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0084 - Er starb an meiner Stelle

0084 - Er starb an meiner Stelle

Titel: 0084 - Er starb an meiner Stelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Er starb an meiner Stelle
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ungeheuer schwierig, aus mehr oder weniger plattgedrückten Geschossen noch die ursprünglichen Laufspuren herauszuholen. Aber ich habe die Sache mal selber in die Hand genommen, und da klappte es selbstverständlich.«
    »Nun spann uns nicht so auf die Folter!« drohte Phil. »Sonst machen wir einen Knoten aus dir, du Gartenzwerg! Los, raus mit der Sprache!«
    Im Nu war Sam vom Tisch weg und stand in Boxerstellung mitten im Zimmer.
    »Immer kommen!« rief er und teilte enorm gefährliche Schläge an einen unsichtbaren Partner aus. »Immer kommen! Ich schlage alle! Ich, der Tiger aus dem Mittleren Westen, die amerikanische Eiche, der unbesiegbare schwarze Panther!«
    Wir ließen ihn spinnen. Es ist die beste Möglichkeit, ihn wieder normal zu kriegen.
    Als wir so taten, als ob wir das Office verlassen wollten, beeilte er sich zu sagen: »Tja, also, zwei Kugeln von den sechsen haben wir einwandfrei identifiziert. Sie stammen aus der gleichen Kanone, aus der im März in Chicago der Gangster Rock Verlaine erschossen wurde. Als Täter kommt wahrscheinlich der Chicagoer Gangster Bill Sprude in Frage, der Vormann der Chester-Gang. Nur kann man es ihm nicht beweisen. Wenn man ihn mal in dem Augenblick verhaften könnte, wo er die Kanone gerade bei sich hat — ja, dann wäre auch noch nicht viel zu machen. Dann wird er prompt behaupten, die Pistole hätte er erst vor zwei Stunden gefunden. Das Gegenteil müßte man ihm erst mal beweisen.«
    Ich klopfte ihm auf die Schulter.
    »Immerhin vielen Dank, Sam. Für uns ist es doch schon eine große Hilfe, wenigstens einen Mann von denen zu kennen, die Bob Crack überfallen haben.«
    Sam verdrückte sich strahlend wie immer, wenn er gelobt worden ist.
    »Schon wieder Chicago!« murmelte Phil. »Das weist doch eindeutig darauf hin, daß wahrscheinlich die ganze Bande aus Chicage gekommen ist.«
    »Ja, das glaube ich auch. Komm, sehen wir uns mal an, wie dieser Bill Sprude aussieht.«
    Wir gingen in unser Archiv und ließen uns den Steckbrief von Bill Sprude vorlegen, der bei einer früheren Sache gegen ihn erlassen worden war. Wir prägten uns das Gesicht des Mannes so genau ein, daß wir es wahrscheinlich auch wiedererkennen würden, wenn er inzwischen sehr gealtert sein sollte. Ohrläppchen, Nasenform und Augenfarbe altern nie.
    »Was ist eigentlich über Sprude bekannt?« fragte ich den Archivleiter.
    »Da muß ich nachsehen«, erwiderte der Kollege.
    Nach einer Weile kam er mit ein paar Karten zurück.
    »Da!« sagte er. »Strafregister von Bill Sprude!«
    Wir lasen nur die abschließende Bemerkung:
    Seit August 1967 als Vormann in der Chester-Gang tätig. (Mitglieder Chester-Gang: CH/II/1-1843, CH/II/1-1845 CH/IU 1-1846 und CH/II/1-1847.)
    »Bringen Sie uns diese Karten doch auch mal«, sagte ich und zeigte auf die Registraturnummern.
    »Hab’ sie schon mitgebracht«, meinte der Archivleiter und legte uns die Karten auf den langen Tisch.
    »Das ist er!« sagte Phil.
    Er zeigte auf die Karte von Joe Callaghan. Ich nickte.
    »Die Karte kann ausrangiert werden«, sagte ich leise. »Ich habe den Mann heute vormittag bei einem Feuergefecht erschossen.«
    Der Archivleiter nahm langsam die Karte. Er warf nur einen Blick auf das Strafregister, dann murmelte er: »Das war eine Bestie. Aber wie so oft: Beweise…«
    Wir sahen uns die anderen drei Karten an. Buck Brightland, Rackly Robson, Spitzname RR, und Sam Chester, der Boß. Nach einer Viertelstunde hatten wir alle Gesichter im Kopf.
    ***
    Bob Crack betrat die Halle des Grand Central Terminal.
    Tag und Nacht flutet hier der gleiche Betrieb. Der Welt größter Bahnhof macht seinem Ruf Ehre: Tausende eilen stündlich die Treppen hinauf und hinab, zu den oberen oder zu den unteren Bahnsteigen. Alle Nationen kann man hier sehen, alle Sprachen der Erde hören.
    Bob blieb stehen und sah sich einen Augenblick in dem Gewimmel um. Wie lange hatte er dieses Bild nicht mehr gesehen! Ursprünglich war es ihm so vertraut gewesen, wie es eben einem Menschen vertraut ist, der in dieser Stadt geboren wurde und hier aufgewachsen ist.
    Die Lautsprecher kündigten ununterbrochen neue Züge an, riefen die Reisenden zu Abfahrten der nächsten Fernzüge. Zeitungsboys riefen ihre Blätter aus. Die Neonreklame der Buchhandlungen, der Blumengeschäfte leuchteten schon am Tage. Ein unübersehbares Wirken und Treiben.
    Er ließ sich von der Menge schieben, bis er in die Nähe der langen Reihe von Telefonzellen gekommen war. Dann schob er sich energisch aus

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