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0085 - Tigerfrauen greifen an!

0085 - Tigerfrauen greifen an!

Titel: 0085 - Tigerfrauen greifen an! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zwei Jahren. Niemand wußte, wo er war. Und jetzt sehe ich ihn hier.«
    »Als Wachsfigur?« fragte Suko.
    Ich hob die Schultern und ging näher an meinen ehemaligen Kollegen heran. Er trug noch seinen Straßenanzug, aber deutlich sah ich, wo ihn die Kugeln durchbohrt hatten.
    Ich hob die Hand und strich mit den Fingerspitzen über die Haut. Sie fühlte sich kalt an, eben wächsern. Aber ich wollte es genau wissen.
    »Gib mir dein Messer, Suko!«
    Den silbernen Dolch wollte ich nicht nehmen. Für das, was ich vorhatte, genügte ein Taschenmesser.
    Suko überließ es mir, und ich begann mit der Messerspitze am erkalteten Wachs herumzukratzen. Das Messer setzte ich dicht unter dem linken Auge an.
    Das Wachs war zwar steinhart, aber der Klinge hatte es nichts entgegenzusetzen.
    Die Wachsschicht bröckelte ab. Zuerst nur ein daumennagelgroßes Stück, so daß ich das Messer einklemmen konnte und die Klinge als Hebel benutzte.
    Suko hielt mir den Rücken frei. Er beobachtete die Umgebung und würde mich sofort warnen, wenn irgendeine Gefahr auftauchte.
    Das nächste Stück Wachs sprang mir entgegen. Es traf meine Stirn und fiel zu Boden. Ich aber hatte einen Teil des Gesichts von der Wachsschicht befreit.
    Mit der freien Hand holte ich meine Punktleuchte hervor, knipste sie an und traf mit dem feinen Strahl die von mir geschaffene Öffnung.
    Obwohl ich darauf vorbereitet war, erschrak ich doch.
    Unter der gelösten Schicht schimmerte gelblich weiß die Haut eines Toten.
    Nun wußte ich über das Schicksal des Kollegen endgültig Bescheid. Wir konnten ihn von der Vermißtenliste streichen und seinen Namen in die Gedenktafel im Eingangsfoyer des Yard Building einmeißeln. Sekundenlang schloß ich die Augen. Es ist immer schlimm, wenn man vom Tod eines Kollegen hört. Man wird dabei zu sehr an sein eigenes Schicksal erinnert.
    Ernesto Tse war sein Mörder. Er hatte sich mit ihm einen grausamen Spaß gemacht und ihn als Wachsfigur aufgestellt.
    Mit dem Handrücken wischte ich mir über die schweißnasse Stirn. Dabei dachte ich über die Schrecken nach, die dieser Keller sicherlich noch für uns bereithielt.
    War Robby Randall die einzige Leiche?
    Ich glaubte es nicht. Vielmehr nahm ich an, daß sich Ernesto Tse auf diese grausamen Art und Weise seiner Gegner entledigte.
    Dieser Zwerg war kein Mensch mehr, sondern eine Bestie.
    Im nächsten Augenblick hörten wir ihn. Von allen Seiten brandete plötzlich das Gelächter auf uns nieder. Durch Lautsprecher verstärkt verbreitete es wirklich einen Höllenlärm.
    Es verstummte so abrupt, wie es aufgeklungen war.
    Stille…
    Suko und ich schauten uns an.
    Dann die Stimme des Halbchinesen. Verzerrt zwar, aber dennoch zu identifizieren.
    »Hast du deinen Kollegen gesehen, Bulle? Das war erst der Beginn, und ich bin sicher, daß du und dein Freund ebenfalls bald als Wachsfiguren hier stehen werdet. Bis jetzt war noch alles sehr harmlos. Gewissermaßen das Vorspiel. Was nun folgt, ist die Hölle!«
    … Hölle… Hölle! schallte es nach.
    Und wir wußten, daß es jetzt um unser Leben ging.
    ***
    Der Bus mit den zehn Frauen fuhr bis dicht vor den Lieferanteneingang und stoppte dann. Serena Kyle saß am Steuer, sie hatte das Gefährt sicher durch den Londoner Verkehr gebracht. Man dirigierte sie bewußt auf den Hotelhof, da die Frauen noch einige Gepäckstücke auszuladen hatten.
    Der Geschäftsführer stand schon bereit.
    Er hieß Gil Hanson, war ein geschniegelter Bursche, der immer nur lächelte und ein Faible für maßgeschneiderte, dunkle Anzüge hatte. Sein schwarzes Haar wies über der Stirn eine helle blonde Strähne auf. Die Haut war solariumbraun, und der Schnauzer bedeckte die gesamte Haut zwischen Oberlippe und Nase.
    Als der Bus stoppte, löste Hanson sich von dem schützenden Vordach des Hinterausgangs und lief dem Fahrzeug entgegen.
    Serena Kyle öffnete bereits die Tür. Ihr Lächeln ließ nichts von der absoluten Gefühlskälte merken, die in ihrem Innern herrschte. Es war freundlich und sehr verbindlich.
    »Haben Sie das Wetter bestellt, Mr. Hanson?« fragte sie beim Aussteigen.
    Der Geschäftsführer oder Hoteldirektor reichte ihr galant die rechte Hand. »Natürlich nicht«, erwiderte er. »Aber Sie und Ihre Mädchen bringen so viel Sonnenschein in unser Haus, daß wir die trüben Regenwolken vergessen können.« Er trug reichlich dick auf.
    »Wie charmant«, flötete Serena Kyle.
    Der Direktor nahm den Spott in ihrer Stimme gar nicht wahr. Er drehte sich um und

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