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0084 - Schreie in der Hexengruft

0084 - Schreie in der Hexengruft

Titel: 0084 - Schreie in der Hexengruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Saupe
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etwas entdeckt haben«, flüsterte sie.
    Da kam Matilec schon auf die kleine Gruppe zu.
    Sein Gesicht war kreidebleich geworden.
    »Er hat sie gehört«, sagte er.
    »Die Hexen?«
    »Ja, Professor.«
    »Lassen Sie Jana ihn danach fragen«, schlug Zamorra vor. Nicole stand daneben und verstand ebenfalls kein Wort von dem, was der Mann von sich gab.
    Aber Jana gelang es, den aufgeregten Nachbarn der Matilec ein wenig zu beruhigen. Bald konnte er langsam und verständlich berichten, was ihm begegnet war.
    ***
    Niemand dachte daran, Platz zu nehmen. Man sah es dem Mann an, daß er in größter Erregung war.
    »Es ist Jaguz, der Nachbar«, erklärte Matilec. »Ich kann nicht fassen, was er sagt. Fragt ihn selbst.«
    Zamorra sah, wie der Mann auf Jana einredete. Dann übersetzte sie das Nötigste, sobald Zamorra darum bat.
    »Er ist Schäfer, Professor. Und er sagt ungefähr so: da war das große Wetter in der Nacht. Es hat Schäden gegeben am Berg, auf den Straßen. Ein paar Hütten sind eingestürzt.«
    »Ja, gut, weiter«, drängte Zamorra.
    »Der Mann sagt, daß er auf die Weiden hinüber wollte. Mit seiner Herde. Aber es war noch zu früh, um loszuziehen. Er lagerte am Rand einer Wiese, die an ein altes Bergwerk grenzt.«
    Der Fremde nickte zu Janas Worten, wiederholte halblaut, was sie übersetzte.
    »Der Boden ist feucht, die Kleider sind feucht, sagt er«, fuhr Jana fort. »Er will ein Feuer machen, um sich zu trocknen, sich zu wärmen, sich etwas zu kochen. Er macht sich auf, kommt zum Gelände des stillgelegten Bergwerks. Dort sammelt er Holz für sein kleines Feuer.«
    Immer wieder nickte der Mann, als wollte er Jana drängen, schneller zu erzählen.
    »Er bückt sich, nimmt ein Stück Holz auf. Da sieht er, was das Unwetter angerichtet hat.«
    »Weiter, Jana. Was hat er gesehen?«
    »Er sammelt Holz, da sieht er plötzlich den alten Einstieg zu den unterirdischen Stollen. Er sagt, daß dieser Einstiegsschacht eingestürzt ist. Eine Masse von Stein und Geröll lag herum, und der Schacht ist vollkommen verschüttet. Auch an anderen Stellen sind Löcher in der Erde. Überall ist Wasser in die Schächte gedrungen.«
    »Das hat nichts zu besagen. Damit muß jeder rechnen, wenn ein Bergwerk nicht mehr benutzt wird.«
    »Er sagt noch mehr«, meinte Jana. »Er kümmert sich nicht weiter um die Verwüstung, sammelt sein Holz. Da hörte er die Stimmen.«
    »Er hat Stimmen gehört?«
    »Ja, Professor. Dann ist er auf die Stelle zugegangen, wo der Einstieg war. Je näher er kommt, um so deutlicher werden die Stimmen. Da hat ihn Furcht gepackt. Er glaubt, das Versteck der Hexen gefunden zu haben.«
    »Wieso vermutet er das?« fragte Zamorra, dessen Ungeduld kaum noch zu zügeln war. »Fragen Sie ihn, Jana. Er soll es ganz genau berichten.«
    Jana wandte sich an den Schäfer, der mit heftigen Gesten seinen Bericht vollendete.
    »Er geht also auf die Stelle zu und hört es ganz genau«, übersetzte Jana wieder. »Er geht ganz dicht heran. Da sieht er, daß die Steine sich bewegen. Er erschrickt, weil er glaubt, die Hexen werden bald aus dem Schacht erscheinen. Er läßt seine Herde allein und läuft hierher.«
    »Was hat er gehört?« fragte Zamorra.
    Jana war immer erregter geworden. Immer mehr nahm sie den Tonfall und die Ausdrucksweise des Schäfers an.
    Und dann übersetzte sie ganz wörtlich, was dieser Mann ihr sagte.
    »Ich laufe weg, denn ich glaube, die Hexen kommen. Ich habe gesehen, daß die Steine sich bewegen. Die Hexen sind verschüttet, sie graben sich aus. Ich kenne sie nicht, ich kenne ihre Namen nicht. Und dann erschrecke ich, ganz fürchterlich, als ich ihre Namen höre. Da glaube ich plötzlich, daß es keine Hexen sind.«
    »Was habt Ihr gehört?« fragte Zamorra.
    »Da war eine Stimme, zuerst. Hat gerufen: es geht nicht, Marja! Es geht nicht, die Steine sind zu schwer. Sie stürzen immer nach!«
    »Und dann?« fragte Zamorra atemlos.
    »Dann sagte die andere Stimme: es muß gehen, Idrina! Wir müssen es schaffen!«
    Diese Worte brachten alle in Bewegung.
    Es gab keinen Plan, keine Abmachung, keine Aufforderung.
    Wie der Blitz waren alle aus dem Haus.
    Idrinas Vater lief auf einen kleinen Schuppen zu. Dort lagen Werkzeuge und Geräte in Verwahrung. Er kam mit zwei Schaufeln zurück, winkte Zamorra zu.
    Da lief auch der Professor zu dem Geräteschuppen, bewaffnete sich mit Hacken und Schaufeln.
    Idrinas Vater saß schon in dem Leihwagen. Zamorra folgte mit Nicole. Als letzter nahm der Schäfer Platz. Er

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