0085 - Tigerfrauen greifen an!
war nicht verschlossen.
Langsam zog ich sie auf.
Die weiteren Ereignisse trafen uns völlig unvorbereitet. Ein ungeheurer Sog aus dem Innern des Raumes hinter der Tür riß mich nach vorn und somit in den Raum hinein.
Ich schrie auf, als mich die Hitze wie der Gluthauch aus der Hölle traf, konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten und fiel zu Boden. Etwas streifte glühendheiß meinen Schädel, Ich zuckte zusammen und wälzte mich mühsam auf den Rücken.
Da sah ich den Zwerg.
Doch er war nicht allein. Zwei Hände hielten ihn fest. Sie ragten aus dem Bild, vor dem er stand. Und das Gemälde zeigte keine Geringere als Asmodina…
***
Der Ansager hatte seine Rede beendet. Mit wohlfeinen Worten pries er die Vorzüge der neuen Modelle an und vergaß auch nicht, die Mannequins zu erwähnen.
Beifall brandete auf.
Der Conferencier hob beide Hände. Langsam verebbte das Klatschen. »Und nun, meine Damen und Herren, möchte ich Ihnen die Person vorstellen, die es uns ermöglicht hat, die neue Mode Ihnen allen zu präsentieren. Bühne frei für Serena Kyle!«
Der Vorhang schwang auseinander.
Allerdings nur zur Hälfte, damit die schwarzhaarige Frau Platz genug hatte, an den Rand zu treten.
Serena Kyle!
Beifallssturm.
Auch Sheila und Shao klatschten, jedoch nur drei Takte, denn plötzlich schienen Sheila Conollys Gesichtszüge regelrecht einzufrieren.
Sie schaute sich die Frau genauer an.
Serena Kyle war schön, daran gab es keinen Zweifel. Sie trug ein langes weißes Kleid, das von Spaghettiträgern gehalten wurde. Lockig umrahmte das Haar ihr bleiches Gesicht. Ein wenig Rouge zeigte es nur an den Wangen, dafür war der Mund etwas zu kräftig geschminkt. Als sie sich verbeugte, klaffte der Ausschnitt etwas weiter vor, und Sheila sah die Ansätze der vollen, festen Brüste.
Doch das alles nahm sie nur am Rande wahr. Die Äußerlichkeiten interessierten sie nicht besonders. Es war der Name, der sie förmlich elektrisiert hatte.
Den kannte sie.
Bill hatte ihn erwähnt. Es lag nicht einmal ein halbes Jahr zurück, da hatte er zusammen mit John Sinclair und Suko gegen die Teufelssekte gekämpft, deren Anführerin Serena Kyle gewesen war. Sheila wußte auch, daß sie einer schrecklichen Dämonenfürstin diente, die sich Asmodina nannte.
Die Kyle hatten John und Bill nicht fangen können. Sie verschwand plötzlich spurlos.
Doch jetzt stand sie hier.
Auf der Bühne. Als Leiterin einer Mannequintruppe.
Sheilas Herzschlag beschleunigte sich. Auch Shao merkte, daß mit ihr etwas nicht stimmte. Sie stieß Sheila an.
»Was ist los?«
Sheila rückte etwas zu Shao auf. »Kennst du diese Frau denn nicht? Das ist die Serena Kyle, die John und Suko lange suchten. Sie hat damals die Teufelssekte geführt. Denk daran.«
Shao runzelte die Stirn. »Ja«, sagte sie bedächtig. »Ich glaube, Suko hat mir davon berichtet. Aber was will sie hier? Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie als Leiterin einer Mannequintruppe durch die Lande zieht.«
»Denk doch mal an die Parallelen«, erwiderte Sheila Conolly. »Damals hatte sie Frauen um sich versammelt, heute tut sie das wieder. Sie brauchte eben Zeit, um einen neuen Plan auszuklügeln. Außerdem, hast du schon mal etwas von ihr in der Modebranche gehört?«
»Nein, aber ich kenne mich da nicht so aus.«
»Sie ist es«, behauptete Sheila. »Es gibt keinen Zweifel. Und sie sieht so aus, wie Bill sie mir beschrieben hat. Mein Gott, was machen wir denn jetzt?«
»Sitzenbleiben, noch ist nichts geschehen. Vielleicht ist alles ganz harmlos.«
»Du hast Nerven.«
Der Ansager übergab Serena das Mikro. »Wenn Sie ein paar Worte sprechen wollen, Miß Kyle…«
»Ja, danke.«
Serena Kyle redete tatsächlich, aber ihre Worte gingen nicht über allgemeine Höflichkeitsfloskeln hinaus. Nach zwei Minuten war die Ansprache schon beendet.
Zum Schluß sagte sie: »Freuen Sie sich auf unsere neue Kollektion und auch auf die Überraschungen, die wir Ihnen zu bieten haben, Ladies und Gentlemen.«
»Auf die ganz besonders«, flüsterte Sheila.
Wieder wurde geklatscht, Serena Kyle verbeugte sich zweimal und verschwand dann.
Dafür erschien der Conferencier wieder. Strahlend, lächelnd, ein Mann, den nichts erschüttern konnte.
»Ladies und Gentlemen!« rief er. »Es ist lange genug geredet worden, und deshalb sind Sie ja auch nicht hergekommen. Ich sage: genug der Worte, und Bühne frei für unsere eigentlichen Stars!«
Der Ansager trat ab, der Vorhang glitt auseinander. Musik
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