0084 - Schreie in der Hexengruft
Nicole kamen ungehindert voran. Aber dann wurde der Hang steiler.
Sie hielten sich an Felsvorsprüngen und dem zähen Buschwerk fest, das hier vereinzelt wuchs.
Dann sah Zamorra nach oben, suchte nach dem besten Weg zur ersten der Höhlen.
»Ich glaube, wir umgehen dieses Stück des Berges«, entschied er.
»Von links her ist die Steigung viel geringer. Dort werden wir gut vorankommen.«
Also hielten sie sich zunächst auf gleicher Höhe. Dann kamen sie an die Stelle, die Zamorra anvisiert hatte.
»Hier hinauf, hier muß es gehen, Nicole.«
Es war wirklich leichter als an dem Steilhang. Jetzt kamen sie zügig voran.
Und dann hörten sie das mächtige Rumpeln und Poltern über sich.
Blitzschnell schaltete Zamorra.
Nur eine Sekunde lang sah er nach oben. Dann drängte er Nicole voran.
»Dorthin!« rief er ihr erregt zu. »Bis zu dem großen Felsvorsprung! Dort finden wir Schutz vor dem Steinschlag!«
So schnell sie konnten, hielten sie auf einen Vorsprung zu, der mächtig wie eine Hängebrücke aus dem Berg herausragte.
Sie erreichten ihn keine Sekunde zu früh.
Mit drohendem Krachen polterte eine mächtige Steinlawine über ihren Köpfen hinweg. Sie riß andere Steinbrocken aus dem Hang, zertrümmerte sie und ließ sie in die schwindelerregende Tiefe stürzen.
»Ein paar Sekunden später, und es hätte uns erwischt«, sagte Zamorra. »Es ist besser, wenn du hierbleibst, Nicole. Ich werde mich erst vorsichtig umsehen, ob wir mit neuen Überraschungen dieser Art rechnen müssen.«
Nicole Duval nickte.
»Sei vorsichtig«, sagte sie besorgt.
»Du kennst mich ja«, meinte er nur und machte sich weiter an den Aufstieg.
Nach kurzer Zeit erreichte er die erste Höhle in der Felswand.
Kurzerhand drang er ein. Zu seinem Erstaunen sah er, daß sich hier nicht nur ein Mensch verstecken könnte. Die Höhle war so geräumig, daß mehr als zehn Personen ein Versteck finden könnten.
Er knipste sein Feuerzeug an, untersuchte Wände und Boden.
Es gab nicht das geringste Anzeichen dafür, daß die Höhle bewohnt war. Weder Menschen noch Dämonen konnten hier wohnen.
Kahler, nackter Felsen, wohin Zamorra blickte.
Aber dann sah er etwas anderes. Als er tiefer in die Höhle drang, war es ihm plötzlich, als werde es heller.
Er folgte der Höhle noch ein Stück. Tatsächlich fiel weit vorn ein Lichtschein ins Innere der Felsenhöhle.
Gab es etwa einen zweiten Ausgang?
Voll Spannung ging Zamorra auf den Lichtschein zu. Dann blieb er überrascht stehen. Es gab diesen Ausgang! Die Höhle führte also durch den ganzen Felshang! Man konnte sie von zwei Seiten betreten, beziehungsweise in zwei Richtungen verlassen!
Aber das war noch nicht alles. Als Zamorra hinaustrat, war seine Überraschung perfekt.
Der Weg führte auf ein kreisrundes Plateau. Und von diesem Plateau aus konnte man ungehindert und sogar ganz bequem bis zum Gipfel der Felswand aufsteigen!
Eine mächtige Steintreppe führte dort hinauf!
Zamorra war versucht, sofort hinaufzusteigen. In mehreren hundert Stufen mußte diese Treppe bis zur Bergspitze führen!
Aber der Professor besann sich. Es wäre unklug, sich so lange von Nicole entfernt zu halten. Nach dieser erstaunlichen Entdeckung hier konnte das Mädchen ihn begleiten.
Eilends ging Zamorra den Weg zurück. Er brauchte nur Minuten, um den Berg zu durchqueren. Dann war er bei dem ersten Ausgang.
Nicole stand unbeweglich. Zamorra konnte nur ihre Schuhe sehen, und den Ansatz ihrer Hosenbeine. Aber er war beruhigt.
»Nicole!« rief er hinunter.
»Bist du zurück, Zamorra?« fragte sie mit lauter Stimme.
»Ja. Folge mir, bitte. Halte dich dicht am Felsen!«
Er sah, wie sie die kleine Entfernung zwischen ihnen überwand.
Nicole kletterte sehr geschickt.
Dann war sie neben ihm.
»Ich lade dich ein«, sagte Zamorra.
»Wozu, in dieser steinigen Gegend?« fragte sie belustigt.
»In den Himmel«, war seine Antwort.
»Und wie kommen wir dorthin?«
»Wir klettern einfach hinauf. Das heißt: man hat uns eine Treppe in den Himmel gebaut.«
Kopfschüttelnd folgte Nicole Duval ihrem Chef. Und bald stand sie kopfschüttelnd auf dem runden Plateau.
»Das ist doch nicht möglich!« rief sie aus, als sie die hohe Treppe vor sich sah.
***
Es war nichts zu deuteln und zu rütteln. Die gewaltige Treppe war eine Tatsache wie die Anwesenheit des Professors und Nicoles.
»Wer mag das gebaut haben? Und wann?« fragte das Mädchen.
»Schwer zu sagen. Vielleicht stammt diese Treppe aus der Zeit der
Weitere Kostenlose Bücher