0084 - Er starb an meiner Stelle
aufgebaute Bar erschien.
»Verträgst du immer noch soviel wie damals?« fragte Caleday.
Crack nickte.
»Das Doppelte.«
»Au, verdammt!« stöhnte Caleday. »Ich nur die Hälfte.«
In dieser Weise setzte sich ihr Gespräch die nächste halbe Stunde über fort. Sie erwähnten Stichworte aus ihrer gemeinsamen Erinnerung, die nur sie beide verstehen konnten. Bis Crack schließlich zum Thema kam.
»Tust du mir einen Gefallen, Caleday?«
»Drei?« sagte er. »50 000, ein nettes Mädchen und eine halbe Whiskyfabrik kannst du sofort haben. Für alles andere brauche ich 24 Stunden Zeit.«
Crack zweifelte nicht im mindesten, daß er den Satz ruhig hätte wörtlich nehmen dürfen. Aber es ging ihm um etwas anderes.
»Mich wollten sie in der Nacht vom 6. zum 7. fertigmachen«, sagte er, als spräche er über das Wetter in dieser Nacht. »Wenn es noch wegen damals wäre, würde ich mich nicht weiter darüber ärgern. Aber es waren ganz gewöhnliche Straßenmobster. Aus Chicago obendrein, wenn ich ihre Aussprache nicht falsch deute.«
Caleday neigte sich überraschend vor. Auf seiner Stirn stand eine steile Falte.
»Was? Das Gesindel wagt sich an dich ran?« Er lehnte sich wieder zurück, kippte eine scharfe Sache hinunter, rieb sich die Hände und brummte: »Denen stellen wir eine Quittung aus, daß sie sich für Südseeinsulaner halten. Wieviel Mann brauchst du?«
Crack schnipste sich ein Stäubchen Zigarettenasche vom Anzug.
»Einen«, sagte er. »Nämlich mich.«
»Willst es selber machen, was? Klar, würde ich auch. So was kann man sich nicht nehmen lassen. Okay, was kann ich sonst für dich tun?«
»Die Burschen verfolgten mich den ganzen Abend. In einer Kneipe habe ich sie fotografiert. Mit der Mikrokamera. Hier! Laß den Film entwickeln und vergrößern, damit ich mir die Selbstmörder mal genauer ansehen kann.«
Er nahm seine Armbanduhr ab und gab sie Caleday. Der ging zum Schreibtisch und drückte irgendwo. Sogleich erschien ein riesiger Neger und sah Caleday fragend an. Der warf ihm die Armbanduhr zu, die der Schwarze geschickt auffing, und sagte nur: »So schnell wie möglich, Großvater.«
»Yeh, Chef«, erwiderte der Neger und verschwand so lautlos, wie er erschienen war.
Als sei nichts geschehen, setzten die Männer ihre Unterhaltung über ihre Erinnerungen fort. Zweimal wurde Caleday unterbrochen, weil er zwei dringende Ferngespräche annehmen mußte, von denen eines in chinesischer Sprache geführt wurde. Im Yonan-Dialekt, wie Crack sachkundig feststellte.
Nach ungefähr einer Stunde leuchtete ein kleines gelbes Lämpchen auf. Caleday drückte wieder mal auf einen Knopf, und der Neger erschien mit vier Hochglanzfotos von etwa Postkartengröße.
Die Bilder waren noch naß von der Entwicklungsflüssigkeit. Caleday und Crack betrachteten sie gründlich.
»Gangster«, nickte Caleday, »kein Zweifel. Kennst du sie?«
Crack schüttelte stumm den Kopf. »Ach ja, du warst ja eine halbe Ewigkeit nicht mehr in der alten Heimat, ich vergaß. Großvater, gib die Bilder an vier Leute von uns weiter. Jeder nimmt sich eins. In zwei Stunden möchte ich wissen, was für liebliche Namen diese vier größenwahnsinnigen Stinktiere da haben.«
»Yeah, Chef.«
Der Neger ging wieder.
»Glaubst du, das es klappt?« fragte Crack.
Caleday lachte.
»Mein lieber Kampfgefährte«, meinte er heiter, »wenn du willst, verrate ich dir, das übermorgen früh in der Sitzung des Hanoi-Konzerns oder heute abend bei der Kabinettsitzung in Djakarta besprochen werden wird. Und dann soll ich nicht rauskriegen können, wie ein paar lächerliche Asphaltmobster heißen? Gestatte, daß ich mich beleidigt in mein Schneckenhaus zurückziehe.«
Crack lachte ebenfalls und hielt sein leeres Glas hin. Sie füllten gegenseitig das Glas des anderen. Nach dem sechsten Glas verzichteten sie auf die umständliche Prozedur und suchten sich jeder eine zusagende Flasche aus.
»Hast du schon einen Job?« fragte Caleday nach einer Weile.
»No.«
»Wunderbar. Du bist mein Trumpfas! Hoho, alter Junge, jetzt werden wir der Welt einmal zeigen, was zwei richtige Yankees alles auf den Kopf stellen können was? Wir werden die beste Agentenzentrale der Welt auf die Beine stellen. Wir werden Millionen verdienen und Millionen ausgeben. Und das Schönste an der ganzen Sache wird sein. Wir sind mit Milliarden nicht zu kaufen, wenn wir nicht wollen. Hahaha! Junge, auf den Tag habe ich 26 Jahre lang gewartet. Du hast mir gefehlt, um meinen Laden
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