009 - Dämonen-Duell
Zapor Xants Unmut nicht noch einmal zuziehen. Er war froh, daß er sich mit dem Bruder wieder halbwegs vertrug.
»Was suchen die?« fragte Josin leise.
»Keine Ahnung«, sagte Zapor Xant.
»Den Schädel des schwarzen Druiden?« fragte Cula.
Zapor Xant schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht. Erstens kann ich mir nicht vorstellen, daß sie von seiner Existenz Kenntnis haben, und zweitens können Menschen mit dem Druidenkopf nichts anfangen. Die Macht, die in ihm steckt, läßt sich nur von Dämonen aktivieren. Für Menschen ist der Kopf völlig wertlos.«
»Vielleicht sind die beiden Historiker, oder so was«, meinte Cula.
»Möglicherweise suchen sie nach dem Kopf, um ihn in irgendein Museum zu bringen.«
»Wir werden sie verjagen, sobald es Mitternacht ist«, sagte Zapor Xant.
Josin hob den Kopf. »Hast du dir schon mal den Himmel angesehen, Zapor Xant?«
Der Angesprochene schaute nach oben. »Wolken!« stieß er zornig hervor. »Verdammt!«
Die Wolken deckten in diesem Augenblick den Mond zu, und die bleiche, fast volle Scheibe kam nicht wieder zum Vorschein. Es war nicht damit zu rechnen, daß die Wolkendecke bis Mitternacht wieder aufreißen würde.
»So ein Pech!« ärgerte sich Cula.
»Jetzt können wir die ganze Sache abblasen!« knirschte Josin.
»Ohne das Mondlicht finden wir den Druidenschädel nicht. Wir müssen es morgen nacht nochmal versuchen.«
Josin wollte sich aufrichten.
»Wir bleiben«, zischte Zapor Xant.
»Es hat keinen Zweck«, behauptete Josin.
»Die Monteros werden in Kürze hier eintreffen.«
»Auch sie können ohne Hilfe des Mondlichts nichts anfangen.«
»Das ist richtig. Ich denke jetzt auch nicht an den Druidenkopf, sondern an die Möglichkeit, die Monteros anzugreifen. Wir werden sie heute nacht fertigmachen, Brüder. Mit oder ohne Druidenschädel. Die Monteros müssen sterben!«
***
»Tony!« Vladek Rodenskys verzweifelte Stimme drang an mein Ohr. Der zähe Brei berührte schon fast seine Unterlippe. Mein Herz krampfte sich bei diesem Anblick zusammen. An unseren Beinen schienen schwere Gewichte zu hängen, die uns unaufhörlich tieferzogen.
»Mein Ende ist nahe«, sagte Vladek.
Ich wußte nichts darauf zu sagen. Eine unsichtbare Schlinge schnürte mir die Kehle zu. Vladek würde sterben, und bald darauf ich… Wenn nicht noch ein Wunder geschah. Aber wer hätte es veranlassen sollen?
Niemand außer den Dämonen wußte, wie es um uns stand. Zu schreien hatte keinen Sinn. Es hätte uns ja doch niemand gehört.
Wir konnten uns nur selbst helfen. Aber wie? Vladek machte den Hals lang. In wenigen Minuten würde ihm der ekelhafte Brei in den Mund kriechen. Mir reichte der schwarzmagische Morast bis zur halben Brust.
Hatte ich alles versucht?
Wirklich alles?
Der Dämonendiskus fiel mir ein, diese starke Waffe, die mir Mr. Silver aus einer Stadt im Jenseits mitgebracht hatte. Diese milchig-silbrige Scheibe, die aus einem Material bestand, das man nicht analysieren konnte, hatte noch nie versagt. Ungeahnte Kräfte steckten in ihr. Sie hatte bisher jeden Dämon – selbst wenn er noch so mächtig war –, gegen den ich sie einsetzte, vernichtet.
Würde die Kraft des Diskus ausreichen, um unseren Tod zu verhindern?
Ich überlegte nicht lange. Es war keine Zeit zu verlieren. Blitzschnell riß ich mein Hemd auf und hakte die handtellergroße Scheibe los. Sie verdreifachte ihre Größe sofort.
Normalerweise verwendete ich sie als Wurfgeschoß.
Diesmal setzte ich sie zum erstenmal anders ein, und ich hoffte inständig, damit Erfolg zu haben. Der Diskus war mein allerletzter Rettungsversuch. Wenn der mißlang, blieb uns nichts anderes mehr übrig, als zu resignieren.
Mit der Flachseite schlug ich den Dämonendiskus auf die breiige Oberfläche. Es klatschte, und sofort wurden die Kräfte, die alles, was bösen Ursprungs war, vernichteten, frei.
Ein Krachen und Splittern!
Schlagartig erstarrte der schwarzmagische Sumpf. Wir sanken nicht mehr tiefer. Mein Herz machte einen Freudensprung. Wir durften weiterleben, brauchten nicht zu sterben, würden nicht in dem Morast ersticken.
Aber das weiche Grab, das uns hätte aufnehmen sollen, umschloß uns nun so hart, daß wir uns daraus nicht befreien konnten. Wir steckten fest darin.
Doch der Kampf des Diskus gegen die schwarzen Kräfte war noch nicht zu Ende. Er zertrümmerte den harten Boden. Um mich herum entstanden knisternde Sprünge. Die mich umgebende Härte wurde aufgebrochen, rieselte wie Sand. Ich fühlte mich
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