009 - Mordaugen
gab es
außer Mike Coogan einen weiteren Gast, einer, der sich auf radikale Weise
Einlaß ins Haus verschafft hatte.
Das Klirren
der zerbrechenden Terrassentür und Flatchers Aufschrei waren eins gewesen.
Larry hatte nicht gezögert, sich ebenfalls mit Gewalt Eingang in das Haus des
Arztes zu verschaffen.
Er hatte sich
mit aller Kraft gegen die massive Haustür geworfen, die seinem ersten Ansturm
widerstanden hatte. Der zweite Versuch schließlich war erfolgreich gewesen.
Aber trotzdem
kam er zu spät. Zu spät - für Dr. Flatcher.
Er sah den
Arzt am Boden hegen. Er hatte keine Augen mehr...
Das Licht
verlöschte, und der Schatten sprang ihn an.
Die Begegnung
zwischen dem Unheimlichen aus dem Garten und Dr. Flatcher hatte Larry gezeigt,
was für Folgen ein Blick in die »Augen« jenes anderen hatte.
Er zögerte
keine Sekunde. Wie durch Zauberei hielt er die Smith & Wesson Laser in der
Hand und drückte ab, als das unheimliche Pulsieren sich vor ihm verstärkte und
er das Gefühl hatte, in eine Sonne zu starren, die sich wie ein gleißender
Feuerball immer schneller zu drehen begann.
Der
Laserstrahl blitzte auf und stach wie ein dünner Finger in die Dunkelheit.
Wer das
Deckenlicht ausgeschaltet hatte, wußte Larry nicht.
Der Strahl
traf ins Schwarze.
Die Gestalt
vor ihm riß lautlos die Arme in die Höhe und brach wenige Zentimeter vor seinen
Füßen zusammen.
Brent hastete
zwei Schritte zurück und tastete nach dem Lichtschalter.
Nichts!
Es blieb
dunkel.
In der Finsternis
hörte Larry das Knirschen von Glas. Jemand eilte davon.
Aber die
Gestalt, der er den Laserstrahl zwischen die hohlen Augen gejagt hatte, lag
noch immer am Boden.
X-RAY-3 ließ
seine Taschenlampe aufflammen.
Zwei Männer
lagen am Boden. Beide hatten keine Augen. Der eine war tot, weil er den anderen
gesehen hatte, der Angreifer war tot, weil genau oberhalb der Nasenwurzel ein
kleines, kaum blutendes Loch zu erkennen war.
Der dritte -
Mike Coogan, der Mann, der die Dämonensonne gesehen hatte - aber fehlte.
Er war
geflohen!
X-RAY-3
suchte die Umgebung des Hauses ab.
Es gab keine
Spur von dem dritten Mann. Deshalb kehrte er in die Wohnung zurück. Das Licht
funktionierte noch immer nicht. Die Stromversorgung war aus einem
unerfindlichen Grund ausgefallen.
Nur um
nachzuprüfen, ob der Stromausfall allgemeiner Natur war, nahm er auch das
Telefon ab. Die Leitung war tot.
Was den
Stromausfall verschuldet hatte, ließ sich im Moment nicht feststellen. Offenbar
spielte dabei das Auftauchen des Augenlosen eine Rolle.
Im Schein
seiner Taschenlampe betrachtete Brent sich zuerst Dr. Brian Flatcher. Für ihn
gab es keine Hilfe mehr.
Die beiden
tennisballgroßen Schächte, die anstelle der Augen in seinem Kopf waren,
erschreckten Brent. Die gähnenden Öffnungen waren glatt, die Haut wirkte wie
marmoriert, die Blutgefäße wie ein erstarrtes Geflecht, das hinter einer
glasartigen Hautschicht eingeschlossen war.
Was immer die
Augen zerstört hatte - es war kein Instrument, keine Kraft, die es auf dieser
Welt gab! Es schien, als hätten glühende Stäbe die Augen herausgebrannt, oder
heiße Strahlen, die scharf gebündelt auf seine Sehorgane gerichtet waren.
Brent
fröstelte.
Er sah sich
dann den Verursacher all dieser Dinge an.
Reglos lag
auch er am Boden. Ein Mensch aus Fleisch und Blut? Ein Mensch aus dieser Welt -
oder einer anderen?
Bis auf die
fehlenden Augen, die den Tod Flatchers verursacht hatten, gab es keine
Besonderheiten an ihm festzustellen.
Der Mann war
etwa fünfunddreißig Jahre alt, hatte ein blasses, teigiges Gesicht und einen schmalen,
harten Mund, der im Tod leicht geöffnet war.
An der linken
Schläfe zeigte sich ein daumennagelgroßes Mal, ein leicht sich von der Haut
erhaben abhebender Leberfleck. Die Form war eigenwillig.
Sie erinnerte
Larry an einen Miniatur-Fledermausflügel...
Der Fremde
trug einen dunkelgrauen Anzug, ein beiges Hemd, keine Krawatte. Papiere hatte
er nicht bei sich.
Er war tot.
Herz und Atmung standen still.
Larry
richtete seine besondere Aufmerksamkeit auf die leeren Augen, und er wurde an
den Moment erinnert, als auch er kurz den Zwang verspürt hatte, in diese Augen
zu sehen. Der Zwang in den Tod! In letzter Sekunde aber hatte er es geschafft,
der Begegnung mit diesem Blick auszuweichen und gerade noch zu handeln.
Zwei Sekunden
Verzögerung hätten wahrscheinlich auch ihm den sicheren Tod gebracht. Eine
Gänsehaut überzog seinen Körper, als er daran dachte, daß auch er wie
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