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0086 - Kreuzfahrt der Skelette

0086 - Kreuzfahrt der Skelette

Titel: 0086 - Kreuzfahrt der Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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hätte.
    »Was haben die drei mit Suko gemacht?« wollte ich wissen.
    »Sie zwangen ihn, mit ihnen zu gehen. Sie brachten ihn zu einem Motorboot und fuhren haargenau in diese Richtung.« Mae wies nach Osten.
    »Und was taten Sie?« fragte ich den Inspektor enttäuscht. Ich hatte ihn für einsatzfreudiger gehalten. Es ärgerte mich, daß ich mich in ihm so sehr geirrt hatte.
    »Ich besorgte mir ein Boot«, sagte Mae.
    »Wozu?«
    »Ich wollte den Knochenmännern folgen.«
    »Warum haben Sie es nicht getan?«
    »Als ich losfahren wollte, sah ich Sie. Deshalb ging ich noch mal an Land.«
    »Wie groß ist der Vorsprung von Thornton, Neeson und Woodland?«
    Der Inspektor hob die Schultern. »Höchstens sieben Minuten.«
    »Wo liegt Ihr Boot?« fragte ich.
    Statt zu antworten, wandte sich Jeffrey Mae um und lief voraus. Ich folgte ihm. Das Motorboot, das sich der Inspektor besorgt hatte, war ein schnittiger Flitzer. Mae sprang an Bord. Er streckte mir die Hand entgegen. Es wäre nicht nötig gewesen. Aber ich ergriff sie, und mir fiel plötzlich auf, daß sie eiskalt war.
    Ich wußte sofort, was das zu bedeuten hatte.
    Doch ich reagierte zu spät.
    ***
    Jeffrey Mae lebte nicht mehr und existierte trotzdem. Er war zu einem Untoten geworden. Unwillkürlich zog sich meine Kopfhaut zusammen. Mae, der sympathische Inspektor, war ein Opfer der Dämonen geworden. Ich wollte meine Hand blitzschnell zurückreißen, doch Jeffrey Mae drückte fest zu und zog mich an Bord. Ich flog auf ihn zu.
    Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Mae hatte hier auf mich gewartet. Er hatte damit gerechnet, daß ich früher oder später beim Hafen aufkreuzen würde, und er hatte sich vorgenommen, mich dorthin zu bringen, wo Suko bereits war. Er bediente sich nicht mehr länger seiner menschlichen Gestalt, um mich zu täuschen. Er ließ die vertrauenerweckende Maske fallen und zeigte sich mir nun so, wie er wirklich war. Sein Fleisch löste sich auf. Vor mir stand ein Skelett!
    Als ich gegen ihn prallte, stieß ich gegen seinen knöchernen Brustkorb. Er lachte teuflisch. Ich wollte Sukos Pistole auf ihn richten, doch er schlug mir die Waffe blitzschnell aus der Hand.
    Sie polterte auf den Boden und schlitterte unter die Ruderbank. Ich nahm meine Fäuste hoch und wich einen Schritt vor dem Skelett zurück.
    Wieder lachte Mae. Es klang schaurig. »Du hast keine Chance mehr, Sinclair!« knurrte mein Gegner. »Ich habe vom Teufelsnektar getrunken. Er verleiht mir die Kraft der Hölle.«
    »Wer hat dir diesen Satanstrank zu trinken gegeben? Diabello?«
    »Ja. Kapitän Diabello.«
    »Daran bist du gestorben.«
    »Ich bin nicht tot, Sinclair.«
    »Doch, als Mensch bist du erledigt.«
    »Das ist richtig. Aber glaube mir, es ist nicht erstrebenswert, als Mensch zu leben. Ein Mensch ist zu leicht verwundbar. Sein Leben ist befristet. Seit ich zu Mort Diabellos Mannschaft gehöre, bin ich viel besser dran.«
    Ich hatte das Gefühl, dicke Eiskörner würden mir über die Wirbelsäule rollen. Der Teufelsnektar des Kapitän Diabello hatte aus meinem Kampfgefährten Jeffrey Mae ein Horrorwesen gemacht, das kein größeres Ziel kannte, als mich zu vernichten…
    ***
    Es hatte in Harwich sehr schnell die Runde gemacht, daß ein Geisterjäger aus London gekommen war, um Kapitän Diabello das Handwerk zu legen.
    Morris Eggar, ein kraftstrotzender Bulle mit handkoffergroßen Fäusten, saß mit seinen Freunden in seiner Kneipe um den Stammtisch.
    Eggar war Seeman, und er hatte das Totenschiff schon mal mit eigenen Augen gesehen. Vor acht Wochen war das ungefähr gewesen, und Eggar hatte geglaubt, er und die anderen Matrosen würden einen erbitterten Kampf gegen die Geisterpiraten austragen müssen.
    Aber dann hatte sich plötzlich eine Nebelbank zwischen das Geisterschiff und den Schoner, auf dem sich Morris Eggar befunden hatte, geschoben, und der Angriff der Knochenpiraten war ausgeblieben.
    Eggar trank seinen Whisky aus und blickte finster in die Runde. »Wie fühlt ihr euch?« fragte er seine Freunde.
    »Wie meinst du das?« fragte Cary Walters zurück. Er war blond, schmalbrüstig, hatte wasserhelle Augen und war dafür bekannt, daß er jedem Streit und jeder Rauferei auszuweichen versuchte.
    »Also ich komme mir wie ein Schlappschwanz vor«, sagte Morris Eggar. »Ich lasse diesen John Sinclair für mich die Arbeit tun und sitze hier mit euch beisammen, während er für mich und für uns alle Kopf und Kragen riskiert. Seid ihr der Meinung, daß das in Ordnung

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