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0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen!

0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen!

Titel: 0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ihnen etwas«, meinte Sir Powell und stöhnte auf, um anschließend wieder einen Schluck Wasser zu nehmen.
    Die Selnick preßte nur die Lippen zusammen.
    Aber sie war unsere einzige Chance. Und sie mußte sprechen. Deshalb versuchte ich es mit der Schocktherapie, denn ich hatte eine Idee. Die Worte des Spuks hatten mich darauf gebracht.
    »Ihr Mann ist heute morgen beerdigt worden?« fragte ich.
    Schweigen.
    Ich ließ mich davon nicht beirren, sondern sprach weiter. »Seine Leiche ist, wenn man so will, also noch frisch. Er hat nur seinen Schatten verkauft, wie ich inzwischen herausgefunden habe. Und er tat dies nicht ohne Grund. Der Schatten nämlich soll irgendwann in den Körper zurückkehren, als Belohnung gewissermaßen, damit die Leiche ein so paradox es klingt ein untotes Leben weiterführen kann. Liege ich bis hierher richtig, Mrs. Selnick?«
    Sie schwieg, aber ich sah es in ihren Augen aufleuchten, und diese Reaktion bewies mir, daß ich mich auf der richtigen Spur befand. Die Sache wurde langsam klarer.
    »Wir brauchen also zwei Dinge. Die Leiche und den Schatten. An die Leiche ist leicht heranzukommen. Wenn wir sie haben, wird auch der Schatten erscheinen, davon bin ich überzeugt.«
    So etwas wie Schrecken stahl sich in ihren Blick.
    Ich blieb weiter am Ball. Die anderen schwiegen. Sir Powell und Suko hatten jedoch bemerkt, daß ich mich auf der richtigen Spur befand. »Wir werden die Leiche exhumieren«, sagte ich hart.
    »Nein!« Mary Selnick sprang auf. Das war wohl das erste Wort, daß sie nach zwei Stunden gesprochen hatte.
    »Wer will uns davon abhalten? Sie vielleicht? Nein, Sie werden dabei sein. Außerdem haben Sie sich des versuchten Mordes schuldig gemacht. Ihre Zukunftsaussichten sind mehr als trübe.«
    »Aber ich mußte es tun«, flüsterte sie.
    »Was mußten Sie tun? Den Mord?«
    »Ja. Er, das heißt, mein Mann hat es so verlangt. Er wollte sich doch rächen.«
    »An Jane Collins?«
    Sie nickte.
    Ich fixierte Mary Selnick, atmete tief ein und sagte: »Das hat er wohl auch geschafft.«
    »Sein Schatten hat sie gefressen!« Jetzt kicherte die Frau hohl, und mir lief eine Gänsehaut über den Rücken. Obwohl sie redete, stand sie längst noch nicht auf unserer Seite, sie hielt weiterhin zu ihrem verstorbenen Mann.
    Doch auch ich blieb hart. »Es geht kein Weg an der Exhumierung der Leiche vorbei!« Ich schaute dabei meinen Chef an, und Sir Powell nickte. Er war also einverstanden.
    Mary Selnick schüttelte den Kopf, dann sprang sie auf. »Nein, ihr sollt den Toten in Ruhe lassen! Ihr sollt…«
    »Haben Sie ein schlechtes Gewissen«, unterbrach ich sie scharf.
    Sie setzte sich wieder hin. Auf ihren weißen Wangen tanzten plötzlich fiebrige Flecken. Die Frau war hochgradig erregt, das stand fest.
    Ich fragte mich allerdings, weshalb sie uns davon abhalten wollte, die Leiche zu exhumieren? Verbarg sie vielleicht ein Geheimnis?
    Wir würden es herausfinden.
    An diesem Tag noch!
    ***
    Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen. Aber die Feuchtigkeit lag noch immer wie ein Schleier in der Luft und hatte sich teilweise zu Nebelwolken verdichtet.
    Von Sir Powell hatte ich grünes Licht bekommen, so daß Suko, Mary Selnick und ich mit guten Gewissen zum Friedhof fahren konnten. Der Chinese saß mit Mrs. Selnick im Fond des Wagens und ließ sie keinen Moment aus den Augen.
    Ich selbst wollte das Grab nicht ausheben, das sollte ein Totengräber übernehmen, der bereits Bescheid wußte.
    Er erwartete uns vor dem Friedhofstor. Der Mann trug blaue Arbeitskleidung und winkte.
    Ich hielt an.
    Der Mann kam auf den Bentley zu. »Sind Sie Oberinspektor Sinclair?« fragte er.
    »Ja.«
    »Mein Name ist Jim Murray. Ich bin hier der Totengräber und soll Ihnen behilflich sein.«
    »Okay.« Ich schaute aus dem nach unten gefahrenen Seitenfenster. »Kann ich mit dem Wagen auf den Friedhof?«
    »Nein, es ist verboten. Allerdings können Sie den Hauptweg nehmen. Sie sind ja selbst von der Polizei.«
    »Danke.«
    Der Totengräber öffnete das große zweiflügelige Tor, so daß ich durchfahren konnte. Schon nach wenigen Yards knirschte Kies unter den Reifen des Bentley.
    Ich fuhr langsam den breiten Eingangsweg hoch. Von rechts kamen zwei schwarzgekleidete ältere Frauen, die wahrscheinlich die Gräber ihrer Männer besucht hatten.
    Es war einer der alten Londoner Friedhöfe. Hier ging es noch relativ beschaulich zu, man spürte nichts von der Hektik der Großfriedhöfe, wo die Beerdigungen wie am Fließband

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