0086 - Der Schlüssel zur Macht
zur Landung entschloß, atmeten wir innerlich auf.
Reginald Bull, Zweiter Offizier der KON-VELETE, blies deutlich sichtbar die geröteten Wangen auf und warf unserem neuen Kommodore einen Blick zu, der mein Herz schneller schlagen ließ.
Ich sah ihn so scharf an, daß er mißmutig zur Seite schaute und die breiten Hände ballte. Bull, nach Rhodan der wohl kaltblütigste Mann der Solaren Flotte, auch wenn er oftmals diesen Eindruck zu vertuschen suchte, befand sich am Rande einer Nervenkrise. Das Versagen der Hypersprung-Automatik hatte ihm und auch anderen Leuten einen Schock gegeben.
Bisher hatten wir immer noch darauf gehofft, im Falle einer Gefahr mit der KON-VELETE im Hyperraum verschwinden zu können. Nun war auch dieser letzte Ausweg versperrt worden. Wahrscheinlich gab der Regent die Strukturkonverter erst dann frei, wenn ein neues Schiff wirklich in den Einsatz flog. Er schien seinen Verbündeten nicht über den Weg zu trauen, selbst wenn es sich um Zaliter und direkte Nachbarn handelte.
Wir hatten es uns längst abgewöhnt, in Gegenwart von Fremden Bemerkungen zu machen, oder gar verfängliche Gespräche zu führen. Rhodan selbst hatte dringend davor gewarnt, da eine notgesteuerte Überwachung wahrscheinlich war. Wenn das Robotgehirn auf Grund seiner uralten Programmierungen so argwöhnisch war, sogar während wichtiger Manöverflüge das Hypertriebwerk abgeschaltet zu lassen, konnte auch mit anderen Sicherheitsmaßnahmen gerechnet werden.
Ich war froh, daß sich Bully beherrschte. Wahrscheinlich war er dicht davor gewesen, Gailos eine bissige Bemerkung zuzurufen. Rhodan saß wieder wie erstarrt im Sessel des Ersten Offiziers. Er schien sich nur für die Kontrollanzeigen seines Aufgabenbereiches zu interessieren. Ich beobachtete ihn unauffällig, bis sich die Maschinenleitzentrale über Visifon meldete. Der Leitende Ingenieur, ebenfalls ein maskierter Terraner, gab durch, der Verbrauch an Strahlmassenmedium läge bei hochrelativistischer Geschwindigkeit um 6,85 Prozent über dem Normalwert. Ich bestätigte die wichtige Mitteilung und sah mich nach Gailos um. Der Kommodore lag behäbig in seinem zurückgeklappten Gliedersessel. Sein Gesichtsausdruck zeugte von Langeweile. Seufzend drehte er den Kopf, als ich mich vorschriftsmäßig vor ihm aufbaute und die Meldung wiederholte.
Ich hatte ihn nach altem Arkonidenbrauch „Erhabener" zu nennen, wie es dem Chef eines Verbandes auch zustand. Er dagegen duzte uns mit deutlicher Herablassung. Mein Blut geriet wieder in Wallung, als ich sein blasiertes Gesicht so dicht vor mir sah. Während meiner langen Wanderung auf der Erde hatte ich meinen Nacken vor barbarischen Königen und unwissenden Fürsten gebeugt, die jeder arkonidische Knabe mit zwei bis drei Fragen aus der allgemeinen Bildungslehre hätte demütigen können.
Ich hatte über das wichtigtuerische Gebaren dieser Leute gelächelt und im Vollgefühl meiner grenzenlosen Überlegenheit trotzdem das Haupt geneigt, um gleich anderen Männern die üblichen Phrasen zu dreschen. Es hatte mich nicht gestört, einmal als Sklave und ein andermal in lächerlicher Herablassung als „Individuum" von niederem Stande behandelt zu werden.
Nun aber sah die Sache anders aus! Es war mir kaum möglich, einigermaßen gelassen vor einem Mann meines Volkes zu stehen, der in seinem Leben einzig und allein darum besorgt gewesen war, sein persönliches Wohlergehen zu sichern und in den Palästen des Kristallplaneten schwärmerisch von unverständlichen „Kunstwerken" zu plaudern. Der unbedeutendste Soldat auf meinen ehemaligen Flottenflaggschiff war mehr wert gewesen als hundert Schmarotzer von Gailos Art.
Ich wiederholte meine Meldung über den zu hohen Strahlmassenverbrauch.
„Wir werden auftanken", sagte der Kommodore schläfrig.
„Erhabener, wenn wir an die Front geschickt werden, dürfte es diese Möglichkeit nicht mehr geben."
Seine Stirnhaut faltete sich. Wieder vernahm ich den abgrundtiefen Seufzer.
„Schön, schön, Ighur, wir werden schon Glück haben. Ist wirklich zuviel verbraucht worden? Was ich sagen wollte: sind die von mir angeforderten Mikrobänder mit Askors neuem Meisterwerk noch nicht eingetroffen?"
„Nein, Erhabener."
„Empörend", nörgelte Gailos, und seine schmalen, durchsichtigen Hände umklammerten die Sessellehnen. „Ich werde mich beschweren. Übrigens riecht es schlecht in der Zentrale. Woher kommt das? Muß ich das alles ertragen?"
Ich schloß, um Beherrschung ringend, für eine
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