0085 - Keiner kann entkommen
gekommen waren. Phil rief die Leitstelle an und informierte sie kurz über die ersten Ergebnisse. Wir gaben uns keinen Illusionen hin, als wir ein Lob des Einsatzleiters hörten. Unser Verdienst war es nicht, daß wir schon mit einiger Sicherheit drei der beteiligten Gangster kannten. Es war lediglich dem- Umstand zuzuschreiben, daß sie keinen Arzt bei sich gehabt hatten, der ihnen hätte sagen können, was mit dem Wächter los war. Vermutlich hatte er die ersten paar Minuten nach dem Schuß scheintot herumgelegen, sie hatten die blutverschmierte Schläfe gesehen und ihn daraufhin für tot gehalten. Jetzt glaubten sie, alle Vorsicht fallenlassen zu können. Daß er als Frontsoldat besonnen genug gewesen war, den Toten zu spielen, erleichterte uns jetzt die Arbeit.
Phil sah auf seine Uhr.
»Kurz nach fünf«, sagte er.
»Dann wird es Zeit für uns.«
Ich ging zurück in die Bank und sprach mit einem Kollegen, der hier die Leitung der Arbeiten übernommen hatte.
»Der Chef der Filiale müßte angerufen werden«, sagte ich.
»Okay, Jerry.«
»Phil und ich verschwinden mal für eine Stunde. Wir wollen zum Carlton Hotel., Buck Wright soll sich dort verstecken. Und der Wächter beschrieb uns gerade drei der beteiligten Gangster. Einer von ihnen könnte Buck Wright gewesen sein. Da wir ohnehin den Auftrag haben, ihn zu holen, können wir ihm bei der Gelegenheit auf den Zahn fühlen.«
»Wunderbar«, nickte unser Kollege. »Viel Glück.«
»Danke.«
Ich ging zurück zu unserem Wagen. Phil steuerte der Abwechslung halber. Wir verzichteten auf die Polizeisirene, weil es nichts ausmachte, wenn wir ein paar Minuten später zum Hotel kamen. Der Portier hatte unser Erscheinen für kurz vor sechs verlangt, und bis dahin schafften wir es auch ohne Sirenen. Man soll die abgespannten Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts nicht unnötig aus ihrem Schlaf hochjagen…
Wir ließen den Wagen wieder vor dem Häuserblock stehen und gingen den Rest zu Fuß. Vorher hatten wir noch der Leitstelle Bescheid gegeben, daß wir uns von der Bankfiliale für eine Stunde absetzten, um den alten Auftrag mit Buck Wright zu erledigen.
Der Portier empfing uns mit merklicher Ablehnung.
»Der Herr, von dem Sie sprachen, wohnt nicht hier«, erklärte er kurz. »Ich habe mich getäuscht. Eine gewisse Ähnlichkeit, Sie verstehen.«
Ich grinste. So leicht konnte er uns nicht abspeisen. Natürlich hatte er mit Buck Wright gesprochen, als der nach Hause gekommen war. Und Buck hatte natürlich unser Manöver durchschaut. Er mußte schließlich am besten wissen, welche Bekannte er von seiner Zuchthauszeit her hatte.
»Schön«, nickte ich. »Dann verraten Sie uns mal eben die Zimmernummer des Mannes, der dem von uns beschriebenen ähnlich sieht.«
Der Portier stutzte. Jetzt hat er sich hereinlegen lassen. Er knurrte eine Weile herum, dann fiel ihm etwas ein, was er für eine brauchbare Ausrede hielt.
»Der Mann ist gerade abgereist. Ich kann Ihnen leider nicht sagen, wohin.«
»So, so«, sagte ich. »Der Mann, den wir suchen, hat nie hier gewohnt. Und der Mann, der unserem ähnlich sieht, ist gerade abgereist. Das sind aber seltsame Zufälle, nicht wahr?«
Er probierte es, wie alle, die ein schlechtes Gewissen haben, erst einmal mit der frechen Tour.
»Was kann ich dafür, wenn unsere Gäste auch einmal abreisen?« fauchte er. »Ich möchte jetzt nicht länger von Ihnen belästigt werden! Ich habe getan, was ich für Sie tun konnte! Und, Sie machen mir noch Vorwürfe!«
Ich zog meinen Dienstausweis und hielt ihm das Dokument unter die Nase.
»FBI. Kommen Sie mit in die Halle. Hier draußen ist ja jetzt sowieso nichts los.«
Er erschrak. Für Detektive hatte er uns vielleicht gehalten. Aber sicher nicht für G-men. Das gab ihm einen schönen Schock, und darauf spekulierte ich. Die meisten Leute bei uns in den Staaten haben eine gesunde Hochachtung vor dem FBI.
Er gehorchte. Der Empfangschef in seiner Loge erwachte aus seinem Schlaf und stierte neugierig zu uns herüber. Wir gingen in eine Ecke, wo er uns nicht hören konnte, und setzten uns in Sessel, die vor ein paar großen Zimmerpflanzen in grünen Kübeln standen.
»Damit wir uns recht verstehen«, sagte ich. »Dieser Mann, den wir suchen, heißt Buck Wright. Er wird gesucht, weil er unter anderem in Kansas City den Hilfs-Sheriff ermordet hat. Die anderen Verbrechen wollen wir gar nicht aufzählen. Es ist beobachtet worden, daß Sie heute nacht mit diesem Mann gesprochen haben. Wenn Sie
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