0084 - Schreie in der Hexengruft
erreicht.«
»Aber wir wissen nicht, ob die Hexen hier wohnen«, wandte Nicole ein.
»Immerhin ist es ihr Wirkungsgebiet. Wir werden sie finden. Suchen wir die nächste Höhle noch ab. Dann kehren wir um, machen eine Pause. Wir müssen die Kleider wechseln.«
»Vielleicht könnten wir bei dieser Familie Matilec ein paar Sachen bekommen«, schlug Nicole vor.
»Gute Idee. Das bringt mich auf den Gedanken, uns noch mit anderen Dingen zu versorgen. Es kann möglich werden, daß wir Seile benötigen. Auch die könnten wir bei Matilec bekommen.«
Sie schüttelten sich das Wasser aus den Kleidern. Dann kletterten sie zur nächsten Öffnung in der Felswand.
Diesmal fanden sie eine kleinere Höhle vor, aus der es keinen zweiten Ausgang gab. Auch keine Spuren waren zu finden. Nichts.
Gar nichts. Kein Hinweis für die Unterkunft der Hexen. Keine Spur von dem verschwundenen Mädchen. Es war im wörtlichen Sinne wie verhext.
»Fahren wir zurück«, sagte Zamorra schließlich. »Ich fürchte, wir werden auf diese Weise nicht an die dämonischen Weibsstücke herankommen. Irgendwo muß es einen Haken geben. Den müssen wir finden.«
***
Sie fuhren zum Haus der Familie Matilec. Idrinas Eltern ließen sich ausführlich schildern, was Zamorra und Nicole erlebt hatten.
»Die Stufen stammen aus den Türkenkriegen«, erklärte Matilec.
»Die rumänischen Soldaten haben sie angelegt. Es war eine harte Arbeit. Hat sich gelohnt. Im Wolfstal ist eine ganze Armee von Türken aufgerieben worden, als unsere Kompanien ihnen in den Rücken fielen.«
Zamorra verstand einen Teil davon, den Rest konnte er sich denken. Er sah auf die Uhr. Es wurde Zeit, zurückzufahren. Jana würde bald auf sie warten.
Frau Matilec hatte inzwischen Kleider für Zamorra und Nicole besorgt.
Sie zeigte dem Mädchen ein Zimmer, wo es sich umkleiden konnte. Dann folgte Zamorra.
Sie mußten lachen, als sie sich in den typisch rumänischen Kleidern sahen. Nicole steckte in einer Art Volkstracht. Zamorra hatte eine leichte Sommerhose an und trug eine bestickte Weste. Viel mehr hatten diese Leute nicht zur Verfügung.
»Zwei Stunden«, sagte Frau Matilec. Dabei zeigte sie auf die nassen Kleider. »Zwei Stunden, dann ganz trocken. Dann könnt ihr wiederkommen.«
Durch Zeichensprache gab Zamorra zu verstehen, daß er sich ein paar Stricke ausleihen wolle.
Der Tischler nickte und kam mit einem Armvoll starker Seile zurück. Sie würden ausreichen, um die Klettertouren in der Bergwand sicher zu überstehen.
Dann ging die Fahrt zurück nach Baia-Mare.
Sie hatten Zeit, einen Imbiß zu sich zu nehmen. Aber dann waren sie bereits wieder unterwegs. Sie fuhren zum nördlichen Stadtrand.
Dort wartete Jana schon vor dem Haus ihrer Eltern.
Sie schmunzelte, als sie die Aufmachung sah, in der Zamorra und seine Sekretärin steckten.
»Unsere Kleider sind bei Familie Matilec«, erklärte Zamorra unterwegs. »Wir haben ein unfreiwilliges Bad nehmen müssen.«
Jana fragte nach Einzelheiten. Sie überlegte, als sie von dem Abenteuer mit der Hexe erfuhr.
»Die Bevölkerung weiß nichts Genaues«, erklärte sie dann. »Aber im Laufe der Jahre spricht sich manches herum. Es ist sicher, daß die Stelle, wo Sie überfallen wurden, nicht in der Nähe der Hexenwohnung liegt. Man vermutet sie im Wolfstal, das ist richtig. Aber ihr Unwesen treiben sie niemals in der Nähe ihrer Verstecke.«
»Das leuchtet ein«, sagte Zamorra. »Sie fürchten vielleicht doch, eines Tages in ihrem Unterschlupf entdeckt zu werden. Auch wenn sie sich übermächtig fühlen, wollen sie diese Gefahr nicht auf sich nehmen.«
»Ich fürchte, Sie werden noch lange nach ihnen suchen, Professor«, sagte Jana.
Bald war das Haus von Idrinas Eltern wieder erreicht.
Frau Matilec hatte das Kunststück fertiggebracht, Zamorras und Nicoles Kleider tatsächlich ganz zu trocknen. Mit einem großen Bügeleisen, wie es sonst nur in der Werkstatt eines Schneiders zu finden ist, hatte sie die Sachen trockengeplättet.
Erleichtert zogen Nicole und hinterher der Professor sich um.
»Nicht einmal eingelaufen«, sagte Nicole, als sie in ihren langen Hosen und der derben Jacke wieder vor ihm stand.
Sie hatte noch nicht ausgesprochen, als ein Mann in höchster Erregung ins Haus gelaufen kam. Zamorra sah, wie Idrinas Vater ihn begrüßte.
Der Fremde ließ einen Wortschwall los, von dem Zamorra nichts verstand.
Selbst Jana mußte sich anstrengen, etwas von den schnell hervorgesprudelten Worten zu begreifen.
»Er muß
Weitere Kostenlose Bücher