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0085 - Tigerfrauen greifen an!

0085 - Tigerfrauen greifen an!

Titel: 0085 - Tigerfrauen greifen an! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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philosophisch. »Soll ich dir aufzählen, was wir schon alles erlebt haben?«
    »Nein, danke.«
    »Aber es würde mich doch interessieren, wie dieses Verschwinden der Kugeln zustande gekommen ist«, meinte ich murmelnd.
    »Zeugen gibt es wohl keine.«
    Da gab ich meinem chinesischen Partner recht. Zeugen fanden wir bestimmt nicht und wenn, dann würden sie sicherlich den Mund halten. In dieser Gebend redete man nicht, wenn man weiterleben wollte.
    Durch das zerstörte Fenster trieben die ersten Säureschwaden, und die Luft hier wurde ebenfalls gesundheitsschädlich.
    »Laß uns gehen«, schlug Suko vor.
    Ich war einverstanden.
    Das grüne Licht leuchtete noch immer. Jetzt trieben bereits die Schwaden durch die hellen Lanzen. Für uns wurde es wirklich Zeit, von hier zu verschwinden.
    »Vielleicht kann uns dein Vetter Kim etwas sagen«, sprach ich Suko an.
    »Worüber denn?«
    »Na, über das Haus, zum Beispiel. Wem es gehört. Ich wäre wirklich auf den Besitzer gespannt.«
    Suko lachte leise.
    »Was lachst du?« Wir hatten inzwischen den Raum verlassen und standen wieder im Hausflur.
    »Ich weiß überhaupt nicht, wo mein Vetter zu Hause ist«, antwortete Suko.
    »Tolle Verwandtschaft hast du.«
    »Besser als keine.«
    Wir stiegen die Stufen hinab. Kein Hausbewohner ließ sich blicken. Das war klar. Aber bestimmt wußte jeder, was sich auf dem Hof abgespielt hatte.
    Suko trug nach wie vor das tote Mädchen auf seinen Armen. Normalerweise hätte ich die Mordkommission geholt, aber hier handelte es sich nicht um einen Mordfall, wie er alle Tage in London passiert. Hier hatten andere Mächte ihre Finger im Spiel. Schwarze Magie, zum Beispiel.
    Auch in der Gasse hatte sich nichts verändert. Nach wie vor leuchtete die trübe Laterne. Die Dunstschwaden krochen weiterhin über den Boden, und die Luft schmeckte feucht.
    Trotzdem erschien sie mir wie Balsam, nach all dem Schwefelsäuregestank. Ich hustete kräftig durch. Um Umweltschäden zu vermeiden, mußte ich die Feuerwehr alarmieren.
    Ich tat dies telefonisch, nachdem wir in meinem Bentley saßen. Die Tote lag im Fond.
    Der Bentley parkte in der Nähe, neben einem kleinen Rondell. Über den Metalliclack rannen die Tropfen und zeichneten Schlieren auf die Scheiben.
    »Wohin?« fragte Suko.
    »Zum Yard«, erwiderte ich und startete.
    Mitternacht war vorüber. Londons Straßen lagen im Schatten einer dunstigen Nacht. Die Wischer arbeiteten monoton. Es war kein angenehmes Gefühl, mit dieser makabren Fracht durch die Stadt zu kutschieren.
    Wir fuhren am nördlichen Themseufer entlang, dann durch das Regierungsviertel und erreichten schließlich die Victoria Street, wo das Yard Building liegt.
    Hoch stach es in den dunklen Himmel, und die Spitze des Hauses verschwand im Dunst. Hinter zahlreichen Fenstern brannte Licht. Es sah aus, als würden gelbe Flecken vor der Hauswand tanzen.
    Ich fuhr zum Hinterausgang, stellte den Wagen dicht davor ab, und während ich ausstieg, holte Suko die Tote vom Rücksitz.
    Ich betrat das Yard Building und nickte dem Kollegen an der Anmeldung zu. Anmeldung ist vielleicht zuviel gesagt, denn bei uns sind sämtliche Ausgänge besetzt.
    Hinter mir betrat Suko das Gebäude.
    Als der Portier die Tote auf seinen Armen sah, bekam er kugelrunde Augen. Und auch andere Kollegen blieben stehen, die gerade die Halle durchqueren wollten.
    Wir kümmerten uns nicht um die Blicke.
    Ich telefonierte bereits mit dem diensthabenden Arzt, Doc Arden. Ich wollte noch in dieser Nacht eine genau Untersuchung der Leiche, und ich würde sie bekommen.
    Der Doc war einverstanden.
    Ich gab Suko einen Wink. Unter den neugierigen Blicken der übrigen Kollegen verschwanden wir im Lift.
    Es ging abwärts. Dorthin, wo die wissenschaftlichen Abteilungen des Yards untergebracht sind.
    Wir schritten durch kahle Gänge, an deren Decken kalte Leuchtstoffröhren brannten. Die Einrichtung im Keller erinnerte mich manchmal an die Dekorationen aus einem futuristischen Film.
    Der Doc erwartete uns schon. Er war ein hagerer Mann mit einem grauen Seehundsbart. Doktor Arden wirkte immer ein wenig melancholisch, aber das täuschte. Er war Realist durch und durch und stand mit beiden Beinen auf der Erde.
    Ich begrüßte ihn mit Handschlag. Der Doc hielt die Tür auf, um Suko vorangehen zu lassen.
    Die Leiche wurde auf einen Tisch gelegt.
    Doc Arden setzte seine Hornbrille auf. »Um was geht es?« fragte er mich.
    »Ich möchte, daß Sie die Leiche untersuchen«, klärte ich ihn auf. »Aber

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