0089 - Guckys große Stunde
Schlachtbank, Gucky?" fragte Rhodan leicht erstaunt, weil er Guckys Rede nur am Rande verfolgt hatte. Er war zu sehr mit seiner Befehlsvorbereitung beschäftigt.
„Das weiß ich ja auch nicht, Boß. Der Dicke denkt ständig an eine Schlachtbank, und dafür hat er Flüche und Beschimpfungen, die mich fast schamrot machen ..."
In diesem Moment fuhr Reginald Bull aus seinem Sessel hoch und versuchte, sich auf den kleinen Mausbiber zu stürzen, doch auf halbem Weg blieb er wie festgenagelt stehen und war nicht einmal mehr in der Lage, einen Fuß zu heben.
Gucky spielte mit seinen telekinetischen Fähigkeiten und hatte sich als Opfer wieder einmal Bully ausgesucht.
„Oh, Perry", piepste der Mausbiber jetzt scheinbar aufgeregt, „nun verstehe ich, was der Dicke mit Schlachtbank meint ... damit meint er die morgige Parlamentsdebatte, und er hat Angst, daß ihr euch alle dabei den Hals brecht. Kann es denn tatsächlich so schlimm werden?"
Perry Rhodan blickte in Guckys ehrliche Augen. Der Kleine machte jetzt nicht einen seiner vielen Scherze. Besorgt, todernst stand der getreue Mausbiber vor ihm. Er hing mit einer unbeschreiblichen Freundschaft sowohl an Rhodan als auch an Bull. Für beide war er jederzeit bereit, sein Leben zu opfern. Mehr als einmal hatte er auch bewiesen, wie ernst es ihm mit diesem Wollen war.
„Nein, Gucky", antwortete Rhodan. „Man gibt nicht von einer Minute zur anderen eine mehr als siebzigjährige Arbeit auf, aber man kämpft darum, seine Pflicht auch weiterhin tun zu dürfen. Wir alle zusammen haben schon manchen heißen Kampf durchgestanden und werden auch den im Parlament..."
Da knackte eine der vielen Alarmverbindungen, die von den einzelnen Zentralen in Rhodans Büro endeten. Die Stimme des Solarmarschalls Allan D. Mercant klang aus dem Lautsprecher. Sie zitterte leicht.
„Sir, gleichlautende Agentenmeldungen aus Berlin, Oslo, New York, Tokio, Shanghai, Sidney, Kalkutta und Kapstadt... schlagartig einsetzende Flüsterpropaganda, der zufolge Sie Ihre Frau gegen den Rat aller Ärzte nach Arkon geschickt haben... und so weiter, Sir!"
Rhodans Gesicht wurde grau. Sekundenlang schloß er die Augen. „Danke, Mercant. Es ist gut!" In diesem Augenblick konnte Reginald Bull seine Füße wieder bewegen. Der Mausbiber hatte ihn aus der Gewalt seiner Telekinese entlassen.
Langsam trat Bully neben den Freund und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Hör mal", sagte er betont langsam, betont wichtig, „noch sind wir in der Lage, uns zu wehren. Und wir werden uns wehren, Perry. Überlaß die Antwort auf diese unbeschreibliche Niedertracht einmal mir. Du brauchst mich doch im Moment nicht? Über die Zentrale bin ich immer zu erreichen. Die wird Bescheid wissen, wo ich in den nächsten Stunden stecke. Und du, Gucky, mach's gut! Bring Thomas her, aber zu mir. Du liest ja jetzt meine Gedanken ..."
Gucky unterbrach den erschütterten Bully.
„Wenn Cardif das tatsächlich ausgebrütet hat, Bully, dann darf ich ihn nicht mehr zu dir bringen. Dann muß der Deserteur schleunigst unter ärztliche Kontrolle und in Behandlung ..."
Da flog Rhodans Kopf hoch. „Keiner faßt ihn an! Der Einsatz gegen Thomas Cardif findet nicht statt! Ich werde auch gegen das, was er als Flüsterpropaganda in die Welt gesetzt hat, nicht Stellung nehmen."
„Aber ich!" widersprach Bully. „Und in diesem Punkt nehme ich von dir keinen einzigen Befehl an, Perry. Ich habe bis heute über Cardif meine Hand gehalten und immer wieder gehofft und gehofft. Dieselbe Hand, die ihn zu beschützen versuchte, jagt ihn jetzt dorthin, wohin er gehört. Und daß er dahin kommt, dafür sorge ich. Ist das klar, Perry?"
Rhodan, immer noch der mächtigste Mann im Solaren System, gab keine Antwort. Ein Vater verzweifelte. Niemand achtete auf Gucky. In seinen großen Augen stand fassungsloses Erstaunen. Er, der fast alle Menschen an Intelligenz weit überragte, fühlte mit seinem Instinkt, daß hier, wo unverrückbare Tatsachen schattenlos zu bewerten waren, doch Schatten vorhanden waren. Er konnte nicht sagen, was ihn beunruhigte, aber die Beunruhigung war so groß, daß ein verzweifelter Entschluß in ihm reif wurde. Mit Reginald Bull, John Marshall und Fellmer Lloyd verließ er Rhodans Arbeitszimmer.
Einen Raum weiter teleportierte er. Niemand wunderte sich darüber. Guckys Abneigung gegen das Laufen war nur zu bekannt. Aber niemand kam auf den Gedanken, daß Gucky in der Zentrale des Raumhafens wieder rematerialisieren
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