Der Alte stellte ihr die Frage.
Die steinerne Hexe lachte. »Myxin, der Magier, hat es mir zugeflüstert. Er selbst kommt an das Buch nicht heran. Der Schwarze Tod hat es abgesichert, und deshalb versucht Myxin, immer andere vorzuschieben. Die sechs Köpfe gehörten zu den Leuten, die versucht haben, das Buch für ihn zu holen. Nun sind sie tot, und Myxin wird es auch nicht bekommen, da ich es an mich nehme.«
»Wenn die Magie so stark ist, wird sie auch dich treffen«, sagte Gerald McKenzie.
»Nein, ich habe gebüßt, ich bin dagegen gefeit. Überlege es dir genau. Willst du es mir geben?«
Der Alte holte tief Luft. Nacheinander schaute er die Köpfe in den offenen Handflächen an, und er sah noch auf den Gesichtern den Schrecken, den die Menschen in den letzten Sekunden ihres Lebens empfunden hatten.
Nein, Ziita kannte kein Gnade. Sie würde Horlin vernichten. »Also gut«, erwiderte McKenzie. »Ich gebe dir das Buch!«
Die Hexe lachte geifernd. »So ist es richtig, Alter. Dann lauf, und hol es her.«
Der Alte drehte sich um und wollte die Hütte verlassen, doch ein harter Ruf hielt ihn zurück. »Du hast etwas vergessen, Gerald McKenzie.«
Der Alte drehte sich um. »Und was?« fragte er, obwohl an seinem Gesicht zu erkennen war, daß er genau wußte, wie der Hase lief.
Der noch freie Arm bewegte sich. Er knarrte dabei, und das Geräusch ging dem Alten durch und durch. Ja, die Hexe hatte bereits Kraft. Sie brauchte nur noch ein Opfer. Die Hand der Statue schloß sich zur Faust, dann aber streckte sie den Zeigefinger aus und sagte: »Ihn hast du vergessen.« McKenzie nickte.
Auch Leo Genn hatte die Worte vernommen, ebenso wie er dem gesamten Gespräch gefolgt war. Jetzt hob er den Kopf und schaute Gerald McKenzie flehend an.
Der Alte hob die mageren Schultern. »Es tut mir leid«, sagte er, »aber es gibt keine andere Möglichkeit.«
»Bitte – nicht!« flüsterte Genn. »Seien Sie Mensch. Einmal – ich gehe, ich komme auch nicht wieder. Das verspreche ich!«
McKenzie schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen Ausweg für Sie. Die anderen mußten auch sterben. So steht es in den Gesetzen der Schwarzen Magie, denen wir alle zu gehorchen haben!«
Die steinerne Hexe stieß ein krächzendes Lachen aus. »Richtig, McKenzie!« höhnte sie. »Du machst deine Sache gut. Man kann sich wirklich auf dich verlassen.«
Der Alte hörte gar nicht hin. »Steh auf!« befahl er Leo Genn.
»Nein!«
»Hoch mit dir!«
»Nein und abermals nein!« brüllte der Bärtige und trommelte mit beiden Fäusten auf den Boden.
Sein Geschrei hörten die beiden vor der Hütte wartenden Wächter. Sofort erschienen sie im Eingang und warfen McKenzie einen fragenden Blick zu.
»Er will nicht«, sagte der Alte und wies auf Genn.
Die Männer zogen Leo hoch. Er tobte und kreischte, versuchte, sich aus den Griffen der
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