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0087 - Die Schläfer der ISC

Titel: 0087 - Die Schläfer der ISC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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mächtiger Felsen waren auf den Boden gezeichnet. Bizarre Steinformen reckten sich von der Decke herab, weit über Kennof. Die drei großen Kunststoffbehälter wirkten wie schlafende Ungeheuer in ihrem Versteck. Kennof trat näher heran. Und dann sah er sie: Die Schläfer! Wie Fische schwebten sie in den einzelnen Kammern. Nackt, mit geschlossenen Augen, ruhten sie in der gelblichen Flüssigkeit. Unzählige nebeneinander. Gesichter oben und unten. Hände gefaltet, gespreizt, zu Krallen verformt. Hände von Arbeitern und Gelehrten, von Frauen und Männern.
    Kennof erschauerte. Diese Menschen waren vor dem Leid ihrer Welt geflohen, um das Glück einer fernen Zukunft zu gewinnen. Hier lagen sie, eingeschlafen voller Hoffnung und Vertrauen. Etwas Niederschmetterndes ging von ihnen aus und etwas Beschämendes. Kennof erblickte den tausendfachen Versuch, das Schicksal zu überlisten. Aber es würde ihnen nicht gelingen. Denn wann immer sie erwachten - sie würden stets die gleiche Persönlichkeit mit in die Zukunft bringen, die sie in der Vergangenheit belastet hatte. Und nichts würde sich ändern. Kennof zwang sich, noch dichter an einen Behälter heranzugehen.
    Die Schläfer waren auf pneumatischen Stützen gelagert. Die Kammern waren durch Kabelgitter voneinander getrennt. Zu jedem Schlafplatz führten mehrere Kontakte und Schläuche. Das Zellplasma befand sich in ständiger Bewegung, ein Beweis, daß es ununterbrochen erneuert oder behandelt werden mußte. Jeder Schläfer war nur von der Oberfläche der Behälter zu erreichen. Dort erkannte Kennof Rohrleitungen, Kabel und weitere Kontakte.
    Der ehemalige Agent der Solaren Abwehr hörte sich erleichtert aufatmen. Er gestand sich ein, daß er geglaubt hatte, hier auf etwas Außergewöhnliches zu stoßen. Er hatte einfach nicht einsehen wollen, daß es da nichts gab außer den schlafenden Menschen. Die ISC mochte in verschiedenen Dingen unkorrekt sein und gegen das Gesetz verstoßen, aber die Menschen, die hier Zuflucht suchten, waren gut und sicher aufgehoben. Er ahnte nicht, daß er diese Meinung innerhalb einer Stunde würde ändern müssen.
     
    *
     
    Prustend schob sich Richard Kennof aus dem Schacht. Es würde ihm keine andere Wahl bleiben, als in Dr. Le Boeufs Heiligtum zurückzukehren und dem Arzt bei dessen Erscheinen klarzumachen, daß er, Kennof, seine Meinung geändert hatte und sich allen Problemen des Lebens stellen wollte.
    Kennof nahm gerade eine provisorische Reinigung seiner Kleidung vor, als das Siegelring-Ortungsgerät ansprach. Überrascht verhielt der Detektiv in seiner Arbeit. Nach der Stärke der Reaktion, die das Gerät zeigte, mußte in unmittelbarer Nähe eine Entladung größerer Energiemengen erfolgt sein. Kennof überprüfte den Ring.
    „Er zeigt herkömmliche Energieausbrüche ebenso an wie solche fünfdimensionaler Natur", hatte Shane erklärt. „Der winzige Anzeiger ist in zwei Sektoren unterteilt. Sektor Rot bedeutet eine überlagerte, also fünfdimensionale Erscheinung."
    Kennof wurde hellwach, als er sich diese Worte ins Gedächtnis zurückrief. Er vergewisserte sich ein zweites Mal. Er hatte sich nicht geirrt: Irgendwo hatte eine fünfdimensionale Entladung stattgefunden!
    Kennof knirschte mit den Zähnen. Sein eingeschlafenes Mißtrauen erhielt neue Nahrung. Wieso konnte es auf der ISC-Station überdimensionale Energiequellen geben? Nach menschlichem Ermessen war das unmöglich. Er war sicher, daß das Ortungsgerät intakt war. Shane hatte es gewissenhaft überprüfen lassen, bevor er es an ihn weitergegeben hatte. Kennof schob jeden Gedanken an eine Nachtruhe weit von sich. Er lief jetzt weiter in den Gang hinein, der hinter dem Schacht in das Erdinnere führte. Der Ring zeigte keine weitere Entladung an. Eine nahezu unerträgliche Spannung hatte Kennof ergriffen. Gab es doch einen Haken bei der Schlafgesellschaft? Da er nicht gesehen werden konnte, mußte er nicht besonders vorsichtig sein.
    Der Gang mündete auf ein Metallplateau innerhalb einer weiteren Höhle. Ohne zu zögern, trat Kennof ein. Direkt neben der Öffnung befand sich eine zweite, die wieder in den Felsen hineinführte. Sie war so geschickt angebracht, daß sich Kennof vorstellen konnte, wie man sie bei einer Inspektion tarnte. Einige große Felsbrocken in unmittelbarer Nähe gaben dieser Vermutung Auftrieb. Jeder Prüfungsbeamte würde diesen natürlichen Eingang übersehen, geschickt abgelenkt durch das Metallplateau. Jetzt, wo keine Untersuchung zu erwarten

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