0087 - Die Schläfer der ISC
ärgerlich.
„Ja", stimmte Hardiston zu, „warten!"
Sie warf ihm einen erbosten Blick zu und schwieg. Beide befanden sich in Kennofs Privatzimmer, das zu einer Art Hauptquartier geworden war. Hartz kam herein und warf ein Bündel Papiere auf den Tisch. Ein listiger Ausdruck stand in seinen Augen.
„Ich denke, daß wir die ISC-Leute jetzt abgeschüttelt haben. Cascane berichtet, daß sie aus der Stadt verschwunden sind." Er rieb sich die Hände. „Alles klappt wunderbar." Seine Miene verfinsterte sich. „Der arme Dick. Eine Menge Schulden und dazu Sie, Miß Celia", sagte er mit kläglicher Stimme.
„Na ja", fuhr er fort, als niemand lachte. „Die Stimmung nähert sich dem absoluten Nullpunkt. Aber was tuts? Der treue Gaston ist nicht so schnell unterzukriegen. Er hat festgestellt, daß ein gewisser Cavanaugh, Präsident der ISC, mehr Geld auf seinem Konto hat, als er je mit seinen Geschäften verdienen kann."
„Er wird schon eine einleuchtende Erklärung für sein Vermögen haben, wenn wir ihn danach fragen", sagte Shane.
„Natürlich", gab Hartz zu, „es war ja auch nur so eine Idee. Dieser Cascane im Vorzimmer wird übrigens immer aufdringlicher. Er läßt sich nur mit Mühe davon abhalten, nach Wyoming zu fahren, um Kennof zu unterstützen."
„Jedenfalls besitzt er mehr Unternehmungsgeist als andere Männer", bemerkte Celia ironisch.
„Das geht gegen mich", erklärte Shane dem Finanzexperten. „Die junge Dame glaubt auch, daß wir nun eingreifen sollten."
„Aber, Miß Celia", empörte sich der Franzose. „Ausgerechnet jetzt, wo alles so wunderbar läuft. Wenn Dick Hilfe benötigt, wird er sich bestimmt melden. Er ist kein grüner Junge, der nicht weiß, was er zu tun hat."
„Ich kenne ihn besser", blitzte ihn die ehemalige Agentin an. „Wenn es einen Mann gibt, der von Gefahr zu Gefahr stolpert, dann ist es Dick. Und es macht ihm in den meisten Fällen noch Spaß."
„Sie übertreibt. Gaston", sagte Shane lächelnd.
*
„Wo kommen Sie her?" entfuhr es Kennof. Er hob die Hände hoch, um dem Arzt zu verstehen zu geben, daß er nicht an eine Gegenwehr dachte.
Dr. Le Boeuf legte den Zeigefinger seiner freien Hand gegen den Mund. „Ich war bereits hier, als Sie auftauchten", sagte er leise. „Sprechen Sie nicht so laut. Es gibt hier mehrere Mikrophone."
Zu Kennofs grenzenloser Verblüffung schob der Mediziner seine Waffe in die Tasche. Der Detektiv ließ die Arme sinken.
„Ich werde mich bemühen, Ihnen zu helfen", sagte der kleine Mann. „Die ISC ist ein Schwindel. Es wird Zeit, daß das in der Öffentlichkeit bekannt wird. Leider habe ich mich mit Cavanaugh und seinen Helfershelfern eingelassen, weil ich Geld benötigte. Es war ein schwerer Fehler, das sehe ich nun ein. Fast alle ISC-Mitarbeiter sind mit großen Summen bestochen worden. Die Wächter sind gesuchte Kriminelle, die froh sind, hier einen Unterschlupf zu finden. Ihre Papiere sind gefälscht. Der gefährlichste ist Clinkskale. Ich habe selten einen gemeineren Menschen kennengelernt."
Kennof strengte sich an, mit den neuen Eindrücken fertig zu werden. Der Arzt meinte es zweifellos ehrlich.
„Worum geht es bei der Gesellschaft eigentlich?" fragte Kennof.
„Um die Erde", antwortete Dr. Le Boeuf knapp.
Ein leichter Schwindel drohte Kennof zu übermannen. Träumte er vielleicht? Lag er bereits in einem der Behälter und schlief?
Nein! Der harte, kalte Steinboden und das grimmige Gesicht seines Gegenübers waren Realitäten.
„Kommen Sie mit mir auf den Kasten", winkte der Arzt. „Ich will Ihnen etwas zeigen, das Sie nicht vergessen werden, solange Sie auch leben."
Was immer Dr. Le Boeuf auch vorgehabt hatte, er konnte es nicht mehr ausführen. Drei Männer waren aus dem Schacht gekrochen und stürmten auf sie zu. Kennof wandte sich abwehrbereit um. In den Augen des Mediziners erschien ein trauriger Ausdruck. „Hier, nehmen Sie", sagte er schwach und reichte Kennof die Pistole.
Glatt und kühl lag die Waffe in Kennofs Hand.
„Doktor! Was tun Sie da?" schrie einer der Heranstürzenden.
Ein anderer gab einen Schuß aus seiner Gaspistole ab. Kennof unterdrückte das Atmen, so gut es eben ging, und schoß zurück.
„Aus dem Wege, Doktor!" brüllte einer der Kerle.
Dr. Le Boeuf warf sich vor ihn. Kennof wagte nicht zu schießen, da er befürchten mußte, den Arzt zu treffen. Die ISC-Männer kannten aber keine derartigen Skrupel. Kennof sprang hinter die schützende Wand des Kunststoffbehälters.
„Er
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