0085 - Tigerfrauen greifen an!
ich.
»Wollen Sie hier amerikanische Sitten einführen? Mit Beine auf den Tisch Legen?«
Ich nickte. »Die Sitten sind sogar ausgezeichnet, Glenda. Man entspannt sich dabei wirklich.« Ich wechselte das Thema. »Haben Sie schon mal etwas von einem Mann namens Ernest Tse gehört?«
»Nein.«
»Hatte ich mir gedacht. Wenn man Sie schon mal was fragt…« Ich grinste, als Glenda mich wütend anfunkelte und dann verschwand.
Ich aber griff wiederum zum Telefonhörer. Diesmal jedoch führte ich ein Gespräch innerhalb des Hauses.
Mein Anruf galt dem Zentralarchiv, der gewaltigen Kartei, wo unsere Freunde gespeichert worden sind. Ich sagte den Namen des Chinesen, und der Kollege wollte sofort alles in die Wege leiten. Es hatte sich bereits herumgesprochen, daß ich es immer eilig hatte.
Zwei Minuten später wurde meine Neugier gestillt. »Da haben Sie sich ja einen dicken Frosch ausgesucht«, wurde ich aufgeklärt. »Dieser Ernesto Tse ist ein harter Brocken. Sozusagen ein Gangster im großen Stil. Man sagt ihm Verbindungen zur europäischen Mafia nach. Er steckt im Rauschgiftgeschäft. Opium, und hat sich auch als Mädchenhändler hervorgetan. Nach außen hin betreibt er eine Künstleragentur und ein Tätowiergeschäft.«
»Und wo kann ich ihn finden?«
Der Kollege gab mir die Adresse durch. Sie lag gar nicht weit von unserem ersten Einsatzort entfernt.
Ich bedankte mich und legte auf. Diesem Ernesto Tse würde ich einen Besuch abstatten, das war sicher. Wahrscheinlich hatten wir bereits mit ihm zu tun gehabt. Zwar nicht direkt, sondern indirekt. Ich glaubte daran, daß er es gewesen war, der uns die Gangster mit den Säurekugeln auf den Hals geschickt hatte.
Der nächste Anruf galt Suko.
Mein Partner hob sofort ab, als hätte er direkt vor dem Apparat gesessen und gewartet.
»Ich habe eine Spur!« verkündete ich.
»Und?«
»Ernesto Tse.«
Suko pfiff durch die Zähne.
»Kennst du den Mann?« fragte ich.
»Nicht persönlich, aber ich habe seinen Namen schon gehört. Man spricht über ihn nur im Flüsterton. Und das soll viel heißen«, sagte Suko.
»Dann zieh dich mal warm an, mein Freund, denn wir werden uns den guten Ernesto heute vormittag ansehen.«
»Ich freue mich schon«, erwiderte Suko, aber Begeisterung hörte ich nicht aus seiner Stimme.
***
Es gab wenig Licht im Haus der Schwestern. Alles spielte sich im Halbdunkel ab. Und das kam den beiden Frauen sehr entgegen, denn sie waren keine Freundinnen der Helligkeit.
Langsam stiegen sie die Treppe hinab. Schweigend und in Gedanken vertieft. Keine von ihnen wagte zu sprechen. Erst als sie das Erdgeschoß erreicht hatten, öffnete Betty den Mund.
»Was hältst du von ihr?« fragte sie.
Francine blieb stehen. »Sie scheint in Ordnung zu sein.«
»Ob wir es richtig gemacht haben?« Betty hob die Schultern.
Francine Hobart blitzte ihre Schwester an. »Was willst du überhaupt? Lange genug haben wir darüber gesprochen und dann erst die Beschwörung durchgeführt. Serena Kyle ist bei uns gut aufgehoben. Und Asmodina wird es uns danken.«
»Womit?«
Francine ballte die Hände. Sie war wütend über die Antwort ihrer Schwester. »Womit?« äffte sie. »Willst du denn sterben? Nein, du nicht, und ich auch nicht. Das ewige Leben wird nur der erhalten, der sich mit ihr verbündet. Und Asmodina wird uns diesen Gefallen tun. Denk daran.«
»Ja.« Betty schlug die Augen nieder.
Francine lächelte hintergründig. »So ganz überzeugt bist du allerdings nicht oder?«
»Nein.«
»Dann kann ich dir nicht helfen.« Francine wollte gehen, doch Betty hielt sie fest.
»Einen Augenblick noch.«
Unwillig drehte sich Francine um. »Was ist denn? Ich habe Hunger und will mir etwas zu essen machen.«
»Schon gut.«
Kopfschüttelnd ging Francine Hobart in die Küche. Sie war rustikal eingerichtet. Zwei Öfen standen nebeneinander sowie eine große Gefriertruhe und eine Spüle.
Francine öffnete einen der Oberschränke und holte eine Büchse mit Spaghetti hervor. Sie ließ Wasser in einen Topf laufen, stellte die Büchse hinein und wärmte sie auf.
Betty kam auch, blieb jedoch an der Tür stehen und schaute ihrer Schwester zu.
»Willst du was mitessen?« fragte Francine.
»Nein.«
»Okay.«
Betty Hobart trat ans Fenster und schob die dunkle Gardine zur Seite. Sie blickte in den Park, der regennaß vor ihr lag. Jetzt konnte sie bereits bis zur Straße schauen, da die Bäume ihre meisten Blätter verloren hatten.
»Langsam müßten sie eintreffen«, sagte
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