0085 - Keiner kann entkommen
einstecken.
Well, man konnte mit einem Blick sehen, daß hier gehaust worden war, wie es nur eine zielbewußt arbeitende Bande fertigbringen kann. Es gab keinen Schreibtisch, der nicht erbrochen worden wäre. Die Papiere lagen verstreut auf dem Fußboden herum.
Nun, es war kaum anzunehmen, daß die Bank ihr Bargeld in den Schreibtischen der Angestellten aufbewahrte. Ich sah mich um und fing einen Blick von Phil auf. Er wies auf eine Tür, die offenstand.
Ich nickte. Mit ein paar Instruktionen dirigierte ich das Geschehen in der Halle. Sämtliche Schreibtische mußten nach Fingerabdrücken abgesucht werden.
Dann stiegen Phil und ich die Kellertreppe hinab.
Donnerwetter! Hier hatte man ganze Arbeit geleistet. Schweißbrenner mußten ihr Werk verrichtet haben.
»Es muß ein guter Fachmann dabei gewesen sein«, sagte Phil. »Die Alarmanlage hat eigene Stromversorgung, die unabhängig ist vom Lichtnetz. Trotzdem verstand es der Kerl, sie außer Betrieb zu setzen. Dabei möchte ich wetten, daß die Anlage direkte Verbindung zur nächsten Police Station hat!«
»Anfänger verlegen sich heutzutage auch nicht mehr auf Bankeinbrüche. Die kommen am hellichten Tag mit einer Pistole«, erwiderte ich.
' Vor uns stand der erbrochene Tresor. Ich bin kein Spezialist für Tresoranlagen. Aber .eines sah ich auf den ersten Blick. Hier hatte die berühmte Sparsamkeit von Finanzleuten den ganzen Einbruch erst ermöglicht. Denn was man hier aufgestellt hatte, das war vermutlich der Tresor einer größeren Filiale, die sich des veralteten Dinges hatte entledigen wollen.
»Hm«, schnaubte Phil. »Mit der nötigen Zeit kriege ich so ein Ding auch auf.«
»Eben«, sagte ich. »Die Frage ist jetzt nur, woher konnten die Burschen wissen, daß hier ein veralteter Tresor steht? Wir werden unsere Nachforschungen in diese Richtung zu lenken haben.«
Wir sahen uns noch genauer um, aber die eigentliche Arbeit des Spurensicherns mußten wir den Fachleuten überlassen. Nach ungefähr einer halben Stunde verließen wir die Bank wieder, während unsere Spezialisten bis zum Hals in der Arbeit knieten.
Draußen wurde es langsam hell. Die Morgendämmerung hatte die Nacht verdrängt, und im Osten färbte sich der Himmel langsam rot. Wir gingen quer über die Straße zum Wagen des Arztes. Die hintere Tür stand offen, und der Doc beschäftigte sich mit dem Anlegen eines Verbandes.
»Verdammtes Glück behabt«, sagte er, als er uns erkannte. »Streifschuß an der Schläfe. Ein kleines Äderchen zerrissen, ein bißchen Haut mitgenommen, aber sonst alles heil gelassen. Wirklich, unwahrscheinlich viel Glück. Nur zwei oder drei Millimeter tiefer, und die Kugel hätte das Schläfenbein eingedrückt.«
»Folgen?« fragte Phil lakonisch. »Hier nur eine Gehirnerschütterung, wahrscheinlich vom anschließenden Sturz. Im anderen Fall brauchten Sie nicht mehr nach Folgen zu fragen.«
»Können wir uns eine Weile mit dem Mann unterhalten?«
»Bitte nicht zu lange.«
Der Arzt vollendete seinen Verband, dann kletterte er aus dem Wagen heraus und sagte:
»Wenn ihr euch ein bißchen dünn macht, paßt ihr zwei neben jdie Bahre. Es ist besser, wenn Mr. Smith liegenbleibt.«
»Okay, Doc.«
Wir machten uns dünn und kauerten uns neben die flache Bahre.
»Hallo«, grinste ich den Verwundeten an. »Schwein gehabt, was?«
Er grinste zurück.
»Hab ich immer. Hätten Sie mich erst mal in Korea sehen sollen! Alle Ärzte erklärten mich bereits für tot! Ich habe ihnen eines gepustet.«
Ich nickte nachdenklich. An sich war das die richtige Sorte von Bankwächtern. Nicht selbstmörderische Draufgänger und auch keine Feiglinge. Gerade die richtige Mischung von Mut und Vorsicht. Trotzdem waren die Gangster mit ihrem Vorhaben zum Ziel gelangt. Sollte dieser Mr. Smith etwa…?
»Ich muß mich mit Ihnen noch über ein paar Kleinigkeiten unterhalten«, begann ich. »Zuerst möchte ich wissen, wie die Gangster in die Bank gekommen sind.«
»Ich war ja auf der Straße und hatte den Schlüssel zur Hintertür bei mir…« Er berichtete noch einmal den Trick, mit dem man ihn zum Verlassen der Bank gebracht hatte. Dann fuhr er fort: »Als ich von dem Streifschuß ohnmächtig war, muß man mir den Schlüssel und die Pistole abgenommen haben.«
»Aber man ließ Sie hier auf der Straße liegen?«
»No. Sie schleppten mich in die Bank und ließen mich in der Halle liegen. Ich glaube, daß sie mich für tot gehalten haben. Ich kam zu mir, als sie noch beim Arbeiten waren,
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