0085 - Keiner kann entkommen
nicht sofort auspacken, mein lieber Freund, werden wir Sie verhaften wegen Beihilfe zur Flucht eines Mörders sowie wegen Irreführung der Behörden. Sie können sich innerhalb einer Minute überlegen, was Ihnen die Sache wert ist…«
Ich machte ein unbewegtes Gesicht und sah starr auf meine Armbanduhr. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich ihn. Auf seiner Stirn erschien der kalte Angstschweiß in winzigen Tröpfchen. Nach einer Weile druckste er:
»Er ist zum Hafen gefahren. Ich habe ihm dort den Namen einer kleinen Pension genannt, die ihn aufnehmen wird, wenn er sich auf mich beruft.«
»Wieviel hat er Ihnen für den Tip gegeben?«
Der Portier tastete unwillkürlich nach seiner Brieftasche.
»Los, geben Sie die Scheinchen schon her!« sagte Phil. »Wir haben nämlich verdammt wenig Geduld mit' einem Mann, der uns an der Nase herumzuführen versuchte!«
Mit zitternden Händen überreichte uns der Portier ein Päckchen Zwanziger-Noten. Grob geschätzt mußten es mindestens fünfhundert Dollar sein.
»Solche Tips sind ein lohnendes Geschäft, was?« fragte ich. »Wir nehmen Ihre Brieftasche mit. Hier ist eine Quittung. Wir wollen eben genau festhalten, was für Papiere Ihre Brieftasche enthielt. Sie ist für Ermittlungszwecke vorläufig beschlagnahmt. Morgen können Sie sie beim FBI, Abteilung Fahndung, wieder abholen.«
Wir notierten auf der Beschlagnahme-Quittung jedes winzige Papierstückchen, das seine Brieftasche enthielt. Damit er nicht, nur um uns Schwierigkeiten zu machen, am nächsten Tag sagen konnte, wir hätten irgend etwas aus seiner Brieftasche unterschlagen.
»Jetzt möchte ich von Ihnen nur noch den Namen und die genaue Lage der Pension wissen, in die sich unser Freund verkrochen hat.«
Er seufzte, aber er rückte doch mit der Sprache heraus.
»Failies Little Hotel, East Fourteenth Street.«
»Schön. Langsam werden Sie vernünftig. Damit Sie uns nicht noch in letzter Minute einen Strich durch die Rechnung machen können, werden wir Sie jetzt zum nächsten Revier mitnehmen. Dort wird man Sie sehr freundlich am Führen irgendeines Telefongesprächs hindern, verstehen Sie?«
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»Ich fliege hier raus, wenn Sie mich jetzt mitnehmen!« stöhnte er.
»Keine Bange!« Ich schüttelte den Kopf. »Wir machen keinem mehr Schwierigkeiten, als unbedingt nötig ist. Ich werde dem Mister da drüben an der Empfangsloge erzählen, daß wir Sie für eine Stunde oder zwei zu einer dringenden Zeugenvernehmung brauchen. Sie sind gestern abend zufällig Zeuge eines schweren Verkehrsunfalles geworden, verstehen Sie?«
»Aber — aber das FBI kümmert sich doch nie um Verkehrsunfälle!« wimmerte er.
Ich schob anerkennend die Unterlippe vor.
»Sieh an, wie genau Sie Bescheid wissen. Dann sollten Sie Ihre Intelligenz mal dafür gebrauchen, um über den Unterschied zwischen sauberem Lebenswandel und Unterstützung des Gangstertum nachzudenken. Also, sagen wir, in einem Wagen saßen ein paar von uns gesuchte. Gangster und verursachten einen Verkehrsunfall, den Sie zufällig beobachteten. Das kann nicht auffallen. Klar?«
»Ja, ja, vielen Dank«, stotterte er erlöst.
Ich hielt ihn nicht gerade für einen sehr schlechten Burschen. Er war nur einer von denen, die gern ein Scheinehen oder zwei extra verdienen, auch wenn es nicht immer auf eine saubere Art dabei zugeht. Für G-men, die sich immer mit den schweren Brocken herumzuschlagen haben, war er einer der ganz, ganz kleinen Fische.
Ich wollte gerade zur Empfangsloge hinübergehen, als uns der verschlafene Mister von da schon entgegenkam.
»Entschuldigen Sie, Gentlemen«, sagte er nicht sehr freundlich. »Aber Sie können unseren Portier nicht so lange von seiner Arbeit abhalten! Wenn jetzt gerade ein paar Gäste kommen! Wer soll ihnen die Wagen tür auf machen, die Hallentür aufhalten?«
Ich tippte ihm mit dem Zeigefinger gegen die Brust.
»Sie!« sagte ich kurzerhand.
Er jappte nach Luft wie ein Karpfen auf dem Land.
»Ich?« stammelte er entgeistert.
»Ja. Denn diesen Mister brauchen wir mal für ein, zwei Stunden. Er wurde Zeuge eines Verkehrsunfalls, in den ein paar dringend gesuchte Gangster verwickelt wurden. Hier, FBI. Genügt das?«
Als er meinen Dienstausweis sah, knickte er zusammen und versicherte mit einem halben Dutzend Verbeugungen, daß das natürlich alles erkläre und er selbstverständlich unsere Arbeit nicht behindern wollte… und so weiter…
Wir fuhren zum nächsten Revier. Ich sprach
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