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0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen!

0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen!

Titel: 0087 - Schrei, wenn dich die Schatten fressen! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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drang von allen Seiten auf mich ein, als würde sie durch eine gute Stereo-Anlage kommen. »Jane?« fragte ich. Sie ließ mich gar nicht zu Wort kommen, sondern redete weiter. So fremd, so kalt, so grausam.
    »Er hat mich gefressen, John. Der Schatten hat mich regelrecht gefressen!«
    »Welcher Schatten?« rief ich. »Der in meiner Wohnung war. Zusammen mit dieser Frau, mit Mary Selnick.«
    »Dann war es ihr Mann!«
    »Ja, John.«
    Ich holte tief Luft, denn ich fürchtete mich irgendwie vor der nächsten Frage. »Wo befindet sich dein Körper, Jane?«
    Sie ließ sich Zeit mit der Antwort. Endlos lange, wie mir schien. Ich geriet ins Schwitzen. Aus allen Poren drang mir der Schweiß und lag als kalte Schicht auf meiner Stirn, wo er sich zu kleinen Tropfen sammelte, die an meinen Wangen entlang dem Hals entgegenliefen.
    Janes Schatten bewegte sich. Er rutschte etwas zur Seite und glitt dabei über den Sesselstoff. »Ich habe keine Ahnung, wo sich mein Körper befindet. Sie müssen ihn weggeschafft haben. Nach irgendwohin. Ich weiß es nicht…«
    Ich stöhnte auf. Hilflos fühlte ich mich. So verdammt hilflos. »Wie kann ich dir helfen, Jane?«
    »Du kannst mir nicht helfen, John. Niemand kann es. Vielleicht der Spuk, der mich hierher geschickt hat, aber sonst wird es keiner schaffen. Es ist… es ist aus.«
    Das hatte ich befürchtet. Meine schlimmsten Ahnungen bestätigten sich. »Und wie soll es weitergehen, Jane?«
    Ich bekam keine Antwort.
    »Jane, sag etwas! Sag, wo du dich aufhältst. Wo befindet sich das Reich der Schatten. Ich werde zu euch kommen und dich holen. Bitte, Jane, rede!«
    Ich sprach gegen einen leeren Sessel. Denn der schwarze Schatten löste sich langsam auf. Er wurde zu einem grauen Schemen und war dann ganz verschwunden.
    Einfach weg.
    Ich stand allein.
    Und ich fühlte mich allein. Schrecklich verlassen, grausam im Stich gelassen. Ich preßte meine Hände vor das Gesicht und setzte mich auf einen Stuhl. Mindestens fünf Minuten blieb ich so sitzen. Aber davon hatte ich auch nichts. Wenn ich hier herumsaß, machte ich Jane nicht zu einem normalen Menschen. Es gab nur einen Weg. Ich mußte versuchen, ihren Körper zu finden, um ihn und den Schatten wieder zu vereinen, damit Jane Collins so wurde wie früher.
    Aber wie? Welche Spur hatten wir denn? Ein Name fiel mir ein. Mary Selnick.
    Ja, das war die Spur. Sie konnte uns helfen. Nein, sie mußte uns helfen.
    Die Depression verging, ich war wieder fit. In meinem Innern breitete sich ein ungeheurer Zorn aus, Ich würde Janes Körper finden. Koste es, was es wolle.
    Hastig sprang ich auf. Die fünf Minuten Dusch- und Umziehzeit, die nahm ich mir.
    Danach hielt mich nichts mehr in der Wohnung. Meine Ziel war Scotland Yard.
    ***
    Über der Tasse Kaffee standen die Dampfwolken. So heiß war das Getränk. Aber Mary Selnick rührte es nicht an. Stumm hockte sie auf ihrem Stuhl.
    Stumm und reglos.
    Sie hatte kein Wort gesprochen, keine Angaben zu ihrer Person gemacht und nicht auf eine Frage geantwortet. Nur zweimal hatte sie ein wenig gelächelt, das war alles.
    Sir Powell saß Mary Selnick gegenüber. Das einseitige Verhör war ihm auf den Magen geschlagen. Er trank wieder sein kohlensäurearmes Wasser und lutschte Tabletten.
    Suko hielt sich ebenfalls in seinem Büro auf. Auch er hatte verzweifelt versucht, die Frau zum Reden zu bringen, doch sie hatte keinen Ton gesagt.
    Zwischendurch war der Chinese einmal verschwunden. Er mußte sich um seine Maschine kümmern. Eine entsprechende Werkstatt war bereits informiert worden. In zwei Tagen sollte die Harley wieder wie neu sein. Suko hatte sich auch mit einem Schreiner in Verbindung gesetzt, damit in Janes Wohnung wenigstens eine provisorische Tür eingesetzt werden konnte.
    Nun warteten er und Sir Powell darauf, daß die Frau redete.
    Mary Selnick hatte auch noch nichts gesagt, als ich das Büro betrat. Ich sah es an den Gesichtern der beiden Männer, wie ›erfolgreich‹ das Verhör verlaufen war.
    »Sie kommen spät«, empfing mich Sir Powell vorwurfsvoll.
    »Ich wurde aufgehalten«, erwiderte ich, nahm mir einen Stuhl und setzte mich so, daß ich die Frau anschauen konnte.
    Das war also Mary Selnick, die Jane Collins mit einem Messer attackiert hatte. Eigentlich machte sie einen ganz normalen Eindruck, einen harmlosen sogar, doch wenn ich in ihre Augen schaute, dann entdeckte ich den harten Glanz darin.
    Und der war nicht harmlos.
    Diese Frau wußte genau, wo es langging.
    »Vielleicht sagt Sie bei

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