0085 - Tigerfrauen greifen an!
die Einhaltung gespannt.
Zuerst tat sich einmal nichts. Alles lief seinen normalen Gang. Es wurde sogar etwas lustiger. Eine Dame im weitgeschwungenen Rock der Biedermeierzeit war in einer tanzenden Haltung nachgebildet worden. Neben ihr stand ein Kavalier in Kniehosen und mit einer Alonge-Perücke auf dem Kopf.
Dann versperrte uns ein japanischer Samurai-Kämpfer den Weg. Er stand direkt vor uns, sah schaurig aus in seiner dunklen Kampfkleidung und der Drahtmaske vor dem Gesicht. In der rechten Hand hielt er ein Schwert. Die spitze zielte auf den vorangehenden Suko.
Mein Partner trat sicherheitshalber einen Schritt zur Seite.
Das war sein Glück.
Plötzlich löste sich das Schwert aus der Faust des japanischen Kämpfers und zischte auf uns zu.
Blitzschnell machte Suko sich dünn.
Ich schoß.
Meine Silberkugel zertrümmerte die Maske und drang in das dahinterliegende Gesicht, wo es die Wachsschicht zerstörte.
Im nächsten Augenblick stieß der Samurai-Kämpfer ein dumpfes Röcheln aus, und wir sahen den Qualm, der aus seinem Halsstumpf kroch. Nach Schwefel und Verfäulnis stinkend, dem Odem der Hölle.
Ich hatte einen Dämon getötet, keine Wachsfigur.
»Wirf dich hin, John!«
Suko schrie den Befehl, und ich machte mich sofort lang.
Keinen Herzschlag zu früh, denn das Schwert kam zurück. Wie eine Rakete zischte es auf uns zu. Kniehoch wischte es über den welligen Boden, fuhr über uns hinweg und bohrte sich mit einem dumpfen Laut in den Torso des Samurais.
Der zerfiel.
Und mit ihm verging das Schwert.
Wir standen auf.
»Das war knapp!« stöhnte ich.
»Und wie.«
Nach allen Seiten sichernd trat ich auf den Samurai zu. Von ihm und seiner Kleidung waren nur noch Reste übriggeblieben, die dampften und qualmten, als wären sie mit Säure Übergossen worden.
Ich drängte zur Eile. »Keinen Grabgesang, Suko. Weiter.«
Diesmal übernahm ich die Führung und ging dabei ebenso vorsichtig vor wie mein Partner Suko.
Das Licht war wesentlich schwächer geworden. Ich sah kaum noch die Umrisse oder Konturen der Wachsfiguren. Alles verschwamm in einem widerlichen Graugrün. Dabei mußte ich mich zwingen, genauer zu schauen, denn meine Augen begannen zu schmerzen. Wahrscheinlich hatten wir das Wachsfigurenkabinett inzwischen durchquert.
Doch was lag dahinter?
Ich blieb plötzlich stehen.
Sofort holte Suko auf. »Was ist?« raunte er.
»Ich glaube, da waren Stimmen«, erwiderte ich ebenso leise.
Suko lauschte auch. Angespannt wirkten seine Gesichtszüge. Dann schüttelte er den Kopf. »Das sind keine Stimmen!«
»Sondern?«
»Irgendwelche seufzenden Geräusche. Als würde jemand nur mit Mühe ein Schluchzen unterdrücken. Kann aber auch eine Täuschung sein.« Suko wurde unsicher, je länger er zuhörte.
»Laß uns weitergehen!« schlug ich vor.
Wir setzten unseren Weg fort. Nicht daß ich Angst gehabt hätte, aber ein seltsames Gefühl blieb doch zurück.
Und dann kam mir jemand entgegen.
Ich erschrak, blieb stehen und…
Der Mann war ich selbst!
Mein Herzschlag beschleunigte sich, ich streckte den Arm aus. Mein Gegenüber tat das gleiche.
Ein Spiegelbild!
Lautlos war vor mir ein Spiegel in die Höhe gewachsen. Jetzt sah ich auch Sukos Abbild in der Fläche schimmern.
Die Waffen hatten wir nach dem Kampf mit dem Samurai wieder weggesteckt. So schaute mich nur mein ganz normales Spiegelbild an. Und unbewaffnet.
»Dreh dich mal um!« sagte Suko.
Ich machte auf der Stelle eine Kehrtwendung und schaute mich selbst an.
Lautlos war auch hinter uns ein hoher Spiegel aus dem Boden gefahren.
Und links von uns, sogar auch rechts.
Eigentlich überall.
Wir waren eingekreist!
Gefangen in einem spiegelnden Irrgarten.
Zwei Schritte ging ich zur Seite.
Rumms! Mit der Stirn prallte ich gegen die Spiegelwand. Rechts wäre das gleiche geschehen, wenn ich nicht vorher abgestoppt hatte. Ich rieb mir die Stirn. Hinter mir versuchte Suko einen Ausgang aus dem Labyrinth zu finden. Er hatte die Arme halb vorgestreckt, seine Hände tasteten die Spiegelwände ab. Er fand auch einen Durchschlupf und war verschwunden.
Ich hörte noch seine Stimme. »Verdammt, hier muß es doch einen Ausgang geben.«
»Wo bist du denn, Suko? Ich…«
Weiter sprach ich nicht mehr, denn plötzlich geschah etwas Grauenhaftes. Mein Spiegelbild vor mir reagierte. Aber ich vollführte die Handlung nicht nach.
Der zweite, der dritte und der vierte Sinclair griffen unter ihre Jacketts.
Sie zogen die Berettas.
Und alle hatten ein
Weitere Kostenlose Bücher