0087 - Die Schläfer der ISC
schnelle Untersuchung würde ergeben, daß er, Kennof, seinen Platz verlassen und den Roboter außer Betrieb gesetzt hatte. Man brauchte nicht viel Phantasie dazu, um zu erkennen, daß zwischen dem Bewußtlosen bei dem Transmitter und dem Roboter eine Verbindung bestand: Der spurlos verschwundene Richard Kennof! Für die ISC war er der Feind Nummer eins. Sie würden ihn mit allen Mitteln zu finden versuchen. Kennof erwartete keine Gnade.
Es würde zum Kampf kommen, über dessen Ausgang er sich wenig Illusionen machte. Wenn sie ihn erst einmal aufgespürt hatten, war das übrige nur noch eine Frage der Zeit. Trotzdem zögerte er noch, den Notruf an Shane zu senden. Er wollte einen untrüglichen Beweis haben, der Shanes Truppe bei ihrem Eintreffen sofort zum Handeln bringen würde. Kennof untersuchte die Türen, die hier ebenfalls vorhanden waren. Sie waren ausnahmslos verschlossen. Kennof verwünschte sein Pech. Er sah sich nach einem Versteck um.
„Richard Kennof!" rief da eine Stimme.
Der Detektiv zuckte zusammen und wirbelte herum.
Sachte, alter Dick, sachte, redete er sich in Gedanken zu. Es ist nur ein Lautsprecher, der hier irgendwo angebracht ist. Sie hatten sein Fehlen bemerkt und rechneten damit, daß er seinen Standort verriet. Diesen Gefallen würde er ihnen jedoch nicht tun. Er rannte zu dem mittleren Behälter und kletterte an der Leiter hinauf. Von der Oberfläche aus konnte er die gesamte Höhle im Auge behalten. Er schob sich bis zur Außenkante vor und preßte seinen Körper unter eine Rohrleitung.
„Kennof!" Der Detektiv erkannte Clinkskales Stimme. „Sie sind ein intelligenter Mann. Sie wissen, daß wir Sie früher oder später doch erwischen. Stellen Sie sich freiwillig. Sie ersparen sich damit harte Maßnahmen. Wir geben Ihnen drei Minuten Zeit, Ihr Versteck anzugeben. Sollten Sie nach Ablauf dieser Frist noch nicht aufgetaucht sein, werden wir nach Ihnen suchen."
Kennof wartete. Das Funkgerät lag griffbereit neben ihm. Es war nicht größer als eine Zigarettenschachtel. Nach einer Weile hörte er Clinkskale wieder sprechen. „Die Zeit ist um, Kennof." Es geht los, alter Dick, dachte Kennof. Sie werden dir einheizen, daß du wünschen wirst, die ISC niemals gesehen zu haben. Die Nacht mußte jetzt fast vorüber sein. Er hatte keine Möglichkeit, das hier unten, tief in der Erde, festzustellen. Noch fühlte er aber keine Müdigkeit.
Plötzlich kamen zwei Männer durch eine der Türen herein. Beide trugen Gaspistolen. Kennof beobachtete sie ruhig. Sie begannen, in jedem Winkel herumzustöbern.
„Die Eingänge waren verschlossen, St. Cloud", sagte einer von ihnen. „Er kann hier nicht sein."
Der mit St. Cloud Angesprochene erwiderte unwillig: „Er kann durch den Schacht gekommen sein."
„So wie Dunbee?"
St. Cloud nickte. Kennof lauschte gespannt. Anscheinend hatte auch Dunbee Verdacht geschöpft und war geflüchtet. Die Worte des ISC-Mannes ließen jedoch vermuten, daß man Dunbee wieder gefangen hatte, denn er sagte: „Er kämpfte wie ein Wahnsinniger, als wir ihn schließlich fanden. Komm, laß uns unter den Behältern nachsehen."
Kennof hörte sie dort herumkriechen. Nach einer Weile geriet St. Cloud wieder in sein Blickfeld. Auch der zweite Mann erschien. Er steckte sich eine Zigarette an. St. Cloud warf ihm einen mißbilligenden Blick zu, sagte jedoch nichts.
Kennof schnüffelte sehnsüchtig.
„Wenn er nicht unter den Kästen ist, dann befindet er sich vielleicht darauf", meinte St. Cloud.
„So verrückt wird er nicht sein", widersprach der andere. „Wir wollen weitersuchen."
„Also gut", stimmte St. Cloud widerstrebend zu. „Laß uns gehen."
Kaum waren sie verschwunden, als sich Kennof unter den Rohren hervorzwängte. Vorsichtig stieg er die Leiter hinab. Er ließ die letzten Sprossen aus und sprang. Genau vor Dr. Le Boeuf, der eine Pistole auf ihn gerichtet hatte.
„Hallo, Kennof!" sagte der kleine Arzt.
6.
„Ich halte diese Warterei nicht mehr aus", sagte Celia Mortimer zu Shane, der ihr gegenübersaß. „Warum meldet sich Dick nicht?"
Shane Hardiston war ein großer, muskulöser Mann mit sanften blauen Augen. Bei einer oberflächlichen Betrachtung hätte man ihn leicht für einen gutmütigen, ruhigen Menschen einschätzen können. Seine Feinde jedoch wußten um die Wildheit, die sich unter der äußeren Gelassenheit verbarg.
„Vielleicht schläft er schon", meinte Shane gemütlich.
„Wir müssen etwas tun", forderte Celia
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