0090 - Den Teufel zur Hölle geschickt
Hand am Griff.
»Jetzt!«, kommandierte ich und ließ los. Pund nahm gleichzeitig die Hand aus der Tasche.
»Na also, klappt ja großartig! Kommst du mit rauf in meine Wohnung?« Er nickte stumm und gemeinsam fuhren wir im Fahrstuhl nach oben. Ich schloss meine Wohnungstür auf, aber er wollte nicht vorgehen. Also ging ich zuerst hinein, warf den Hut an den Haken und betrat mein Wohnzimmer.
Slim Pund kam mir nach.
»Setz dich«, sagte ich leichthin.
Er ließ sich in einen Sessel fallen und stellte die Aktentasche neben sich.
»Einen Drink?«
Er nickte stumm. Ich mischte ihm einen dreifachen Whisky mit einer Spur Soda-Wasser und brachte ihm das Glas. Er nahm den Hut ab, setzte an und ließ sich den kräftigen Schluck durch die Kehle gleiten. Ich hätte ihn mit einem Haken erledigen können, während er trank, aber ich ließ ihn ungeschoren. Ich wusste, dass er mir nicht mehr entgehen konnte. Ich wollte hören, was er zu sagen hatte. Dass er ziemlich erledigt war, sah man ihm an. Sein Kinn war übersät von Stoppeln, und unter den Augen zeigten sich tiefe Ringe der Übernächtigung.
Als er absetzte, fragte ich: »Noch einen?«
Sein Gesicht drückte geradezu Dankbarkeit aus. Ich stellte ihm eine Flasche in Reichweite. Während er sich bediente, setzte ich mich in meinen Standardsessel und wartete ab.
»Aah«, sagte er, als er das zweite Glas absetzte. »Ich habe fast drei Wochen keinen Drink nehmen können. Traute mich nicht in einen Drugstore, seitdem ihr die Fahndung gegen uns entfesselt habt.«
»Und jetzt bist du diesen Zustand leid und nimmst die Hände hoch…«
Er besann sich auf die Politik, die er einzuschlagen beschlossen hatte.
»No«, widersprach er, »ich kam nur her, um mit dir zu verhandeln. Wenn du mir versprichst, was ich verlange, können wir uns einigen. Wenn nicht, gehe ich wieder.«
Ich verzichtete darauf, ihn zu fragen, wie er sich dieses Gehen gegen meinen Willen vorstelle. Stattdessen sagte ich: »Lass hören, was du dir gedacht hast.«
»Lasst ihr mich laufen, wenn ich euch Pat Stawford liefere?«
»Du weißt genau, dass es für einen Kidnapper keine Gnade gibt.«
»Aber ich bin kein Kidnapper«, versicherte er laut. »Hör zu, G-man! Ich habe mit der Entführung des Jungen nicht das Geringste zu tun. Ich war überhaupt nicht dabei. Ich habe ihn nie zu Gesicht bekommen, verstehst du? Stawford hat mich nur angeheuert, an der Abholung des Geldes mitzuwirken.«
»Und dafür versprach er dir einhunderttausend Dollar, Slim? Hört sich unwahrscheinlich an. Das musst du zugeben.«
»Es stimmt«, beteuerte er. »Siebzigtausend bekam ich. Hier sind sie.« Er klopfte auf die Aktentasche. »Keinen Dollar davon habe ich ausgegeben. Das ist doch kein Kidnapping, G-man, wenn man bei einer solchen Sache mitmacht. Dafür könnt ihr mich doch nicht auf den elektrischen Stuhl schicken? Höchstens ein paar Jahre kann ich dafür bekommen.«
»Stopp mal«, bremste ich ihn. »Du sagst, du warst an dem Raub des Kindes nicht beteiligt. Wer von euch hat dann den Jungen aus der Villa geholt?«
»Keine Ahnung. Ich war jedenfalls nicht dabei.«
»Pass mal auf, Slim! Der Junge wurde in der Nacht zum 24. entführt, wahrscheinlich gegen 2 Uhr nachts. Wo warst du zu dieser Zeit?«
»Keine Ahnung, G-man. Wahrscheinlich im Bett oder in einer Kneipe, aber bestimmt nicht in der Villa.«
»Slim, warst du mit einem der anderen zusammen, mit den Terluzzis oder mit MacLaw?«
Er kratzte sich den Kopf.
»Mit Greg war ich ja meistens zusammen. Wir spielten fast jeden Abend zusammen Billard. Sicherlich war es auch an jenem Abend so. Die Terluzzi-Brüder habe ich erst durch Pat Stawford kennengelernt. Pat hat uns zusammengetrommelt und erzählt, er hätte ’ne große, vollkommen risikofreie Sache für uns. Wir müssten nichts weiter tun, als an einer bestimmten Stelle und auf die bekannte Art einhunderttausend Dollar abzuholen. Siebzig Prozent davon dürfte jeder von uns behalten.«
»Habt ihr nicht gefragt, um welchen Dreh es sich handelte?«
»Doch, ich glaube, Greg fragte, aber Pat Stawford antwortete, ss ginge ihn nichts an, und wenn er nichts wüsste, brauchte er sich auch keine Sorgen darüber zu machen. Dass es sich um Kidnapping handelte, hörte ich zum ersten Mal von dir, als du in unserer Baracke auftauchtest, G-man. Glaub mir, ich war sehr erschrocken!«
Ich musste lachen. »Was dich nicht gehindert hätte, mich umzulegen, als Pat Stawford es euch befahl.«
»Nein, nein«, versicherte er, »ich
Weitere Kostenlose Bücher