0085 - Keiner kann entkommen
gewesen.«
»Hatte er besondere Kennzeichen?«
»’ne ziemlich klobige Nase.«
»Sonst?«
»Sonst nichts.«
Ich griff wieder zum Telefon und gab Hendriks alles durch, was wir eben über diesen »Mac« gehört hatten.
»Wenn er spezialisierter Tresorknacker ist«, sagte Hendriks, »dann werden wir ihn sicher in unserer Kartei haben. Entweder unter dem Stichwort .Tresorspezialist oder ,Klobennase oder sonst was. Finden werden wir ihn schon.«
»Schön.«
Ich legte den Hörer wieder zurück. Buck schien sich auf einmal wieder etwas gefangen zu haben. Er verweigerte plötzlich die Aussage. Phil erklärte ihm, daß wir viel Zeit und Geduld hätten. Wir könnten das Verhör über zehn oder auch über zwanzig Stunden ausdehnen, je nachdem wie schnell er sich eines Besseren besinnen würde. Dann steckten wir uns wieder Zigaretten an und rauchten.
Nach einer Weile bettelte Wright um eine Zigarette. Phil sagte ihm, daß er ein ganzes Päckchen haben könnte, wenn er uns sagte, wer noch dabei gewesen wäre. Buck schwieg ein paar Minuten, dann packte er weiter aus.
»Da war noch Chris Lesly«, sagte er. »Der Breite mit den Boxerfäusten.«
Wir holten eine Beschreibung aus ihm heraus und gaben sie in die Fahndungsabteilung durch. Danach erzählte Buck etwas von einem gewissen Jack Spruder, der angeblich an der Battery einen Unterschlupf haben sollte. Wir gaben auch dessen Daten an die Fahndungsabteilung. Ein paar Minuten später rief uns Hendriks an und sagte:
»Hören Sie mal, Cotton! Die Burschen, die Sie mir genannt haben, sind alle vorbestraft und alle in unseren Karteien. Sie gehörten vor sechs Jahren zur Bande von Bill Warris, als der sich mit seinen Raubzügen einen Namen machte. Leider entkam er damals als einziger, als man die .Bande stellte.«
»Waren noch andere Leute damals bei der Bande?«
»Nur noch ein gewisser Tom Fareday, aber der wurde vor zwei Jahren erschossen, als er versuchte, im Einzelgang einen Geldboten zu überfallen. Der Bote war ein alter Hase und ein, bißchen schneller als Fareday.«
»Schön, dann hätten wir ja wieder mal die ganze Meute zusammen!«
»Ja, und auch noch mit einem schönen Kronzeugen, nicht wahr?«
Ich sah Wright an. Er schien sich in seiner Haut nicht sonderlich wohlzufühlen, aber er mußte in den letzten Wochen, wo er sich ständig auf der Flucht vor seinen Verfolgern befand, allerhand mitgemacht haben. Man konnte ihm ansehen, daß er mit seinen Nerven ziemlich herunter war.
»Doch, ja«, sagte ich. »Ich denke, er wird auch vor Gericht bei seinen Aussagen bleiben.«
»Na, dann will ich jetzt mal fünf Streii fenwagen losjagen, damit sie uns die anderen Boys auch noch aufsammeln.«
»Geben Sie mir Bescheid.«
»Klar.«
Ich legte den Hörer auf und fragte langsam:
»Und wer, Wright, wer hat auf den Wächter geschossen?«
Einen Augenblick war es still. Dann krächzte er heiser:
»Der Boß.«
»Und wer ist das?«
Wieder schwieg er einen Augenblick. Dann sah er mich an und knurrte:
»Bill Warris… Aber den kriegt ihr ja doch nicht. Der ist mit allen Hunden gehetzt. Der steckt euch dreimal in die Tasche.«
Man hörte ihm an, daß es seine ehrliche Überzeugung war. Nach dem Freispruch genoß Bill Warris in Unterweltskreisen einen fast legendären Ruf. Ich zuckte nur die Achseln.
»Der Gerechtigkeit«, sagte ich langsam, »der Gerechtigkeit, Buck Wright, kann keiner entkommen…«
***
Die große Blumenhandlung an der Grand Central Station macht sonntags ein doppeltes Geschäft: zuerst verkauft sie natürlich den großen Bedarf für die Reisenden, die gerade angekommen sind und einen Blumengruß mit nach Hause nehmen wollen oder von jemandem abgeholt werden, der sie mit einem Blumengruß empfängt. Dazu kommt noch der Verkauf an Leute, die sonntags zu irgendeiner Festlichkeit müssen und am Tage vorher vergaßen, sich in einem der gewöhnlichen Blumenläden ihre Blumen zu besorgen.
Wer den Betrieb einmal eine halbe Stunde lang beobachtet, wundert sich, woher die Blumen alle kommen, die allein die Blumenhandlung in der Grand Central Station an einem Sonntagsvormittag verkauft.
Dementsprechend ist natürlich die Kasse. Mittags gegen zwei Uhr bringt ein Bote der Blumenhandlung den ersten Kassensturz in einer Kassette zum Nacht- und Sonntagsschalter der nächsten Bank. Gewöhnlich handelt es sich um Beträge zwischen fünf- und sechstausend Dollar.
Der Bote verließ auch an diesem Sonntag kurz nach zwei die Blumenhandlung. Er war ungefähr dreißig
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