0085 - Tigerfrauen greifen an!
der hellgrüne Boden federte nach, als mein Gewicht ihn belastete.
Dabei hatte ich das Gefühl, in einen Sumpf gesprungen zu sein, ohne daß ich allerdings steckenblieb.
Suko und ich hatten das Gefühl, als würden wir auf einem welligen Teppich laufen.
»Eine Überraschung jagt die andere«, murmelte mein Partner.
»Hoffentlich gibt es keine böse«, erwiderte ich und ging langsam weiter.
Meine rechte Hand hielt ich so, daß ich jederzeit an die Beretta gelangen konnte, denn ich rechnete fest damit, daß uns Ernesto Tse eine Falle gestellt hatte. Dieser Keller hier unten konnte sich als tödliches Labyrinth erweisen.
Ich schritt als erster. Suko folgte mir. Der Boden dämpfte unsere Schritte bis zur völlige Geräuschlosigkeit, nur, daß er eben immer nachfederte und uns das Gefühl gab, auf einem Trampolin zu laufen, wobei diese Unterlage uns auch in der Reaktionsfähigkeit beeinträchtigte.
Es war still.
Ich hatte das Gefühl, eine riesige Glasglocke über dem Kopf zu haben, die kein Geräusch durchließ.
Der Weg, den wir gingen, verengte sich jetzt, denn wir gerieten in die unmittelbare Nähe des Wachsfigurenkabinetts.
Linker Hand lag ein Haus oder nur angedeutet die Vorderfront davon. Über der Tür baumelte ein Gehenkter. Aber so täuschend echt nachgemacht, daß ich erschrak und stehenblieb.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich mein Herzschlag beruhigt hatte.
»Mann«, flüsterte Suko, »da weiß man gar nicht, ob echt oder unecht.«
Wir passierten den Gehenkten.
Links von uns standen einige Figuren aus der Wild-West-Epoche des amerikanischen Kontinents. Indianer, Trapper und Gunfighter.
Harmlos…
Dachten wir.
Bis der Indianer eine ruckhafte Bewegung nach vorn machte. Er hielt einen Tomahawk in der rechten erhobenen Hand. Durch die Bewegung wurde er aus seinen Fingern gelöst und pfiff auf uns zu.
Suko sah es noch rechtzeitig genug.
Hart riß er mich an der Schulter zurück, so daß die Waffe mich verfehlte und in der Hausfassade mit dem Gehenkten davor steckenblieb.
Ich nickte meinem Partner zu. »Danke.«
»Das war knapp genug gewesen.«
»Jetzt wissen wir wenigstens, was uns erwartet.« Ich blieb stehen und schaute mich um. Das grüne Licht hüllte uns ein. Es kam von überall. Aus dem weichen Boden, von oben und von den Seiten. Unsere Gesichter sahen seltsam fahl aus, und die Schweißtropfen darauf glitzerten wie winzige, farbige Perlen.
»Mich würde nur interessieren, wie diese Wachsfiguren reagieren«, meinte Suko.
»Wahrscheinlich haben wir einen Kontakt berührt«, antwortete ich ihm.
»Komm, weiter, John, irgendwo muß es doch einen Ausgang geben, zum Teufel noch mal.«
Wir wurden noch vorsichtiger. Immer mehr Figuren schälten sich aus dem grünen Licht. Einmal sah ich einen schwarzgekleideten Gangster mit einer Maschinenpistole in der Hand.
Ich blieb stehen.
Noch zeigte die Mündung an uns vorbei, aber wenn wir den Kerl passierten und wieder einen Kontakt auslösten, hatten wir kaum eine Chance, den Kugeln zu entgegen.
Suko hatte die bessere Idee. Er bückte sich und kroch auf allen vieren unter dem Lauf hinweg.
Ich machte es ihm nach.
Die Figur blieb ruhig.
Wir gingen weiter.
Minuten verstrichen. Die Stille um uns herum wurde drückend. Rechts tauchte ein Ritter mit erhobenem Schwert auf. Er sah so natürlich aus, daß es mir schwerfiel, an eine Wachsfigur zu glauben.
Ich schielte ihn aus den Augenwinkeln an und tat gut daran, denn plötzlich fiel der Ritter nach vorn.
Und mit ihm das Schwert.
Die Klinge fegte an mir vorbei und hackte in den weichen Boden, wo sie steckenblieb.
Tief atmete ich aus. Himmel, das ging an die Nerven.
Wir stiegen über das Schwert hinweg. Der Weg beschrieb eine Kurve. Die Anzahl der Figuren nahm zu, aber auch die Weiträumigkeit der Aufteilung.
Schemenhaft sahen wir links und rechts zahlreiche Figuren stehen, doch keine griff uns an.
Bis jetzt blieb alles normal, das heißt, wir sahen keine Monster oder dämonische Wesen, dann aber traf mich der Schock wie eine Eisdusche.
Wir mußten wieder einen der zahlreichen Kontakte berührt haben, denn es gab ein quietschendes Geräusch, und aus dem grünen Dämmer an der linken Seite wurde eine Figur hervorgeschleudert, die zwei Schritte vor uns stehenblieb und sich umdrehte, damit sie uns anschauen konnte.
Die Figur war ein Mann.
Einer, den ich kannte.
Sogar ein Kollege von mir.
Und jetzt…
»Mein Gott«, flüsterte ich erstickt, »das ist Robby Randall. Wir vermissen ihn seit
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