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0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen!

0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen!

Titel: 0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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durchgeführt wurden. Über den kahlen Baumwipfeln sah ich das Spitzdach der Leichenhalle mit einem Kreuz darauf.
    Der Hauptweg endete vor einem großen Gräberfeld, das von einer hohen Hecke umsäumt wurde. Rechts ging es weiter, doch für den Wagen war der Weg zu schmal.
    Ich stoppte.
    Suko öffnete schon die Fondtür. Er stieg aus und wartete darauf, daß Mrs. Selnick ebenfalls aus dem Wagen kletterte. Die Frau hatte während der gesamten Fahrt geschwiegen.
    Als uns der Totengräber erreichte, warf er einen verwunderten Blick auf die Witwe. Er kam dann zu mir und brachte seine Lippen dicht an mein Ohr.
    »Die habe ich doch schon gesehen!«
    »Ja, ihr Mann ist heute beerdigt worden.«
    »Natürlich, jetzt fällt es mir ein. Und den wollen Sie wieder ausbuddeln? Warum denn?«
    »Das ist unsere Sache.«
    »Entschuldigen Sie.«
    Wir gingen. Der Totengräber übernahm die Führung. Suko und ich hatten Mary Selnick in die Mitte genommen. Vor unseren Lippen dampfte der Atem. Die Luft war mit Feuchtigkeit geschwängert. Nach wie vor hingen die grauen Wolken sehr tief. Von den Ästen der Trauerweiden und Vogelbeerbäumen fielen vereinzelte Tropfen.
    Wir schritten an dem alten Gräberfeld entlang und erreichten den neueren Teil des Friedhofs. Hier war noch nicht viel gepflanzt worden, ein unangenehm kalter Wind pfiff über die Grabreihen. Die frischen Gräber waren zum Teil eingesackt, sie mußten noch nachbehandelt werden. Eine Aufgabe für die Gärtnerei.
    Über einen schlammigen schmalen Pfad schritten wir unserem Ziel entgegen. Wir mußten im Gänsemarsch gehen, und das Grab, auf das es uns ankam, war das letzte in der dritten Reihe von oben gezählt. Rechts daneben breitete sich eine vom Regen schmutzigbraune Wiese aus.
    Der Totengräber hatte sein Werkzeug schon bereitliegen. Zwei Schaufeln und eine Hacke.
    »Dann wollen wir mal«, sagte er und spie sich in die Hände bevor er Handschuhe überstreifte.
    Mrs. Selnick und ich traten etwas zur Seite. Suko blieb stehen, aber er konnte nicht zusehen, wie Jim Murray allein arbeitete. Er nahm sich die zweite Schaufel und griff fest zu.
    Ich zündete mir eine Zigarette an. Der Wind riß mir den Rauch von den Lippen. Den Mantelkragen hatte ich hochgestellt, die linke Hand in die Tasche gebohrt.
    Am Himmel spielte der Wind mit den Wolkenbergen und brachte ihnen das Tanzen bei.
    Mary Selnick starrte auf ihre Schuhspitzen. Sie hielt mit beiden Händen den Griff der Handtasche, in ihrem Gesicht bewegte sich kein Muskel. Es war eine Maske.
    Ich wußte nicht, was wir vorfanden. Mit Toten hatte ich schon die tollsten Überraschungen erlebt. Der Sarg konnte ebensogut leer sein oder der Tote lebendig.
    Letzteres hoffte ich nicht.
    Suko und Jim Murray schaufelten gemeinsam. Es sah aus, als hätten sie es geübt. Lehmklumpen auf Lehmklumpen flog zur Seite, wo sich bereits ein ansehnlicher Berg gebildet hatte.
    Der Totengräber trug das bessere Schuhwerk, nämlich kniehohe Stiefel. Deshalb sprang er in die halb ausgehobene Grube und schaufelte von dort weiter.
    Ich trat die Zigarette aus.
    Mary Selnick öffnete die Handtasche, zog ein Tuch hervor und putzte sich die Nase.
    Ich wandte mich an die Frau. »Wollen Sie nicht doch lieber reden, Mrs. Selnick?«
    »Wüßte nicht, was ich sagen sollte.«
    »Sagen Sie uns, wo sich der Schatten aufhält!«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Kann er nicht auch in andere Körper kriechen?« fragte ich sie.
    »Möglich.«
    Möglich nicht, sondern bestimmt. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß Mary Selnick aus eigenen Antrieb mit dem Messer auf Jane Collins losgegangen war. Irgend jemand oder irgend etwas hatte sie dazu angestachelt.
    Diese Frau hielt bis zum Schluß durch. Sie gab sich keine Blöße, sondern wartete ab.
    Aus der Grube ertönte die Stimme des Totengräbers. »Wir haben es bald geschafft.«
    Suko war nicht in das Grab geklettert. Er schlug mit der Schaufel die nasse Erde flach, um so einen Weg vorzubereiten.
    Die letzten Lehmklumpen flogen aus dem Grab. Dann war Jim Murray fertig.
    »Sie können!«
    Ich faßte nach Mary Selnicks Arm, doch sie zog ihn hastig zurück, glitt an mir vorbei und trat auf das offene Grab zu. Ich stellte mich neben sie. Suko hatte an der gegenüberliegenden Seite seinen Platz gefunden.
    Ich schaute hinunter in das Grab.
    Der Sargdeckel war von Lehm ebenso befreit wie ein Teil der Seiten. Die Verschlüsse lagen frei. Es würde keine Schwierigkeiten machen, sie zu öffnen.
    »Soll ich?« fragte Jim Murray.
    Ich warf

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