0085 - Tigerfrauen greifen an!
Ziel!
Mich!
***
Shao war bereits fertig angezogen, als Sheila Conolly erschien. Die Chinesin trug ein figurbetontes, enges rotes Seidenkleid und hatte sich die lackschwarzen Haare hochgesteckt. Ihren schmalen Hals schmückte eine Perlenkette.
»Haben wir noch Zeit für einen Drink?« fragte sie.
Sheila schaute auf die Uhr. »Immer.«
Shao gab die Tür frei. Sheila Conolly schritt durch die Diele und nahm in dem gemütlich eingerichteten Wohnraum Platz.
Die Chinesin war an der Hausbar stehengeblieben. »Was möchtest du denn trinken?«
»Wenn du hast, einen Tomatensaft.«
»Hab’ ich.«
Sheila lachte. »Aber den Spezial.«
Jetzt lächelte auch Shao. »Du bekommst ihn.« Das Rezept hatte sie aus ihrer Heimat mitgebracht. Ein Longdrinkglas wurde über die Hälfte mit ganz normalem Tomatensaft gefüllt, und dann verrührte Shao einige Gewürze, die es in sich hatten. Welche das waren, sagte sie nicht. Da blieb sie stumm wie ein Grab. Zum Schluß tunkte sie noch zwei Strohhalme in die rote Flüssigkeit.
Mit den beschlagenen Gläsern auf dem Tablett kehrte sie zu Sheila Conolly zurück. Bills Frau bedankte sich, nahm ein Glas und trank einen Schluck.
»Hoho«, stöhnte sie. »Gut wie immer und ungeheuer scharf.«
Shao freute sich, daß es Sheila schmeckte.
Sie plauderten noch eine Viertelstunde, dann waren die Gläser leer, und Sheila stand auf. »Wir müssen«, sagte sie mit einem Blick auf die Uhr.
»Augenblick, ich hole nur noch meinen Mantel.« Shao brachte ihn aus dem Schlafzimmer mit.
Wenig später saßen sie in Sheilas Porsche. Während der Fahrt unterhielten sie sich über ihre Männer.
»Wie ich hörte, sind Suko und John wieder einem brandheißen Fall auf der Spur«, bemerkte Sheila.
Shao nickte.
»Daß du das alles so aushältst. Mir würde das schrecklich an die Nerven gehen.«
Die Chinesin hob die Schultern. »Was soll ich machen, Sheila? Das habe ich alles vorher gewußt. Suko hat mich genau über seinen Beruf aufgeklärt, bevor er mich mit nach Europa nahm.«
»Und dir gefällt es hier?«
»Ja.«
Es entstand eine kleine Gesprächspause, da Sheila sich auf den Verkehr konzentrieren mußte. Shao saß neben ihr und schaute auf ihre langen Finger.
Eine Ampel zeigte Rot, und Sheila mußte halten. »Also mich würde das fertigmachen, wenn ich meinen Bill andauernd in Lebensgefahr wüßte. Es reicht, daß er hin und wieder mitmischt. Auch heute hatte er wieder glänzende Augen, als er hörte, daß John und Suko unterwegs sind. Zum Glück ist da der Kleine, für den Bill nun die Verantwortung tragen muß.«
»Ich habe mich eigentlich damit abgefunden«, entgegnete Shao.
»Gut, wenn man das kann.« Sheila fuhr wieder an.
Das Hotel, in dem die Modenschau stattfinden sollte, lag in der Nähe des Trafalgar Square, einem der verkehrsreichsten Orte überhaupt innerhalb Londons. Um diese frühe Abendzeit, dazu noch bei trübem, regnerischem Wetter, war es die reinste Horrorfahrt. An der National Gallery steckten Sheila und Shao endgültig fest. Man konnte von diesem Punkt aus quasi zum Hotel hinspucken, und dennoch dauerte es eine halbe Stunde, bis Sheila Conolly ihren Wagen in die Einfahrt zur Tiefgarage lenken könnte.
Parkplätze waren in dieser Gegend ebenso begehrt wie Kühlschränke und Klimaanlagen am Äquator. Sheila wurde von einem uniformierten Menschen auch erst durchgelassen, als sie ihre Eintrittskarte vorwies.
Dann öffnete sich das Tor.
Danach hatte Sheila Conolly Glück, daß sie nicht weit vom Eingang entfernt eine leere Parkbox fand.
Ziemlich geschafft stieg sie aus.
»Jetzt hätte ich noch einen Tomatensaft Spezial mitnehmen sollen«, meinte Shao.
Sheila lachte. »Ja, der wäre gut.« Sie schloß den Wagen ab. »Aber trotzdem nehmen wir uns einen Drink.« In der Tiefgarage wiesen Pfeile auf die Fahrstühle hin.
Mit dem erstbesten fuhren Shao und Sheila hoch in die Hotelhalle. Dort herrschte ziemlich viel Betrieb. Als die Fahrstuhltüren auseinanderfuhren und die beiden unterschiedlichen, aber bildhübschen Frauen den Lift verließen, vergaßen so manche Männer ihre Begleiterinnen und schauten nur noch Sheila und Shao an.
Bills Frau lächelte. »Vor den Mannequins brauchen wir uns auch nicht als Hausfrauen zu verstecken.«
Shao nickte. Ihr gefiel das alles sehr. Vor allen Dingen die Schau, die gemacht wurde. Man spürte in diesem Foyer das internationale Flair. Einkäufer großer Modehäuser waren ebenso vertreten wie Fotografen und Reporter.
In einer grell
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